Auf den Beinen bleiben: SMILING-Lauftraining für Ältere
Die Forscher Europas setzen unbeirrt den Kampf gegen altersbedingte Beeinträchtigungen und zugunsten der sozialen Eingliederung fort. Experten des SMILING-Projekts ("Self mobility improvement in the elderly by counteracting falls"), das innerhalb des Siebten EU-Rahmenprogramms (RP7) 2,25 Mio. EUR erhielt, sahen ihr Ziel in der Verhinderung von Verletzungen durch Stürze. Ihr Weg: Ältere Menschen darin zu trainieren, auf simuliertem unebenen Gelände zu laufen, während auch noch eine andere Tätigkeit ausgeführt wird. Das Ergebnis: Ein Paar computergesteuerter Schuhe, die Veränderungen in Höhe und Steilheit des Bodens unter den Füßen eines Nutzers während des aktiven Gehens nachbildet. Aus aktuellen Daten geht hervor, dass 33% der Menschen über 65 Jahre mit einem höheren Risiko zu stürzen leben, oder sogar bereits einen Sturz erleiden mussten. Solche Stürze verursachen nicht nur Verletzungen, sondern können auch zu einem emotionalen Trauma führen und die betreffende Person dazu nötigen, ihre Mobilität deutlich einzuschränken. Nach Angaben der SMILING-Partner besteht der beste Weg zur Verhinderung potenzieller Stürze in der Verbesserung der Bewegungsfähigkeit. Mobilität steigert nicht nur das Wohlbefinden eines Menschen, sondern sie ist für die Teilnahme an einer Vielzahl täglicher Aktivitäten und auch für die Fortführung von Beziehungen zu Familie und Freunden sowie zum Einkaufen unverzichtbar. Das SMILING-Konsortium, bestehend aus elf Experten in vier EU-Mitgliedstaaten (Italien, den Niederlanden, der Slowakei und dem Vereinigten Königreich) sowie Israel und der Schweiz, geht davon aus, dass sein innovativer Ansatz die Benutzer dazu bringen wird, "neue Herausforderungen im Hinblick auf Bewegungsabläufe in Echtzeit zu lösen, indem variable Umgebungen geschaffen werden, in denen die Zielgruppe aktiv reagieren und seine Problemlösungsfähigkeiten einsetzen muss." Wie die Partner erklären, lernen die Anwender mithilfe eines auf die Bedürfnisse des Einzelnen zugeschnittenen Trainingsprogramms mit den SMILING-Schuhen zu laufen, während sie nebenbei auch andere Aufgaben wie Sprechen oder Ballspielen ausführen. "Das Gehirn wird dazu angeregt, neue motorische Strategien zu lernen beziehungsweise erneut zu erlernen, um diesen täglichen Verrichtungen sicherer und effektiver nachkommen zu können", erläutert Projektkoordinatorin Dr. Fiorella Marcellini gegenüber CORDIS-News. "Die kontinuierliche Veränderung der Motorenstellungen in den Schuhen simuliert bei jedem Schritt einen unebenen Untergrund und macht die Übung damit schwieriger und einzigartig." Gegenüber anderen Projekten besticht SMILING durch seinen multidisziplinären Ansatz: Mithilfe fortschrittlicher Technologien und neuer Trainingsmethoden fördert SMILING eine Neustrukturierung des Rehabilitierungsprozesses bei Senioren. "Die wissenschaftliche Innovation des SMILING-Projekts basiert auf Chaostheorie und der Theorie dynamischer Systeme," verdeutlicht Dr. Marcellini. "Aus Sicht der Technik ist das System ein wichtiges Beispiel aus dem Gebiet der Mechatronik. Das SMILING-System könnte zukünftig in Fitnessstudios und Gesundheitszentren sowie auch zu Hause zum Einsatz kommen, um das Laufen und den Gleichgewichtssinn älterer Menschen zu trainieren und zu verbessern und dadurch