Vorbereitung auf das Unbekannte
Was könnte passieren, wenn Europa massiv überflutet wird oder das Internet komplett ausfällt? Diese und viele weitere unwahrscheinliche, aber durchaus mögliche zukünftige Ereignisse werden nun von der EU und ihren Politikgestaltern in Betracht dazu, da man gern auf fast alles vorbereitet sein möchte. Das EU-finanzierte Projekt IKNOW ("Interconnecting knowledge for the early identification of issues, events and developments (e.g. wild cards and associated weak signals) shaping and shaking the future of STI in the ERA") arbeitete an der Vorbereitung auf derartige möglichen Ereignisse. Das Projekt entwarf 44 mögliche Zukunftsszenarien im Detail und untersuchte, wie sich jedes einzelne auf das Leben auf unserem Planeten auswirken könnte und wie wir mit derartigen Situationen umgehen sollten. Man identifizierte und analysierte Wildcards (WI) oder Probleme, die das Potential in sich tragen, unsere Zukunft zu erschüttern, sowie die schwachen Signale (Weak Signals, WE) oder Probleme, die sie derzeit gestalten. Das Team betrachtete insbesondere die Effekte von WI-WE auf die Politik im Zusammenhang mit der europäischen und nationalen Wissenschaft und Technik (W/T). IKNOW folgte zielführend dem Foresight-Ansatz, der Antizipieren, Empfehlen und Transformieren der Zukunft in Bezug auf Technik/Technologie, Ökonomie, Ökologie, Politik, soziale und ethische Fragen beinhaltet. Des Weiteren stützte man sich auf Horizon Scanning, d. h. Bestandsaufnahmen und systematische Ausschau, um Grenzthemen im Zusammenhang mit Politik und Forschungsagenden, begonnen bei überraschenden Wendungen und der Saat der Veränderung bis hin zu Trends, Strategien, Praktiken und Haltungen zu überwachen und zu analysieren. Zu den wichtigsten Leistungen des Projekts zählte die Erkenntnis, wo die europäische Forschungspolitik proaktiv sein muss, sowie die Vorwegnahme wichtiger Veränderungen in der europäischen Forschungslandschaft. Man thematisierte anstehende und neu aufkommende Probleme in der Politik, die weitreichende Folgen für W/T in Europa haben könnten. Die Projektpartner entwickelten wichtige ausgeklügelte Rahmenbedingungen zur Identifizierung, Klassifizierung, Gruppenbildung und Analyse von WI-Cards und WE-Signalen. Man analysierte WI-WE Implikationen und die zu erwartenden Auswirkungen auf die wichtigsten Dimensionen in Hinsicht auf die Vision des Europäischen Forschungsraums (EFR). Die Forscher benannten überdies wichtige Kennzahlen, um den Unsicherheitsgrad und potenzielle Auswirkungen der zukunftsorientierten Fragen zu bewerten. Man erarbeitete etliche für die Politik geltende IKNOW-Alarmsignale und das IKNOW-EFR-Toolkit, das eine Quelle für Referenzen und der Inspiration für die mit dem EFR verbundenen Akteure darstellt. IKNOW untersuchte im Folgenden, wie WI-WE auf das Forschungsmanagement anzuwenden sind, ermittelte, welche Themen durch WI-WE Ressourcen geprägt werden, und betrachtete, auf welche Weise WI-WE in die W/T-Politik Eingang finden können. Man überprüfte gleichermaßen WI-WE-Anwendungen in Bezug auf die EFR-Agenda, und untersuchte speziell, wie EFR-Forschungsprojekte entwickelt und verwaltet werden können. IKNOW konnte die WI-WE Forschung weltweit mit Hilfe einer Reihe von Workshops, Konferenzen, Verbreitungsmaßnahmen und der Projektwebsite deutlich voranbringen und deren Auswirkungen auf die Innovation und den EFR ausmachen. Die im Entstehen begriffenen Stellungnahmen, Interviews, nationalen Studien und das EFR-Toolkit werden zur Vorhersage und Bewältigung zukünftiger Bedrohungen und Überraschungen betragen und dabei Innovation und inspirierende Ideen für die Forscherinnen und Forscher freisetzen.