Forschung an gezielten Stammzelltherapien für degenerative Krankheiten
Eine neue, teilweise durch das EU-finanzierte Projekt PLURIMES geförderte Studie erzielte einen Durchbruch bei der Entwicklung von Muskelzellen im Labor, deren Ergebnisse in der Zeitschrift Nature Biotechnology veröffentlicht wurden. Mithilfe von Stammzellen produzierten die Studienforscher millimeterlange kontraktionsfähige Muskelfasern, die in der Lage sind, sich vielfach zu teilen. Den Forschern zufolge könnte mit der neuen Methode ein besseres Modell zur Verfügung stehen, um Krankheiten zu erforschen und Behandlungsalternativen zu testen. Die Verbesserung von Therapien ist eines der wichtigsten Ziele von PLURIMES, das seit Februar 2014 läuft und effizientere Methoden für die gezielte Differenzierung von Stamm- in Knochen- und Muskelzellen hervorbringen soll. Insbesondere legt das Projekt den Schwerpunkt auf pluripotente Stammzellen, die in der Lage sind, sich in fast alle Körperzellen zu differenzieren. Die Forscher wollen sich dabei die Fähigkeiten pluripotenter Stammzellen für neue Therapien gegen verschiedene degenerative Krankheiten wie Muskeldystrophie zunutze machen. Die ehrgeizige Aufgabe des Projekts PLURIMES besteht allerdings darin, spezielle Therapien für Muskel-, Knochen- und Knorpelerkrankungen zu entwickeln. Die Skelettmuskulatur gehört zu den häufigsten Gewebetypen im menschlichen Körper, und Skelettmuskelzellen lassen sich in großen Mengen nur schwer im Labor züchten. Anders als bei anderen Zelltypen wie etwa Herz- oder Darmzellen waren frühere Versuche, Muskelzellen effizient und spezifisch aus Stammzellen zu züchten, bislang kaum erfolgreich. Für PLURIMES wollen Stammzellforscher, Gentechniker, Entwicklungsbiologen und Spitzenforscher in der Zelltherapie nun in einem gemeinsamen fachübergreifenden Ansatz dafür sorgen, die europäische Forschung in diesem Bereich auf neuestem Stand zu halten. Eines der Hauptziele des Projekts ist der Aufbau einer Biotechnologieplattform zur gezielten Differenzierung pluripotenter Stammzellen in bestimmte Zellklassen. Ergänzt wird die enge Zusammenarbeit zwischen den Partnern durch fachspezifische Workshops und Laboraustauschprogramme. Für konkrete Ergebnisse wird das Projekt ein Instrumentarium an Fluoreszenzreportern entwickeln, um lebende Zellen zu beobachten und genauestens zu analysieren wie auch hochmoderne biotechnologische Ansätze umzusetzen. Unter Beteiligung von KMU sollen innovative Kultursysteme optimiert werden. Auf diese Weise kann das Team genau ermitteln, inwieweit pluripotente Stammzellen zu Skelettmuskulatur-, Knochen- und Knorpelzellen heranreifen können, was in vitro bzw. in vivo getestet und in präklinischen Krankheitsmodellen ausgewertet werden soll.PLURIMES wird von der EU mit insgesamt 6 Mio. EUR an Fördermitteln unterstützt und soll im Januar 2018 abgeschlossen sein. Das Projekt ist Teil des Gesundheitsforschungsprogramms HEALTH der Europäischen Kommission, einer größeren europäischen Initiative, der kürzlich ein Gesamtbudget von 42 Mio. EUR für Projekte im Bereich Stammzellforschung zur Verfügung gestellt wurde. Über den gesamten Projektzeitraum wird PLURIMES enge Kontakte zu anderen EU-finanzierten Konsortien aufbauen. Engere Kooperationsbeziehungen bestehen bereits mit drei anderen Projekten. Gemeinsamer Schwerpunkt all dieser Projekte ist die Erforschung von Prozessen der Selbsterneuerung und der Differenzierung von Stammzelltypen für verschiedene zellbasierte Therapieanwendungen. Weitere Informationen sind abrufbar unter: PLURIMES https://www.plurimes.eu/
Länder
Vereinigtes Königreich