Die Stärkung der Immunität - und der Impfforschung
Die Impfung hat bereits große Erfolge im Kampf gegen viele schwerwiegende ansteckende Krankheiten verzeichnet. Es gibt allerdings auch weiterhin viele dieser Krankheiten, oder vielmehr "Pathogene", gegen die wir keine lebenslange, schützende Immunität bieten können. Kurz vor Kroatiens Beitritt zu der EU ist Professor Stipan Jonjics ERC-geförderte Forschung zu neuen Impfstoffen, die besseren Schutz liefern sollen, bereits im vollen Gange. Professor Jonjic ist der erste kroatische ERC-Donatar, der sein Projekt in Kroatien ausführt. Unser Körper verfügt nicht nur über ein angeborenes Immunsystem, er kann auch noch Immunität gegenüber konkreten Pathogenen erlangen - das ist genau das, was Impfstoffe erreichen sollen. Prof. Jonjic und sein Forschungsteam untersuchen das Potential einer geschwächten, bzw. "abgemilderten" Version des Cytomegalovirus (CMV), die als neues Liefersystem oder "Vektor" für Impfstoffe fungieren könnte. Prof. Jonjics Projekt STADVINN, das nach Erhalt des ERC Advanced Grant 2012 gestartet wurde, zielt darauf ab, den Virus so zu modifizieren, dass er sich in seinem Wirt vermehren und eine starke Immunreaktion gegen bestimmte Infektionen auslösen kann - die im Immunsystem gespeichert wird - gleichzeitig aber so weit geschwächt ist, dass er harmlos bzw. nicht mehr "pathogen" ist'. Die Idee gründet auf meinem beständigen Interesse an der Immunreaktion gegenüber viralen Krankheitserregern - genauer gesagt CMV - und insbesondere an den Mechanismen, die von solchen 'immunsubversiven' Viren genutzt werden, um der Immunkontrolle zu entgehen und in ihrem Wirt zu überleben, obwohl ein gut gerüstetes Immunsystem gegen sie arbeitet", so Prof. Jonjic von der Fakultät für Medizin von der Universität Rijeka in Kroatien. Der Projektansatz konzentriert sich auf einen Rezeptor namens NKG2D, der von sogenannten "natürlichen Killerzellen" (NK) - einem Teil des angeborenen Immunsystems - und CD8+ T-Zellen, einem weiteren Typ weißer Blutkörperchen, die Bestandteil des angeworbenen Immunsystems sind, exprimiert wird. Diese T-Zellen merken sich den Kontakt zu den fremden "Antigenen" einer Infektion, so dass eine nachfolgende erneute Infektion mit demselben Erreger schnell in den Griff gebracht wird. "Die Induktion spezifischer CD8+ T-Zellen wurde weiträumig als mögliche Methode der Wahl bei der Entwicklung von Impfstoffen anerkannt, insbesondere bei solchen Pathogenen, bei denen Impfstoffe auf Antikörperbasis keinen ausreichenden Schutz bieten können. Geschwächte Herpesviren, zu denen auch CMV gehören, gelten somit als attraktive Vektor-Kandidaten für Impfstoffe gegen eine Reihe klinisch relevanter Infektionen", erklärt Prof. Jonjic. Wir haben verschiedene CMV-Gene charakterisiert, die an der Subversion der NKG2D-abhängigen Immunreaktion beteiligt sind, was auf die große Bedeutung dieses Rezeptors bei der Immunkontrolle hinweist", meint er. "Die Hauptidee hinter diesem Projekt gründet also auf unseren Daten, die andeuten, dass ein CMV-Vektor, der NKG2D exprimiert, dabei jedoch gleichzeitig nicht über seine viralen Hemmstoffe verfügt, ein unglaubliches Potential in sich trägt, die Effizienz der CD8+ T-Zellenantwort zu steigern." Eine der größten Gefahren bei der Verwendung echter, geschwächter Viren als Vektoren liegt darin, dass das Immunsystem sie so effektiv unter Kontrolle hält, dass die Impfstoffe nicht genug Immunität gegen zukünftige Infektionen auslösen. "Der Impfstoffvektor, den meine Gruppe entwickelt hat, wird zwar effektiv kontrolliert, löst jedoch zugleich eine sehr wirkungsvolle Immunreaktion aus und verleiht damit Schutz gegen Infektionen der nicht abgeschwächtenViren, die uns in der Welt begegnen", führt Prof. Jonjic weiter aus. Er gibt an, "Wir möchten nun diesen Impfstoffvektoransatz gegen verschiedene Antigene von Mikroorganismen und Tumoren testen, und wir arbeiten bereits an der Übertragung der Daten, die wir im CMV-System von Mäusen gewonnen haben, auf einen Vektor mit menschlichem CMV." Prof. Jonjic hofft, dass diese Forschung und die von anderen Forschern in Kroatien durch den diesjährigen EU-Beitritt des Landes gefördert werden. "Ich bin sehr optimistisch und freue mich schon darauf", sagt er. "Freie Kommunikation und die Überwindung von Landesgrenzen sind wichtige Aspekte der Wissenschaft. Persönliche Verbindungen sind von großer Bedeutung für eine derartige internationale Zusammenarbeit. Ich habe in der Vergangenheit bereits viel Unterstützung von meinen deutschen Kollegen erhalten, als ich dort meine Karriere anfing, momentan arbeite ich mit Wissenschaftlern aus Nachbarländern zusammen, so zum Beispiel Serbien, Slowenien und Bosnien-Herzegowina." "Die kroatische Wissenschaft trägt ein großes Potential inne und das Land hat bereits erfolgreich EU-Fördermittel gewonnen, doch kann sich die Wissenschaft ohne Mobilität nicht weiterentwickeln. Europa hat viele und doch gemeinsame Identitäten - jedes einzelne Land ist eigenständig und doch europäisch -, ein Beitritt zur EU wird Studenten und jungen Forschern dabei helfen, zu reisen und Ideen auszutauschen", sagt er abschließend.Weitere Informationen sind abrufbar unter: Website des Forschers http://www.medri.uniri.hr/~jstipan/Research.html Projektdatenblatt Europäischer Forschungsrat http://erc.europa.eu
Länder
Kroatien