Irische Forscher entdecken Einfluss probiotischer Bakterien auf Zellphysiologie
EU-finanzierte Forscher aus Irland enthüllten die positive Wirkung synthetisch hergestellter Probiotika auf die Physiologie von Fettzellen in Tiermodellen. Die im Fachblatt Microbiology vorgestellte Studie wurde zum Teil durch das Projekt BIOCLA (Production of CLA [conjugated linoleic acid]-enriched dairy products by natural means) finanziert, das fast 1,7 Mio. EUR aus dem Fünften Rahmenprogramm (RP5) der EU erhielt. Die Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse zum präventiven und therapeutischen Potenzial spezieller Probiotika. Die Forscher vom irischen Alimentary Pharmabiotic Centre (APC) des University College Cork und des Lebensmittelforschungszentrums Teagasc Moorepark stellten synthetisch einen Lactobacillus-Stamm her, der das Molekül CLA produziert. Wie sich herausstellte, verändert das Molekül signifikant die Zusammensetzung von Fettgewebe in Testmäusen, deren Futter mit dem synthetischen Bakterienstamm versetzt worden war. Der Verzehr lebender Bakterienstämme, so die Schlussfolgerung des Forscherteams, könnte daher den Stoffwechselprozess in verschiedenen Teilen des Körpers anregen. Versionen der Fettsäure CLA lassen sich durch verschiedene Arten von Bakterien herstellen, wobei eine bestimmte Art von Fettsäure - t10, c12 CLA - sowohl bei Tieren als auch bei Menschen Körperfett reduzieren könne, wie die Forscher erläutern. Diese Fettsäure verlangsamt auch die Vermehrung von Darmkrebszellen, was im günstigsten Fall zum Absterben des Tumors führt. Allerdings wird t10, c12 CLA nur von wenigen Bakterienstämmen wie Propionibacterium acnes produziert (P. acnes ist für die Entstehung von Akne verantwortlich). Für die Studie wurde aus P. acnes ein Gen, das für ein Enzym kodiert, in den Lactobacillus-Stamm transferiert, der anschließend t10, c12 CLA herstellte. Lactobacillus-Stämme seien, so die Forscher, typischerweise in der normalen Darmflora und in probiotischen Lebensmitteln zu finden, bemerkenswert sei vor allem, dass die t10, c12 CLA-Konzentration im Fettgewebe der Mäuse um das Vierfache anstieg, nachdem ihrem Futter das rekombinant hergestellte Probiotikum zugesetzt worden war. Die Ergebnisse zeigten, dass Darmbakterien die Stoffwechselaktivität des Wirts und vor allem die Fettzusammensetzung günstig beeinflussen können. Zu den Forschungsergebnissen erklärt Studienleiterin Dr. Catherine Stanton vom APC und Teagasc Moorepark Food Research Centre: "Es war bereits bekannt, dass CLA einer nicht alkoholbedingten Fettlebererkrankung entgegenwirkt, die oft mit Adipositas assoziiert wird. Ein therapeutischer Erfolg könnte daher erzielt werden, wenn man die CLA-Konzentrationen in der Leber durch Zufuhr probiotischer Bakterienstämme erhöht. Vor allem sei Fett kein inaktiver Bestandteil des Körpers, sondern wirke sich negativ auf die Gesundheit aus, fördere Entzündungen und gelte generell als Risikofaktor für viele Krankheiten wie z.B. Krebs. Die Studie zeigt, dass diese Risiken durch die Wechselwirkung zwischen Wirt und Mikrobe in der Darmflora vermindert werden können." Das Team entdeckte auch, dass die von den Bakterien hergestellte CLA die Aktivität von Dickdarmkrebszellen um 92% senken kann. "Möglicherweise können CLA-produzierende Probiotika das Risiko von Dickdarmkrebs vermindern", erklärt Dr. Stanton. "All unsere Ergebnisse haben gezeigt, dass Darmbakterien mit ihrem Stoffwechsel die Wirtszellaktivität in positiver Weise beeinflussen können", wie sie hinzufügt. "Nun soll die Wirkung CLA-produzierender Bakterien auf den menschlichen Stoffwechsel eingehender untersucht werden, aber auch bislang eröffnen unsere Forschungsergebnisse neue Anwendungsmöglichkeiten für Probiotika zur Verbesserung der menschlichen Gesundheit."Weitere Informationen unter: Alimentary Pharmabiotic Centre at University College Cork: http://www.ucc.ie/research/apc/content/ Teagasc Moorepark Food Research Centre: http://www.teagasc.ie/research/MFRC.asp Microbiology: http://mic.sgmjournals.org/ BIOCLA-Projekt: http://www.teagasc.ie/research/dprc/biocla/
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Irland