Zusätzliches Gewicht durch Jo-Jo-Diät
Die Weihnachtsfeiertage rücken näher, und viele Menschen werden in den kommenden Wochen größere Mengen an Speisen und Alkohol konsumieren. Infolgedessen denken sie möglicherweise schon jetzt über die fast obligatorische Entgiftung und Diät im Januar nach, die vielleicht auch der gute Vorsatz für das Jahr 2017 sein wird. Dem US-amerikanischen Unternehmen Nielsen zufolge sind Gewichtsreduzierung und der Wunsch, gesund und fit zu bleiben, die beiden häufigsten Vorsätze zum Jahreswechsel. Allerdings warnen Forscher der Universitäten Exeter und Bristol im Rahmen des EU-geförderten Projekts EVOMECH (The evolution of mechanisms that control behaviour) vor einer bestimmten intensiven Diät, die ihrer Meinung nach sogar eine zusätzliche Gewichtszunahme verursachen kann. In einer Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift „Evolution, Medicine and Public Health“ veröffentlicht wurde, fanden sie heraus, dass Menschen, die sich einer sogenannten Jo-Jo-Diät unterziehen – die letztendlich einen Teufelskreis aus Gewichtszunahme und immer strengeren Diäten darstellt – einen Überlebensmechanismus auslösen, der durch die Evolution fest in uns verankert ist und dazu führt, dass das Gehirn die wiederholten Diäten als Perioden der Nahrungsknappheit interpretiert. Das Ergebnis ist, dass das Gehirn den Körper dazu drängt, mehr zu essen und mehr Fett zu speichern, wenn der Mensch gerade keine Diät macht. Die Forscher erklären, dass Tiere auf das Risiko einer Nahrungsknappheit mit Gewichtszunahme reagieren. Deshalb sind Gartenvögel, wie das jahreszeitenabhängige Rotkehlchen, im Winter deutlich dicker, wenn es schwieriger ist, Samen und Insekten zu finden. Die Wissenschaftler konstruierten ein mathematisches Modell, um das Phänomen anhand eines simulierten Tieres zu untersuchen, das nicht weiß, wann die nächste Mahlzeit zu erwarten ist. Es zeigte, dass ein Tier, das die Gelegenheit nutzt, an Gewicht zuzulegen, in Zeiten der Knappheit die besten Chancen hat, seine Gene weiterzugeben. Wenn das Modell auf Menschen angewandt wird, die sich in einer Umgebung entwickelt haben, in der zuverlässige Nahrungsquellen manchmal reichlich und manchmal knapp vorhanden sind, so prognostiziert es folglich, dass sich der Drang zu essen während einer Diät extrem erhöht. Bedeutsam ist, dass dieser Drang auch in einer Zeit, in der Übergewicht eines der größten Gesundheitsprobleme der westlichen Welt darstellt, nicht verschwindet und man eher an Gewicht zunimmt, weil das Gehirn immer mehr davon überzeugt ist, dass es sich auf eine Hungersnot vorbereiten muss. Dr. Andrew Higginson, leitender Dozent für Psychologie an der Universität von Exeter und einer der Autoren dieser Studie kommentierte: „Überraschenderweise prognostiziert unser Modell, dass die durchschnittliche Gewichtszunahme von Menschen, die Diäten machen, sogar höher sein wird als die von Menschen, die nie Diäten machen. Das ist so, weil der Organismus von Menschen, die nie Diäten machen, davon ausgeht, dass die Nahrungsversorgung zuverlässig ist und keine Notwendigkeit besteht, Fettreserven aufzubauen.“ „Unser einfaches Modell zeigt, dass Gewichtszunahme nicht bedeutet, dass die Physiologie betroffenen Menschen fehlerhaft wäre oder dass sie von unnatürlich süß schmeckenden Produkten überfordert wären“, fügte Professor John McNamara von der mathematischen Fakultät der Universität Bristol hinzu. „Selbst wenn das Gehirn perfekt funktionieren würde, löst die Unsicherheit bezüglich der Nahrungsversorgung diese evolutionäre Reaktion der Gewichtszunahme aus.“ Somit stellt sich die Frage, welches denn der optimale Weg ist, um Gewicht zu verlieren. „Um nachhaltig Gewicht zu verlieren, sollte man sich dauerhaft gesund ernähren. Unsere Arbeit legt nahe, dass es viel eher als strenge Diäten hilft, immer nur ein bisschen weniger zu essen, als man sollte, und sich regelmäßig körperlich zu bewegen, um ein gesundes Gewicht zu erreichen“, rät Dr. Higginson. Weitere Informationen: CORDIS-Projektseite
Länder
Vereinigtes Königreich