Sicherheit oder Datenschutz? Eines schließt das andere nicht länger aus
Das Forscherteam vonABC4Trust testet diese Technologie nun mit der jüngeren Generation, die oft fälschlicherweise bezichtigt wird, es mit der eigenen Online-Sicherheit nicht zu genau zu nehmen. Dies sei allerdings nicht der Fall, so Prof. Dr. Kai Rannenberg , Koordinator des ABC4Trust Projekts. "Die Teilnehmer waren sehr interessiert daran, inwieweit persönliche Daten preisgegeben werden und wie dies gesteuert werden kann. Vor allem Studierende an Hochschulen sind der Ansicht, dass Anmeldedaten auf Attributbasis (Attribute-based Credentials, ABC) sie dabei unterstützen können, ihre elektronischen Identitäten zu verwalten und Internetdienste so zu nutzen, dass der persönliche Datenschutz nicht gefährdet ist." So können etwa die Schülerinnen und Schüler an der Norrtullskolan Sekundarschule in Söderham, Schweden, psychologische Beratungsdienste online in Anspruch nehmen. Jedoch konnten sie bis jetzt diese Dienste nicht unter einem Pseudonym nutzen - sie mussten sich mit ihrem Namen identifizieren, damit die Schule überprüfen konnte, ob sie dazu überhaupt berechtigt sind. Doch beim ABC4Trust-Piloprogramm erhält jeder Schüler einen Satz digitaler Zertifikate, die etwa Daten wie Anmeldestatus, Geburtsdatum u.a. validieren. Dadurch werden die persönlichen Daten der Schüler geschützt und die Sicherheit ist gewährleistet. Anstatt bei Nutzung der Beratung die gesamte Identität preiszugeben, können sie einfach eines der Zertifikate aus dem Satz verwenden, das am Pseudonym überprüft, ob sie tatsächlich Schüler dieser Schule sind. Ein anderes Pilotprogramm, das am Institut für Computertechnologie und Presse "Diophantus" entwickelt und an der Universität Patras , Griechenland, getestet wurde, erlaubt es den Studenten, anonym Feedback zu ihren Kursen und Vorlesungen abzugeben, während sichergestellt ist, dass nur eingeschriebene Studenten an den Umfragen teilnehmen können. Prof. Rannenberg sagt: "Unsere Studien zeigten, dass Schüler, Eltern und Studierende es zu schätzen wissen, weniger persönliche Informationen preisgeben zu müssen, wenn sie Dienste in Anspruch nehmen und Feedback hinterlassen. Auch die entsprechenden Behörden sind mit den Pilotprogrammen und dem Feedback zufrieden. Wir gehen davon aus, dass bald weitere europäische öffentliche Dienste und ähnliche Organisationen auf Datenschutz-ABCs umstellen." Benutzer wollen Datenschutz, Organisationen wollen Sicherheit Neuesten Erhebungen des Marktforschungsinstituts Ovum zufolge würden sich 68 % aller EU-Bürger dafür entscheiden, dass persönliche Daten nicht rückverfolgt werden können. In einer Rede im Mai betonte die EU-Kommissarin Neeli Kroes, dass die EU-Wirtschaft "dem Bürger zeigen müsse, dass der Online-Gang nicht nur praktisch, sondern auch vertrauenswürdig ist ... Mit belastbaren und sicheren Netzwerken und Systemen lässt sich dieses Vertrauen ganz gewiss aufbauen." Neue Formen des Onlinemanagements von Identitäten, die den Datenschutz verbessern ohne die Sicherheit zu beeinträchtigen, sind für Unternehmen wie Bürger von hoher Priorität. Für ABC4Trust so einfach wie das ABC ABC4Trust ist ein mit 13,05 Mio. EUR gefördertes Projekt, von denen 8,85 Mio. vom Siebten Rahmenprogramm der Europäischen Union (RP7) beigesteuert werden. Das internationale und multidisziplinäre ABC4Trust-Konsortium wird von der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Deutschland, geleitet und besteht aus 11 Partnern aus sieben Ländern. ABC4Trust wurde im November 2010 auf den Weg gebracht und hat eine Laufzeit von viereinhalb Jahren.