EU-finanzierte Wissenschaftler bauen genombasierte „Referenzbibliothek“ für Blutkrankheiten auf
Es wurde eine neue wissenschaftliche Arbeit darüber veröffentlicht, wie Genomdaten, d. h. Informationen über das genetische Material eines Organismus, etwa DNA, frei zugänglich gestaltet werden können, während gleichzeitig ein angemessenes Maß an Datenschutz gewährleistet wird. Das Papier beinhaltet Leitlinien, die entwickelt wurden, um sowohl Mehrdeutigkeiten in der Interpretation von Open-Access-Daten zu reduzieren als auch einen kontrollierten Zugang zu erreichen. An der Realisierung dieser wissenschaftlichen Arbeit waren Forscherinnen und Forscher aus mehreren großen Forschungsprojekten, einschließlich des EU-finanzierten Projekts BLUEPRINT, beteiligt. Diese große Fünfjahresinitiative, die im Oktober 2011 an den Start ging, wird nahezu 30 Millionen EUR EU-Finanzierung erhalten. Das Projekt könnte die europäische Gesundheitsversorgung einem Wandel unterziehen, indem es unser Wissen darüber vermehrt, auf welche Weise Gene in gesunden wie auch kranken menschlichen Zellen aktiviert oder unterdrückt werden. Man hofft, dass die Resultate des BLUEPRINT-Projekts zu gezielterer Diagnostik und neuen Behandlungsmethoden für spezielle Blutkrankheiten bei einzelnen Patienten hinführen, wobei man diesen Ansatz bereits unter dem Stichwort „personalisierte Medizin“ verfolgt. Überdies wird die Einbeziehung von innovativen Unternehmen der epigenomischen Forschung im europäischen Privatsektor durch die Entwicklung neuer intelligenter Technologien neuen Antrieb verleihen. Erkrankungen, Verletzungen und eine Vielzahl von Umweltfaktoren wie Stress und Ernährung können Veränderungen in der DNA im Zellkern einer Zelle hervorrufen. Diese sogenannten epigenetischen Veränderungen stellen keine tatsächlichen Modifikationen im genetischen Code dar, sondern bringen die Zugabe von chemischen Gruppen in Proteine mit sich, die an der DNA-Organisation beteiligt sind. Deren Anordnung ist mit Krankheiten wie Krebs und Diabetes in Verbindung gebracht worden. BLUEPRINT - mit seinem Schwerpunkt Blutzellen - will diesen Vorgang nun noch besser durchschauen. Das Projekt startete mit der Erhebung von Daten darüber, wie Gene aktiviert oder unterdrückt werden können. Ziel ist die Erstellung von 100 Referenz-Epigenomen (Nachweise über chemische Veränderungen an der DNA), um das Team bei der Identifizierung von Markern oder Indikatoren von Veränderungen zu unterstützen, die Erkrankungsstadien ankündigen könnten. Man hat bereits Daten über eine Anzahl von gesunden Epigenomen von verschiedenen Blutzellarten veröffentlicht, was zur Identifizierung von mehreren neuen epigenetischen Modulatoren führte, die an der Tumorentstehung beteiligt sind. Um die enormen Datenmengen bewältigen zu können, wurden eine gemeinsame Strategie für Datenkoordination- und -analyse sowie Rahmenwerke für den kontrollierten Datenzugriff erstellt. Diese Infrastruktur ermöglicht es BLUEPRINT, epigenomische Kartierungen sofort der wissenschaftlichen Gemeinschaft zur Verfügung zu stellen. Überdies werden bessere Diagnoseinstrumente entwickelt, welche das Erfordernis großer Zellmengen verringern sollten. Letztlich passen die Projektziele sehr gut zum übergeordneten Ziel des IHEC (International Human Epigenome Consortium), einem globalen Konsortium, welches das Ziel verfolgt, den freien Zugang zu hochaufgelösten Referenz-Epigenom-Kartierungen des Menschen für die Forschungsgemeinschaft zu fördern. BLUEPRINT wird hier einen wertvollen Beitrag leisten, indem Referenz-Epigenome durch den Einsatz von topmodernen Technologien in völliger Übereinstimmung mit den vom IHEC festgelegten Qualitätsstandards erzeugt werden. Das BLUEPRINT-Projekt soll im September 2016 abgeschlossen werden. Weitere Informationen sind abrufbar unter: BLUEPRINT http://www.blueprint-epigenome.eu/
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