Neue Instrumente für eine genauere Überwachung der biologischen Vielfalt
Einem Artikel zufolge, der kürzlich in der Fachzeitschrift „Scientific Reports“ veröffentlicht wurde, sind „Beobachtungssysteme eine wichtige Informationsquelle zu Veränderungen der biologischen Vielfalt, die zur Orientierung für die weitere Erforschung, Bewertung und Planung des Naturschutzes dienen“. Der Artikel zitiert das Europäische Biodiversitätsportal, das im Rahmen des EU-finanzierten Projekts EU BON entworfen und umgesetzt wurde, um Forschern, politischen Entscheidungsträgern und anderen, die sich für das Thema biologische Vielfalt interessieren, einen einfachen Zugang zu Erkenntnissen über Entwicklungen und Modellierungsverfahren zu ermöglichen. Im Projekt arbeitete man an der Aufstellung und Übernahme neuer Datenstandards, der Entwicklung von Instrumenten zur Förderung gemeinschaftlicher Forschung und auch daran, innerhalb der breiten Öffentlichkeit Interesse an wissenschaftlichen Themen zu wecken. Durch den Aufbau des European Biodiversity Observation Network hat man im Rahmen des Projekts EU BON fortschrittliche Techniken zur Datenanalyse sowie neue Modellierungsansätze und Strategien für eine zukünftige Überwachung der biologischen Vielfalt geschaffen. Praktische Anwendungen zum Schutz der Ressourcen und ihrer nachhaltigen Bewirtschaftung Mit Hilfe des Portals kann man Datensätze identifizieren, die für wesentliche Variablen der Biodiversität (Essential Biodiversity Variables, EBV) relevant sind und die, laut dem Artikel, „einen Rahmen für die umfassende Darstellung der verschiedenen Bestandteile der biologischen Vielfalt bieten, um Veränderungen im Laufe der Zeit messen zu können und die wichtigsten Lücken in der Datenerhebung zu identifizieren sowie die Überwachungsmethoden über Zeit und Raum zu verbessern.“ EBV können in Schutzstrategien einfließen: Der Species Population Trend Browser, eine der sechs EBV, kann genutzt werden, um die Trends und den Status von „Artenverteilung“ und „Artenreichtum“ zur Formulierung von evidenzbasierten Richtlinien zu ermitteln. Auf die Frage, wie das Portal den lokalen Interessengruppen nutzen kann, antwortete Clint Alibrandi von der Umwelt- und Wasserbehörde in Andalusien: „Damit können Interessengruppen auf lokaler, regionaler und nationaler Ebene mit Daten und Instrumenten arbeiten und sie zur Beratung heranziehen. Das Portal wird ihnen helfen, Bezug auf relevante politische Maßnahmen zur biologischen Vielfalt auf europäischer Ebene zu nehmen, um sie besser in einem lokalen Kontext umsetzen zu können.“ Neben Informationen über die biologische Vielfalt auf nationaler und regionaler Ebene weist das Portal analytische Instrumente wie das Species Richness Tool und das Business Analytics Dashboard aus, die Diagramme und aggregierte Daten bereitstellen, um die Entscheidungsfindung für Schutzmaßnahmen zu erleichtern. Wissenschaft funktioniert am besten gemeinschaftlich Um den Forschern die Möglichkeit zu geben, nahtlos zusammenzuarbeiten, gehört auch ein eLab zum Portal, ein virtuelles Labor, in dem Forscher Dokumente gemeinsam verwenden, am selben Projekt arbeiten und die gleiche Webschnittstelle nutzen können und mit dem umfassender Datenschutz sichergestellt ist. Die Zusammenarbeit innerhalb der Forschungsgemeinschaft ist wichtig, aber es ist auch unerlässlich, das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu stärken. Dies wird im Projekt konsequent berücksichtigt, weshalb das Portal über Elemente verfügt, die eine Beteiligung von wissenschaftlich interessierten Bürgern fördern. Bei EU BON arbeitete man auch mit der Europäischen Weltraumorganisation ESA zusammen. Neben anderen Organisationen hat sich auch die ESA verpflichtet, Personen zu unterstützen, die sich für biologische Vielfalt interessieren. So können verstärkt Fernerkundungsdaten genutzt werden, um Entwicklungen bei der biologischen Vielfalt zu überwachen. Zum Einsatz von Satelliten-Erdbeobachtungen sagte Marc Paganini von der ESA: „Wenn die Fernerkundung zur Erhebung von Biodiversitätsdaten auf dem Boden und zur Arten- und Lebensraummodellierung richtig eingesetzt wird, so kann sie zu einem wichtigen und wesentlichen Bestandteil der Biodiversitätsbeobachtungssysteme werden.“ Er fügte hinzu, dass es viele Umgebungen gebe, in denen Fernerkundung oft der einzige Weg sei, Überwachungen in großem Maßstab durchzuführen, wie zum Beispiel in Feuchtgebieten oder abgelegenen Regionen, die schwer zugänglich sind. Das Projekt selbst ist ein Produkt der engen Zusammenarbeit zwischen vielen verschiedenen Partnern. Zwischen Dezember 2012 und Mai 2017 brachte EU BON 31 Partner aus 15 europäischen Ländern, Israel, den Philippinen, Brasilien und von mehr als 30 assoziierten Partnern zusammen. Weitere Informationen: Projektwebsite
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