Messung von Gemischen östrogener Verbindungen
Chemische Substanzen, die das weibliche Hormon Östrogen nachahmen, haben Auswirkungen auf Wasserlebewesen. Das ist bekannt und gibt wachsenden Anlass zu Besorgnis. Ein mit diesen Verbindungen einhergehendes Problem ist die Störung des Fortpflanzungssystems bei einer Reihe von Fischarten. Die meisten wissenschaftlichen Forschungsarbeiten haben sich bisher auf die durch einen einzelnen chemischen Stoff ausgelösten Effekte konzentriert. Eine Erkennung der Ursache der bei aquatischen Organismen vorgefundenen Auswirkungen erfordert jedoch mehr Wissen darüber, welche Effekte auftreten, wenn die mutmaßlichen Verursacher als Gemisch vorliegen. Innerhalb des ACE-Projekts untersuchte man die von Kombinationen östrogener Substanzen verursachten Auswirkungen. Weitaus besser als eine Untersuchung einzelner Stoffe spiegelt dieser Ansatz wider, was in der realen Welt tatsächlich vor sich geht. Im interdisziplinären Forschungsteam des Konsortiums waren Spezialisten für Fischbiologie, Endokrinologen, Statistiker und analytische Chemiker vereint. Die Projektpartner von der VU University Amsterdam setzten den ER-CALUX-Assay (Estrogen responsive chemical activated luciferase gene expression) ein, um die kombinatorischen Effekte von 13 östrogenen Substanzen auf eine menschliche Brustkrebs-Zelllinie zu testen. Die Verbindungen wurden zunächst einzeln untersucht, um ihre Wirkung bei verschiedenen Konzentrationen zu bestimmen. Dann wurden Gemische dieser Östrogenimitationen in Verhältnissen auf der Basis dieser Werte in den Assay eingesetzt. Es konnten auch dann signifikante Effekte der Gemische festgestellt werden, wenn jede vorhandene Substanz in einer Konzentration vorlag, die allein genommen noch keine erhebliche Auswirkung hätte. Der ER-CALUX-Assay zeigte sich als extrem empfindlich und sorgte für problemlos reproduzierbare Ergebnisse -auch für Gemische, die aus vielen Komponenten zusammengesetzt waren. Die Erkenntnisse des ACE-Projekts zeigen, dass es in einigen Fällen möglich war, die durch ein Gemisch von Substanzen generierten Effekte genau vorherzusagen. Diese Informationen können nun einen Beitrag zur Schaffung wirkungsvollerer Umweltstandards zum Schutz der Gewässer und der Allgemeinheit leisten.