Erweiterte Realität, die buchstäblich ins Auge fällt
Sollten Sie jemals Geräte getestet haben, die virtuelle oder erweiterte Realität nutzen, haben Sie wahrscheinlich stets zwei bestimmte Probleme wahrgenommen: eine relativ geringe Auflösung, die das Eintauchen in die Szenerie beeinträchtigt, sowie ein Mangel an Anwendungsfällen, die über die Unterhaltung hinausgehen. Beide Probleme sind tatsächlich eng miteinander verflochten. Matti Nylander, Finanzdirektor beim finnischen Start-up Varjo erklärt: „Bisher kann aufgrund geringer visueller Wiedergabetreue das Potenzial immersiver Technologien für den professionellen Bereich nicht vollständig ausgeschöpft werden.“ Varjo begegnet diesem Problem mit Headsets, die die gleiche Auflösung aufweisen wie das menschliche Auge. Das Gründungsteam griff auf gebündelte Fachkenntnisse zurück, die die einzelnen Mitglieder in ihrer ehemaligen Position bei führenden Anbietern gewinnen konnten. Damals waren sie verantwortlich für die Entwicklung und Vermarktung von mobilen Geräten bei Nokia und Microsoft. „Unsere Expertise verschaffte uns einen Vorteil bei der Konzeption der nächsten Generation von Produkten für den Einsatz virtueller (VR), erweiterter (AR) und gemischter Realität (XR). Insbesondere Erfahrungen bezüglich der Entwicklung von Kameratechnologien und Softwaresystemen erwiesen sich als unverzichtbar für die Gestaltung unserer XR-1 Developer Edition [Entwicklerversion]“, so Nylander. Für sein Projekt EXTEND erhielt das Unternehmen im April 2018 Fördermittel im Rahmen der Phase 2 des KMU-Instruments. Es beschäftigt sich seitdem mit Feinanpassungen und stellt die Weichen für die Markteinführung seiner Produkte. Das Headset XR-1 ist eines von drei Produkten, die Varjo anbietet. Daneben gibt es noch das VR-2 sowie das VR-2 Pro. Dieses Gerät arbeitet mit gemischter Realität und eignet sich für Fachkräfte aus den Bereichen Simulation und Ingenieurwesen, Forscherinnen und Forscher sowie Designfachleuten denn es zeichnet sich durch fotorealistische Wiedergabetreue und eine äußerst niedrige Latenz aus. „Das XR-1 ist das erste und einzige Gerät für gemischte Realität, das in der Lage ist, Reales und Virtuelles wirklich gleichartig erscheinen zu lassen. Es handelt sich um den Punkt, an dem es nicht mehr möglich ist, zwischen Realität und Illusion zu unterscheiden. Dieser wurde nun zum ersten Mal mit einem professionellen Produkt erreicht“, erläutert Nylander. „Das XR-1 erlaubt einen nahtlosen Übergang von realen in virtuelle Umgebungen und umgekehrt. Nehmen wir als Beispiel ein Ausbildungsszenario im Flugzeugcockpit. Hier ist das XR-1 das erste Gerät, das Nutzern eine Instrumentenanzeige und Kontrolleinheiten präsentiert, die sich an die Umgebung mit gemischter Realität anpassen.“ Neben seiner Auflösung verfügt das XR-1 über weitere Verkaufsargumente. Es spielt Videos ab, um immersive Erfahrungen mit erweiterter Realität zu erzeugen und zu steuern. Sein Sichtfeld ist etwa doppelt so breit wie das von Konkurrenzgeräten, die optisch durchsichtig sind, und es setzt maschinelles Sehen sinnvoll ein. „Das XR-1 ist mit einem aktiven Infrarotsystem ausgestattet, das ihm Informationen über seine Umgebung liefert. So kann das Headset ermitteln, in welcher Entfernung von ihm sich Gegenstände befinden. „Das ist sehr wichtig, da nur so virtuelle Objekte realistisch mit der realen Welt interagieren und in ihr vorhanden sein können. Wenn Sie etwa Ihre Hände vor das Headset bewegen, können virtuelle Elemente, die mit anderen, weiter entfernten Gegenständen verknüpft sind, durch Ihre Hände verdeckt werden“, erklärt Nylander. Aber das ist noch nicht alles: Das XR-1 verfügt außerdem über eine integrierte Funktion zur Verfolgung der Augenaktivität, die sich auf intelligente Algorithmen stützt. Dies ermöglicht eine beispiellose Präzision und Genauigkeit bei der Erstellung blickbasierter Interaktionen.
Simulationen für den professionellen Einsatz
Bereits jetzt ist das XR-1 auf dem Markt erhältlich und hat weltweit kommerzielles Interesse erweckt. Unternehmen wie Audi, Saab, Boeing, Airbus und Volkswagen arbeiten eng mit Varjo zusammen, um neue Anwendungen zu entwickeln. Volvo Cars setzt beispielsweise die Technologie von Varjo für gemischte Realität bei der Durchführung von Designstudien für künftige Fahrzeugmodelle ein, noch bevor diese gebaut werden. Ihr Ingenieursteam kann zudem für Tests von Sicherheitssystemen ein Headset tragen, das gemischte Realität einsetzt, und dabei reale Fahrzeuge steuern. FlightSafety International – eines der weltweit führenden Unternehmen für professionelle Luftfahrtausbildung – verwendet ebenfalls die XR-1 Developer Edition, um eine Trainingslösung anzubieten, bei der eine virtuelle Darstellung der Welt mit einem echten Cockpit verschmilzt. „Das XR-1 von Varjo hat die Hindernisse bezüglich der Auflösung von Headsets überwunden. Von nun an können Piloten und Auszubildende die Instrumente entsprechend der Szenerie ablesen, was in der Vergangenheit nicht möglich war und ein großes Hindernis darstellte, das dem Einsatz dieser Geräte im Weg stand. Es handelt sich wirklich um einen Meilenstein“, schließt Bob Vaughn, Produktmanager bei FlightSafety.
Schlüsselbegriffe
EXTEND, Varjo, gemischte Realität, erweiterte Realität, Headset, menschliches Auge, hohe Auflösung