Gülle optimal in der Landwirtschaft nutzen
Dung von Tieren ist in der Landwirtschaft ein wertvoller Rohstoff. Als Düngemittel versorgt Gülle den Boden mit Stickstoff, Phosphor und organischer Materie - alles Stoffe, die für die Nachhaltigkeit der europäischen Landwirtschaft von entscheidender Bedeutung sind. Aber Gülle kann auch negative Auswirkungen auf die Umwelt haben, je nachdem wie sie verwendet wird. Gülle kann beispielsweise Oberflächen- und Grundwasser oder in Form von Geruchs- und Treibhausgasemissionen die Luft verschmutzen. Und nach der wiederholten Ausbringung von Gülle kann es im Boden zu Nährstoffungleichgewichten und einer Ansammlung von Schwermetallen und Antibiotika kommen. Das von der EU finanzierte Projekt BIOECOSIM ("An innovative bio-economy solution to valorise livestock manure into a range of stabilised soil improving materials for environmental sustainability and economic benefit for European agriculture") soll eine ressourcen- und energieeffiziente Pilotanlage für die Verarbeitung von Gülle in sichere und stabile Stoffe entwickeln und demonstrieren, die sich leicht handhaben, transportieren und einsetzen lassen. Unter der Leitung von Forschern der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e. V. wird BIOECOSIM ein kostengünstiges System entwickeln, das eine Reihe innovativer Technologien vereint. Das Team nutzt einen integrierten Ansatz und ein Geschäftsmodell, das in der Landwirtschaft in allen EU-Ländern breite Anwendung findet. "Bei der Lösung des BIOECOSIM-Projekts geht es darum, die vorhandenen, am besten verfügbaren Technologien für die Verarbeitung von Gülle voranzubringen", sagt Sukhanes Laopeamthong von der Fraunhofer-Gesellschaft. "Ein Teil der Energie, die unser neuer Prozess benötigt, wird durch die Verbrennung von Synthesegas erzeugt, das aus Gülle gewonnen wird, wodurch sich der Bedarf an fossilen Brennstoffen verringert." Er fügt hinzu: "Das der Gülle entzogene Wasser wird in der Tierzucht und zur Bewässerung eingesetzt, während die verbleibenden bodenverbessernden Stoffe in agronomischen Versuchen mit drei repräsentativen Pflanzenarten und drei verschiedenen Bodentypen bewertet werden. Die Nachhaltigkeit unseres Ansatzes wird gemäß ISO-Normen bewertet." Laopeamthong zufolge kann durch den neuen Prozess das Problem der Überdüngung in Regionen mit intensiver Viehhaltung gelöst werden. "Davon werden Viehzüchter profitieren, da sie aus dem Verkauf von Produkte zur Bodenverbesserung und Synthesegas für die Energieproduktion Einkommen erzielen können, anstatt hohe Kosten für die Entsorgung der Gülle tragen zu müssen", sagt er. Er fügt hinzu: "Gleichzeitig werden Ackerbauern profitieren, weil sie weniger von synthetischen, nicht erneuerbaren und importierten Düngemitteln abhängig sind, um ihre Ernteerträge beizubehalten bzw. zu erhöhen." Die Partner des BIOECOSIM-Projekts sind überzeugt, dass sich neue wirtschaftliche Gelegenheiten erschließen, sobald kleine landwirtschaftliche Betriebe ihre Ergebnisse auf überregionaler Ebene in die Praxis umsetzen. "Letztendlich könnten mehr als 11 Millionen Beschäftigte in der Landwirtschaft der EU von diesen Ergebnissen betroffen sein", sagt er. "Das Projekt wird die vollständige Nachhaltigkeit des vorgeschlagenen Ansatzes durch wirtschaftliche und ökologische Maßnahmen garantieren, die mittelfristig auf ganz Europa ausgedehnt werden können, sodass wir einer ressourceneffizienten Kreislaufwirtschaft näherkommen." BIOECOSIM erhielt EU-Fördermittel in Höhe von 3,8 Mio. EUR und wird noch bis September 2016 laufen.Weitere Informationen sind abrufbar unter: BIOECOSIM http://www.bioecosim.eu/index.html Projektdatenblatt Fraunhofer-Gesellschaft http://www.fraunhofer.de
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