Molekulare Kamera ermöglicht Echtzeit-Bildgebung von Resektionsgrenzen in der Tumorchirurgie
Europaweit werden jährlich mehr als drei Millionen Krebserkrankungen diagnostiziert. Mit Behandlungskosten, die 125 Mrd. EUR übersteigen, ist dies eine enorme wirtschaftliche Belastung. Trotz medizinischer Fortschritte ist die chirurgische Entfernung noch immer die primäre Behandlungsmethode bei den meisten Krebsarten.
Genaueste Bilddaten für Chirurgen
Das EU-finanzierte Projekt CerISMA prüfte die klinische Wirksamkeit einer innovativen Technologie, mit der sich Tumoren in einem einzigen Arbeitsgang chirurgisch entfernen lassen. So kann das Bildgebungssystem LightPath™, entwickelt vom Unternehmen Lightpoint Medical Ltd im Vereinigten Königreich, PET-Kontrastmittel (Positronenemissionstomographie) detektieren, die häufig bei präoperativen Scans eingesetzt werden. Wie Projektkoordinatorin Joanne O’Shea erklärt, kann der Chirurg mit „LightPath™ erkranktes von gesundem Gewebe unterscheiden und damit beim Eingriff die Tumorränder definieren.“ Die molekulare Kamera LightPath™ erkennt Tscherenkow-Strahlung, die erstmals in den 1930er-Jahren beschrieben wurde. Tscherenkow-Strahlung entsteht, wenn sich ein geladenes Teilchen schneller als Licht durch Materie wie Wasser oder Gewebe bewegt. Erst 2009 entdeckte man, dass auch PET-Kontrastmittel, die inzwischen in der Tumordiagnostik eingesetzt werden, dieses sichtbare Licht erzeugen.
Definition von Tumorgrenzen durch Kontrastmittel
Vor einer Operation erhält der Patient ein Kontrastmittel, das sich selektiv in den Krebszellen anreichert. LightPath™ macht dann unmittelbar nach der Entfernung eine Aufnahme der Tumorprobe. Da sich Kontrastmittel in biologischem Gewebe nur wenige Millimeter bewegen, zeigt das LightPath™-System positive Signale von Krebszellen nur wenige Millimeter von der Oberfläche des Gewebes entfernt, sodass die Resektionsränder deutlich zu sehen sind. Besonders bei Brustkrebs ist die vollständige Entfernung des Tumors entscheidend für den Behandlungserfolg, allerdings kann die histologische Aufarbeitung des Resektats bis zu zwei Wochen dauern. Bei fast 25 % aller Patienten ist die Analyse der Ränder positiv, sodass zu einer Nachoperation und/oder weiteren adjuvanten Therapien geraten wird. Die Wirksamkeit von LightPath™ prüfte CerISMA nun in einer klinischen Studie.
Licht auf dem Weg in die Zukunft
Das Bildgebungssystem LightPath™ wurde in einer Brustkrebspilotstudie am Guy’s & St Thomas’ Hospital in London und in einer größeren Studie mit mehr als 60 Patienten in drei polnischen Krankenhäusern getestet. Wie die Ergebnisse bestätigen, können die Tumorränder während der chirurgischen Entfernung von Brusttumoren sicher und effektiv beurteilt werden. Insgesamt lieferte LightPath™ hochwertige Bilder bei akzeptabler, niedriger Strahlenbelastung für das Fachpersonal. Die hervorragenden Ergebnisse, die CerISMA erzielte, sind für die Weiterentwicklung der LightPath™-Technologie von entscheidender Bedeutung. Im Projektverlauf bereitete das Unternehmen den Vertrieb an Frühanwender des Bildgebungssystems in Deutschland, den Niederlanden und dem Vereinigten Königreich vor. Die fortlaufende Auswertung der Ergebnisse zusammen mit neuen Daten aus aktuellen klinischen Pilotstudien zu Prostata- sowie Kopf-/Halskarzinomen wird die Markteinführung des Systems weiter befördern. Mit Blick auf die Zukunft geht O’Shea davon aus, dass „das LightPath™-Bildgebungssystem teure Nachoperationen und adjuvante Therapien bei vielen der häufigsten Krebsarten deutlich reduzieren kann.“ Das Gerät ist nicht nur für die medizinische Versorgung eine innovative Lösung, sondern kann auch Behandlungskosten in der Onkologie erheblich senken.
Schlüsselbegriffe
CerISMA, LightPath™, Chirurgie, Kontrastmittel, Bildgebungssystem, Brustkrebs, Pilot, Krebsstudie