Europa strebt nach besserer QIST-Forschung
Die Kluft zwischen dem, was die Industrie eigentlich braucht, und der an den Hochschulen geleisteten Forschungsarbeit ist zuweilen leider sehr breit. Diese Lücke kann mithilfe eines Austauschforums geschlossen werden. Bestimmte Forschungsfelder brauchen diese Ebene der Zusammenarbeit mehr als andere. Da ein großes Spektrum von Themen abdeckt werden muss, ist die Quanteninformationswissenschaft und -technologie (QIST) eines dieser Gebiete. Überdies beruht diese Disziplin auf den physikalischen Gesetzen der Quantenmechanik anstelle der klassischen Physik und deshalb ist QIST ein wichtiger Forschungsfixpunkt für zukünftige Anwendungen in den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT). Das Problem, mit dem QIST-Wissenschaftler konfrontiert sind, besteht darin, dass sie nicht immer über gleichartige Forschungsarbeiten in anderen Mitgliedstaaten Bescheid wissen. Dies kann durchaus Verzögerungen von Geschäftsmöglichkeiten bei Anwendung und Ausnutzung von Forschungsresultaten für die Gesellschaft bedeuten. Die Dynamik der frühen und führenden Rolle Europas in der Quanteninformationswissenschaft und -technologie muss aber beibehalten werden. Das EU-finanzierte Projekt ERA-Pilot QIST ("European research into quantum information science and technology") identifizierte Schlüsselbereiche der europäischen Forschung und Chancen der verstärkten Zusammenarbeit zwischen all den verschiedenen Wissenschaftlern, politischen Entscheidungsträger und Industrievertretern, um den potenziellen Nutzen von QIST zu maximieren und zu realisieren. Das Projekt wollte nicht nur ein Austauschforum zwischen diesen Akteuren schaffen, sondern zeigte außerdem bestbewährte Forschungspraktiken auf und schuf eine Reihe von Maßnahmen, die durch einzelne Mitgliedstaaten und die Europäischen Kommission in Pläne für zukünftige Finanzierungspolitik aufgenommen werden können. Das ERA-Pilotprojekt QIST unterbreitete überdies Vorschläge in Bezug auf Wege, wie am besten Cluster regionaler und thematischer Exzellenzzentren zu bilden sind. Die Navigation durch all diese Initiativen hindurch und das Finden einer optimalen Lösung für alle Beteiligten ist eine Aufgabe, die eher langfristiges Engagement einfordert. Aber zunächst musste man innerhalb des Projekts ein Klassifikationsschema für QIST erarbeiten, das die wissenschaftliche Gemeinschaft auf Entwicklungen in dem Gebiet hinweist und umfassend darüber informiert. Nach Fertigstellung wurde das Programm zügig von der wissenschaftlichen Gemeinschaft eingeführt und umgesetzt. Tatsächlich wurde hier zum ersten Mal - von einer Organisation oder im Laufe eines Projekts - ein derart umfangreiches und benutzerfreundliches Klassifikationssystem entwickelt. Mit der Klassifikation nach Ort und Einsatz kann die europäische QIST-Gemeinschaft nun die verschiedenen Arbeitsgruppen in fast allen europäischen Ländern ganz einfach durch Zugriff auf eine Online-Datenbank analysieren. Als nächstes erarbeiteten die Projektforscher eine europäischen QIST-Leitlinie. Diese Leitlinie soll einen Dialog zwischen Wissenschaftlern, Politikmachern und Vertretern der Wirtschaft anregen. Das Projekt betrachtete und verglich schließlich die europäische QIST-Forschung mit anderen Strukturen außerhalb Europas. Hier nutzten die Forscher die Gelegenheit, beste Praktiken zu erkennen, die in die Europäischen Forschungsrahmenprogramme übernommen werden könnten. Resultat des Ganzen: Das ERA-Pilotprojekt QIST konnte die europäische QIST-Forschung fördern und unterstützen. Online-Datenbank, Leitlinie und die vergleichende Untersuchung mit nichteuropäischen Forschungsstrukturen ermöglichen es nun den Forschungsarbeitsgruppen hier in Europa, besser mit ihren Kollegen und der Industrie zusammenzuarbeiten. Auch sachbezogenes Wissen sowie relevante Empfehlungen zur Finanzierung von Institutionen auf nationaler und europäischer Ebene sind verfügbar, damit Europa seine Dynamik in Bezug auf QIST-Forschung und Anwendung bewahren kann.