Stürzen vorzubeugen." Die Koordinatorin weist darauf hin, dass die Integration höchst innovativer Systemkomponenten sowie die Validierung der vorgeschlagenen Lösung mithilfe echter Anwender und Fachkräfte für die SMILING-Partner eine große technische Herausforderung darstellte. Zu den Plänen der Partner im Hinblick auf die Vermarktung des Projektergebnisses sagt Dr. Marcellini: "Das SMILING System ist nach heutigem Stand bereit für die nächste Phase der Wertgestaltung. Aus ersten Ergebnissen klinischer Validierungen konnten die Designer und Entwickler konkrete Rückschlüsse zur technischen Zuverlässigkeit ableiten und einige anfängliche Ideen zur Solidität des Konzepts, d. h. der Nutzung des Systems als Trainingssystem zur Sturzprävention, beitragen. "Das gemäß Projektnutzungsplan entwickelte und in diesen eingeschlossene Hauptprodukt ist das SMILING-PRO-System für Therapeuten, Ärzte, Physiotherapeuten und Fitnesstrainer für ältere Menschen. Somit sind die Zielkunden hauptsächlich in geriatrischen Krankenhäusern und Kliniken zu finden, was in Europa rund 30 000 potentielle Kunden ausmachen dürfte. Und in den Senioren-Fitnesszentren warten ungefähr 68 000 weitere potenzielle Kunden." Abgesehen von den älteren Menschen werden laut dem Konsortium auch andere von der Forschungsarbeit profitieren: Rehabilitationszentren, Krankenhäuser und Pflegeheime in Europa und im Ausland. "Mit der demografischen Alterung unserer Gesellschaft kann man davon ausgehen, dass diesen Bevölkerungsteilen erhebliche öffentliche Mittel zukommen werden", kommentiert Dr. Marcellini. "SMILING bietet eine einfache Lösung, die sehr innovativ und leicht zu bedienen ist. Und da hier öffentliche Gelder eingespart werden können, werden Gesundheitsdienstleister am Kauf interessiert sein. Die SMILING-Ergebnisse werden außerdem Fachleuten und Betreibern aus dem Gesundheitswesen im Sektor Rehabilitation zugutekommen, da eine innovative und anpassbare IKT-Lösung [Informations- und Kommunikationstechnologien] und ein Trainingsprogramm vorliegen. Eine Implementierung des Sturzpräventions-Programms wird vonseiten der Forscher des SMILING-Projekts zur Verfügung gestellt werden." Die Koordinatorin weist darauf hin, dass SMILING "ein gutes Beispiel für die Entwicklung zukünftiger IKT-Systeme für Mobilität und Rehabilitation im Rahmen des Achten Rahmenprogramms (RP8) und des gemeinsamen Programms "Umgebungsunterstütztes Leben" (Ambient Assisted Living, AAL) sowie des Sektors der virtuellen Realität sowohl für Forschungs- als auch Unterhaltungsumgebungen ist." Als einem von mehreren EU-finanzierten Forschungsprojekten, die Mobilität und Sturzprävention bei älteren Menschen untersuchen, wird SMILING auf effektive Weise die Forschung mit Feedback versorgen. Die Koordinatorin sieht zukünftig "Weiterentwicklungsmöglichkeiten bei Gewichts- und Größenreduzierung, der Anwendung der Modularitätsprinzipien für den Komponentenaustausch und bei der Reparatur sowie einen weiteren Schwerpunkt bei der Verbesserung der Zuverlässigkeit." Die SMILING-Partner planen eine weitere Zusammenarbeit in europäischen Forschungsprojekten.Weitere Informationen unter: SMILING: http://www.smilingproject.eu Siebtes Rahmenprogramm (RP7): http://cordis.europa.eu/fp7/home_de.html
Länder
Schweiz, Israel, Italien, Niederlande, Slowakei, Vereinigtes Königreich