Mikroorganismen als blinde Passagiere
Schiffe nehmen zur Stabilisierung vor Fahrtantritt bestimmte Mengen an Ballastwasser auf, das dann am Zielhafen abgelassen wird. Im Wasser befinden sich Steinchen und Sedimente, die von Tausenden von Mikroorganismen besiedelt werden. Schätzungen zufolge verteilen Schiffe auf diese Weise täglich mehr als 3.000 nicht einheimische Arten über die Weltmeere. Das Einschleppen exotischer oder nicht einheimischer Arten kann Ökosysteme irreversibel aus dem Gleichgewicht bringen und sogar zum Aussterben von Arten führen. Um die Situation unter Kontrolle zu bringen, arbeitete die Internationale Seeschifffahrts-Organisation (IMO) Richtlinien und Empfehlungen für Wasserreinigungsverfahren sowie Kontrollmaßnahmen und Grenzwerte für Mikroorganismen in Ballastwasser aus. Ziel des EU-finanzierten Projekts Martob war es, die Einschleppung lebender Organismen durch Ballastwasser zu verhindern. Zudem wurden Verfahren entwickelt, um das Ballastwasser bereits während der Fahrt zu reinigen. Für Labortests stellten die Forscher eine spezielle "Martob-Mikrobenlösung" her, um sämtliche Verfahren und Organismen in der Lösung auf ihre biologische Wirkung auf die Umwelt zu untersuchen. Bewertungskriterien waren u.a. die Sicherheit der Schiffsbesatzung, Kostenfaktoren und mögliche Korrosionseffekte. Unter der Vielzahl an Möglichkeiten zur Wasserbehandlung legten die Martob-Partner Wert auf eine winkel- und nischenfreie Wassertankkonstruktion, in denen sich die fremden Bakterien schlecht einnisten können. Auch Ballastwasserpumpen spielen eine wichtige Rolle beim Abtöten der Mikroorganismen. Zur Vereinfachung der Umsetzung entsprechender Vorschriften empfahlen die Martob-Forscher ein vorgeschriebenes Wasserreinigungsverfahren, auf deren Basis Küstenschutzbehörden Nachweise zur aktiven Durchführung dieses Verfahrens in einer Datenbank speichern können. Die Forschungen im Rahmen von Martob bilden die Grundlage für eine einheitliche Regelung der Ballastwasser-Behandlung. Weitere Forschungs- und Entwicklungsbemühungen in diesem Bereich können verhindern, dass immer mehr Ökosysteme zerstört oder aus dem Gleichgewicht gebracht werden.