Wissenschaft im Trend: Auf der Suche nach wirksamen Medikamenten und Impfstoffen gegen Ebola
Die Zahl der vermuteten, wahrscheinlichen und bestätigten Ebola-Fälle in Liberia, Guinea und Sierra Leone liegt bei 23 000 und die Zahl der Toten bei über 9 200. Doch es gibt immer noch keine nachweislich wirksamen Behandlungen oder Impfstoffe. Obwohl die Zahl der neuen Ebola-Fälle von 800 pro Woche zu Beginn des Ausbruchs auf etwa 100 pro Woche gesunken ist, darf man sich nicht entspannt zurücklehnen. Die Suche nach einem Wirkstoff oder Impfstoff zur Behandlung des Virus bleibt nach wie vor ein großer Schwerpunkt der Forschungsgemeinschaft und nun wurde ein beispielloser Fortschritt erzielt. Die BBC berichtet, dass Versuche, die normalerweise Jahre und Jahrzehnte benötigen, jetzt in einem Zeitraum von Wochen und Monaten durchgeführt werden. Erst in der vergangenen Woche hat ein französisches Forscherteam, das einen neuen Ebola-Wirkstoff mit dem Namen Favipiravir testet, aufgedeckt, dass dieser das Überleben der Patienten in den frühen Stadien der Krankheit verbessern könnte. In seiner Rede auf der Konferenz über Retroviren und opportunistische Infektionen (Conference on Retroviruses and Opportunistic Infections, CROI) bemerkte der leitende Forscher Denis Malvy von der Universität Bordeaux, dass die Versuche noch nicht abgeschlossen seien, weshalb die Interpretationen der Ergebnisse mit Vorsicht zu genießen sind. Er titulierte den Versuch als „Machbarkeitsnachweis“, der hoffentlich zu künftigen Versuchen beitragen werde. Die Forschungsarbeiten werden vom französischen INSERM (Institut national de la santé et de la recherche médicale) geleitet. Das Magazin Science berichtet, dass die ersten Versuche mit Favipiravir von Mitte Dezember bis Mitte Januar liefen. Während dieses Zeitraums erhielten 69 Erwachsene und Jugendliche 10 Tage lang diesen Wirkstoff. Die Ergebnisse dieser Versuche wurden mit Patienten verglichen, die drei Monate vor den Versuchen eine Standardbehandlung in denselben Kliniken erhalten hatten. Leider verstarb fast die Hälfte der Versuchsteilnehmer, was der Mortalität in der Kontrollgruppe entspricht. Doch bei der Analyse einer Untergruppe von Patienten, die mit geringeren Werten des Ebola-Virus in ihrem Blut in die Klinik gekommen waren, stellten die Forscher eine Erhöhung der Überlebensrate fest. Von den Patienten, die sich in Frühstadien der Infektion befanden, starben nur 15 % im Vergleich zu einer Mortalität von 30 % in der historischen Kontrollgruppe. Das Magazin Science berichtet jedoch, Malvy habe auf der Konferenz betont, dass die geringere Mortalität in der Gruppe möglicherweise nicht auf Favipiravir zurückzuführen sei. Auch das Arzneimittel Zmapp hat während des Ausbruchs Interesse erregt und so wurde jetzt in der vergangenen Woche in Liberia ein klinischer Versuch gestartet. Unter der Leitung des nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten in den Vereinigten Staaten in Zusammenarbeit mit der liberischen Regierung werden Ebola-Patienten in liberischen Behandlungszentren sowie infizierte Helfer, die in die Vereinigten Staaten zurückkehren, bzw. Alle, die sich vor Ort durch sekundäre Übertragung infizieren, an dem Versuch teilnehmen, so Medical Xpress. Zmapp ist eine Kombination aus monoklonalen Antikörpern, die an die Oberflächendornen auf dem Ebola-Virus andocken, und im Idealfall das Pathogen inaktivieren können. Die Antikörper werden in Tabakpflanzen gezüchtet, weshalb es schwierig ist, den Wirkstoff schnell herzustellen. Zahlreiche Impfstoffe werden derzeit entwickelt. Der BBC zufolge stehen momentan drei mögliche Immunisierungen an der vordersten Front. Ein Impfstoff wird von GlaxoSmithKline (GSK) und dem National Institutes of Health in den Vereinigten Staaten hergestellt, ein weiterer wird von der Public Health Agency von Canada und Merck entwickelt. Johnson and Johnson produziert in der Zwischenzeit zusammen mit Bavarian Nordic einen dritten. Die Versuche für den Impfstoff von Johnson and Johnson begannen im Januar 2015, während ein Versuch, an dem 30 000 Menschen teilnehmen werden, in Liberia beginnt, um die Impfstoffe von GSK und Merck nebeneinander zu testen. Die Ebola-Fälle können zwar abnehmen, doch Westafrika befindet sich immer noch mitten in einer der größten und komplexesten aktenkundigen Ebola-Epidemien. Das Rennen um die Senkung der Neuerkrankungen von 100 Fällen auf null und darum, sicherzustellen, dass die infizierten Personen wieder völlig gesund werden können, geht weiter.
Länder
Kanada, Frankreich, Guinea, Liberia, Sierra Leone, Vereinigte Staaten