Neuartige Materialien für Stents reduzieren Herzentzündungsrisiko
Winzige Metallröhrchen, sogenannte Stents, die den Blutfluss durch erkrankte Herzgefäße aufrechterhalten, indem sie langsam Medikamente freisetzen, haben das Leben von Millionen Menschen mit Herzerkrankungsrisiko gerettet. Doch sobald sie in die Arterien eingesetzt werden, besteht ein geringes Risiko einer lebensbedrohlichen Komplikation, der sogenannten späten Stentthrombose. Diese tritt auf, wenn sich der Stent mit verklumptem Blut füllt und die Blutversorgung unterbrochen wird. Hauptziel des durch die EU finanzierten PRESTIGE-Projekts, das im Dezember 2010 startete, war die Entwicklung neuer Strategien zur Verhinderung später Stentthrombosen, an der jedes Jahr in Europa rund 25.000 Menschen sterben. PRESTIGE begann mit der Identifizierung zweier Hauptziele: der Bewertung neuer Stentformen, die für eine bessere Prävention dieser Gefahr sorgen könnten, und der Entwicklung neuartiger Bildgebungstechnologien zur Frühdiagnose. Neben den offensichtlichen gesundheitlichen Vorteilen besitzen diese Innovationen das Potential, dem europäischen Gesundheitssektor einen bedeutenden wirtschaftlichen Impuls zu verleihen. Im Jahr 2010 wurden in Europa mehr als 1,2 Millionen Stents implantiert. Angesichts der alternden Bevölkerung wird der Bedarf an dieser Art von Eingriffen wachsen. Dieses Projekt soll auch dazu beitragen, Kostenreduzierungen in den europäischen staatlichen und privaten Krankenversicherungssystemen anzuregen, indem die Notwendigkeit von Notoperationen reduziert wird und Patienten mit Herzerkrankungen länger leben können. Ein wichtiges Element des Projekts war die Entwicklung und Bewertung neuer Stentmaterialien. Mit Medikamenten beschichtete Stents setzen Wirkstoffe frei, welche die Bildung von potenziell schädlichem Narbengewebe eindämmen, das in den ersten Monaten nach der Implantation auftreten kann. Doch diese Stents können manchmal auch eine Entzündungsreaktion hervorrufen, die zu Stentthrombosen führen kann. PRESTIGE hat den Weg zur Entwicklung neuer Stentmaterialien und Beschichtungen bereitet, indem ein besseres Verständnis der Frage erreicht wurde, wie Stentoberflächen mit Blutzellen interagieren. Dadurch konnte das Team sich auf die Entwicklung möglicher alternativer medizinischer Beschichtungen konzentrieren, die ein geringeres Entzündungsrisiko nach der Implantierung haben. Patientenversuche wurden erfolgreich durchgeführt und hatten ermutigende Ergebnisse. Ein zweiter Ansatz war, Stents mit einer dünnen Schicht spezieller Antikörper zu versehen. Diese körpereigenen Proteine erkennen fremde Objekte und können mit ihnen umgehen. So werden gesunde Zellen angezogen und auf der Oberfläche des Stents verankert. Erste Tests dieser mit Antikörpern modifizierten Stents im Labor haben eine erhebliche Senkung des Entzündungsrisikos nachgewiesen, da es unwahrscheinlicher ist, dass der Körper ein Objekt angreift, das körpereigene gesunde Zellen enthält. Ein weiterer zentraler Aspekt des Projekts war die Entwicklung neuer Bildgebungstechniken. Die Partner des PRESTIGE-Projekts konnten das "Imaging Core Laboratory for Angiographic and Optical Coherence Tomography Analysis" am ISAResearch-Center des Deutschen Herzzentrums in München, Deutschland, nutzen. Das Labor stellt modernste Ausrüstung und Expertise zur Verfügung. Das Projekt, an dem sich 14 europäische Institute beteiligen, soll im November 2014 abgeschlossen werden. Das Konsortium, das vom Deutschen Herzzentrum München koordiniert wird, hat bereits bedeutende Fortschritte bei der Behandlung schwerer Komplikationen und von Herzerkrankungen, der Haupttodesursache weltweit, zu verzeichnen.Weitere Informationen sind abrufbar unter: PRESTIGE-Projekt http://www.prestige-fp7.eu/ Projektdatenblatt
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