Neuer, milliardenschwerer 10-Jahresplan für Graphen
Graphen, eine neue Substanz aus der Welt der Manipulation von Materie in atomarer Größe, könnte das Wundermaterial des 21. Jahrhunderts werden. Die Entdeckung, wie wichtig dieses Material für die Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) wird, ist der Schwerpunkt der Koordinierungsmaßnahme GRAPHENE-CA des Siebten Rahmenprogramms (RP7), das unter dem Themenbereich "Ideen" finanziert wird. Graphen ist die zweidimensionale, kristalline Form von Kohlenstoff: eine einzige Schicht aus Kohlenstoffatomen in hexagonaler Form, mit einem Atom an jedem Nexus. Bisher war man der Ansicht, dass solche zweidimensionalen Kristalle unmöglich als freistehende Objekte geschaffen werden konnten - oder überhaupt existieren konnten -, bis Physiker an der Universität Manchester im Jahre 2004 tatsächlich Graphen herstellten. Als Kristall ist das zweidimensionale Graphen dreidimensionalen Materialien wie Silicium recht ähnlich. Im Gegensatz zu anderen Materialien bewegen sich die Elektronen im Graphen über große Entfernungen, ohne dabei zu kollidieren, nicht einmal bei Raumtemperatur. Somit ist die elektrische Leitfähigkeit der Elektronen 10- bis 100-mal höher als die von Halbleitern. Diese Tatsache macht Graphen zu einem sehr vielversprechenden Kandidaten für zukünftige elektronische Anwendungen. Ziel von GRAPHENE-CA ist die Erforschung des Potenzials von Graphen, sowohl hinsichtlich konventioneller als auch radikal neuer IKT-Applikationen. Indem sie mehrere Disziplinen zusammenführt und eine breites Spektrum von Problemen angeht, vom fundamentalen Verständnis der Materialeigenschaften bis hin zur Graphenproduktion, bietet diese ambitionierte Initiative strukturierte Pläne für neue, notwendige Forschungen und Wege der Implementierung in industriell verwendbaren Technologien. Neun Partner sind aktiv in der Graphenforschung und den Netzwerkaktivitäten involviert: die Universitäten Manchester, Lancaster und Cambridge im Vereinigten Königreich, das Katalanische Institut für Nanotechnologie in Spanien, die Gesellschaft für Angewandte Mikro- und Optoelektronik mbH (AMO GmbH) in Deutschland, die Europäische Wissenschaftsstiftung, der Italienische Nationale Forschungsrat, der Nokia-Konzern sowie als Koordinator die technische Hochschule Chalmers in Schweden. GRAPHENE-CA wurde am 1. Mai 2011 gestartet und wird den Weg bereiten für die künftige zehnjährige, mit 1 Mrd. Euro ausgestattete Flaggschiffinitiative für neue und künftige Technologien (FET): "Graphen-driven revolutions in ICT and beyond" (GRAPHENE). Der Aktionsplan für die Flaggschiffinitiative wird der Europäischen Kommission im Jahre 2012 mit dem Ziel vorgelegt, GRAPHENE 2013 als eines der zwei aktiven Flaggschiffe einzuführen. Die Vorzeigeinitiative GRAPHENE bringt eine große europäische interdisziplinäre Forschungsgemeinde zusammen. Sie umfasst über 130 Forschungsgruppen und als nachhaltiger Inkubator für neue Sektoren von auf Graphen basierenden IKT-Applikationen agieren und dafür sorgen, dass europäische Industrien in den nächsten 10 Jahren eine tragende Rolle in dieser radikalen Technologiewende spielen werden. Der Leiter von GRAPHENE-CA, Professor Jari Kinaret von der Technischen Hochschule Chalmers, dazu: "Wir sind davon überzeugt, dass die Nutzung des vollen Potenzials, das Graphen uns bietet, einen wesentlichen Einfluss auf die Gesellschaft als Ganzes haben wird. Wir begrüßen sehr, dass die Europäische Kommission unsere Ansicht teilt und an unseren fokussierten und offenen Ansatz der Weiterentwicklung glaubt."Weitere Informationen unter: Chalmers University of Technology http://www.chalmers.se/en/Pages/default.aspx GRAPHENE Flagship http://www.graphene-flagship.eu/ EU-Vorzeigeinitiativen der neue und zukünftige Technologien (FET) http://cordis.europa.eu/fp7/ict/programme/fet/flagship/home_en.html
Länder
Deutschland, Spanien, Italien, Schweden, Vereinigtes Königreich