Hoffnung für Herzpatienten dank neuer Diagnosetools
Bis zu 2 % aller Europäer leiden an Vorhofflimmern, einer Herzrhythmusstörung, die das Risiko für Schlaganfälle und Herzversagen erhöht und mit erhöhter Mortalität verbunden ist. Aufgrund Europas alternder Bevölkerung wird erwartet, dass Vorhofflimmern zukünftig häufiger auftreten wird, wodurch sich der Druck auf das ohnehin schon strapazierte europäische Gesundheitssystem weiter erhöht. Um dieses Problem anzugehen, sollten im EU-geförderten Projekt EUTRAF neue Verfahren zur frühzeitigeren Diagnose von Vorhofflimmern entwickelt und somit klinische Behandlungen einfacher und erfolgreicher gestaltet werden. Neben der Verbesserung der Patientenversorgung durch frühere Diagnosen und Behandlung wird erwartet, dass die derzeitigen Behandlungskosten für Vorhofflimmern durch das im November 2015 offiziell abgeschlossene Projekt gesenkt werden. Das Projektteam ist außerdem eng an einigen bahnbrechenden klinischen Studien beteiligt gewesen. Ein zentrales Ergebnis des Projektteams war, dass die tägliche Verabreichung von Statin für einige Tage vor und nach einer Herzoperation die Entwicklung von Vorhofflimmern nicht verhindert, jedoch das das Risiko eines Nierenschadens erhöht. Die Ergebnisse dieser Studie, die vom EUTRAF-Projekt mitfinanziert wurde, sind im Mai 2016 in der Fachzeitschrift „The New England Journal of Medicine“(NEJM) veröffentlicht worden. „Man weiß seit Jahren, dass Statine schnell entzündungshemmend und antioxidativ wirken“, erklärt Professor Barbara Casadei, die die Forschung an der Oxford University in Zusammenarbeit mit der Stiftung „British Heart Foundation“ leitete. „In Richtlinien wird derzeit zwar empfohlen, bei Herzoperationen zur Verringerung von Komplikationen Statine zu verabreichen, diese Wirkung konnte jedoch nicht stichhaltig nachgewiesen werden. Die Ergebnisse unserer groß angelegten, randomisierten, placebokontrollierten Studie belegen eindeutig, dass die Verabreichung von Statinen kurz vor und nach einer Herzoperation postoperative Komplikationen nicht verringert. Vielmehr wirkt sich dies negativ auf die Nierenfunktion aus.“ Diese Entdeckung könnte zur Nachbesserung internationaler Richtlinien zur Vorbeugung von Vorhofflimmern und anderen Komplikationen nach Herzoperationen führen. Die Ergebnisse geben jedoch keinen Anlass, den stichhaltigen Beleg infrage zu stellen, dass eine langfristige Behandlung mit Statinen das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls vermindert. Die EUTRAF-Wissenschaftler begannen im Jahr 2010 mit der Erforschung der Ursachen, des Verlaufs und der Behandlung von Vorhofflimmern. Für das Projekt wurden EU-Fördermittel in Höhe von 12 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Im Laufe der Projektforschung wurden neue Biomarker sowie neuartige Ionenkanäle und -pumpen für künftige Therapien ermittelt. Zudem führte das Team Forschungsarbeit an Tiermodellen zum besseren Verständnis der atrialen Blutflussregulation und der möglichen genetischen Komponenten von Vorhofflimmern durch. Aus diesem Ansatz entstanden neue automatische Verfahren zur Analyse von Vorhofflimmern in Echtzeit, neuartige Behandlungsmöglichkeiten und nicht-invasive Diagnoseinstrumente. Darüber hinaus entwickelten die Projektforscher erstmalig ein klinisches Entscheidungshilfemodul in Form einer Smartphone-App. Dank der EUTRAF-Projekt könnte Informationstechnologie angewendet werden, um zahlreiche Folgen von Vorhofflimmern wie Schlaganfälle oder Thromboembolien vorherzusagen und ihnen vorzubeugen. Außerdem führten die Projektwissenschaftler vorklinische Studien durch, um neue Möglichkeiten zur Messung von Fibrose und atrialer Fettinfiltration zu erforschen. Zudem demonstrierten sie, dass mithilfe atrialer Komplexizitätsparameter, die anhand von Elektrokardiogrammen festgestellt wurden, der Ausgang zahlreicher Therapien mit höherer Genauigkeit prognostiziert werden könnte. Weitere Informationen finden Sie auf: EUTRAF Projektwebsite
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Vereinigtes Königreich