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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Studie zeigt: Neandertaler lebten schnell und starben jung

Die Kinder der Neandertaler wuchsen deutlich schneller auf als die des modernen Menschen, heißt es in einer neuen internationalen Studie. Die Forscher glauben, dass Neandertalerkinder schneller erwachsen wurden, weil ihr Leben sehr riskante Aktivitäten bot, während sich ihre n...

Die Kinder der Neandertaler wuchsen deutlich schneller auf als die des modernen Menschen, heißt es in einer neuen internationalen Studie. Die Forscher glauben, dass Neandertalerkinder schneller erwachsen wurden, weil ihr Leben sehr riskante Aktivitäten bot, während sich ihre nächsten Verwandten langsamer entwickelten, dafür aber ein längeres Leben genossen. Vorgestellt wurden diese Ergebnisse in der Fachzeitschrift Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS). Unter der Leitung von Forschern der Harvard University in den USA, dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Deutschland und der europäischen Synchrotronstrahlungsquelle ESRF (European Synchrotron Radiation Facility) untersuchte das Team mit ausgefeilten Werkzeugen wie einem neuen "Supermikroskop" und einer modernen Röntgentechnik die Zähne von 11 Neandertalern und frühe menschliche Fossilien. Studiert wurde auch das erste Menschenfossil, das 1829/30 in Belgien entdeckt wurde. Dabei stellte sich heraus, dass dieses Neandertalerkind zum Zeitpunkt seines Todes erst drei Jahre alt war und nicht vier oder fünf, wie ursprünglich angenommen wurde. Die Ergebnisse dieser jüngsten Studie lassen darauf schließen, dass sich das für uns charakteristische langsame Wachstum und die lange Kindheit erst kürzlich und ausschließlich in unserer Spezies durchgesetzt haben. Den Forschern zufolge könnte dieser Unterschied dem Homo sapiens einen evolutionären Vorteil gegenüber dem vor rund 28.000 Jahren ausgestorbenen Neandertaler gegeben haben. "Diese neuen Methoden stellen eine einmalige Gelegenheit für die Untersuchung der Ursprünge einer grundlegenden Bedingung für die menschliche Existenz dar: der aufwändige doch vorteilhafte Übergang von einer primitiven Strategie "Lebe schnell und stirb jung" zur Strategie "Lebe langsam und werde alt", die uns zu einem der erfolgreichsten Organismen auf diesem Planeten gemacht hat", erklärt Harvard-Professorin Tanya Smith von der Abteilung für Evolutionsbiologie des Menschen und Hauptautorin der Studie. Durch eine langsamere Entwicklung und Reifung konnte der Homo sapiens wahrscheinlich mehr lernen und eine komplexere Kognition erlangen, wodurch er vermutlich einen Vorteil gegenüber dem Neandertaler hatte. Nicht nur für Professorin Smith sagen Zähne sehr viel über die Gesamtentwicklung aus: "Zähne sind beeindruckende Zeitspeicher, die jeden einzelnen Wachstumstag aufzeichnen und ähnlich wie die Jahresringe bei Bäumen den entsprechenden Fortschritt sichtbar machen." Das Zählen von Linien in den Zähnen ist vielleicht keine neue Methode, aber das "virtuelle" Zählen per Synchrotron-Mikro-Computertomographie ist neu, merkt sie an. "Noch beeindruckender ist es, dass unsere ersten Backenzähne eine winzige 'Geburtsurkunde' enthalten. Wenn Forscher diese Geburtslinie finden, können sie exakt berechnen, wie alt ein Kind zum Zeitpunkt seines Todes war", kommentiert Professorin Smith und fügt hinzu, dass Neandertalerkinder Anzeichen für viel Stress aufweisen. Das Ergebnis zeigt auch, dass andere Primaten im Vergleich mit uns Menschen schneller reifen, bei der ersten Fortpflanzung jünger sind, eine kürzere Schwangerschaft sowie eine kürzere Lebensdauer haben. Ein Beispiel dafür sind Schimpansenweibchen: Im Durchschnitt bekommen Schimpansen im Alter von 13 Jahren ihren ersten Nachwuchs, beim Menschen sind es 19 Jahre. "Es macht keinen Sinn, die Kindheit zu verlängern, wenn es keine Garantie dafür gibt, ein hohes, reifes Alter zu erreichen", so Professorin Smith. Die Forscher müssen noch feststellen, wann sich die Lebensstrategie nach unserer evolutionären Trennung von nicht-menschlichen Primaten vor rund 7 Millionen Jahren gewandelt hat. Das Team fand heraus, dass die Zähne bei Neandertalern wesentlich schneller wachsen als bei Vertretern unserer eigenen Art, einige der ältesten Gruppen moderner Menschen mit eingeschlossen, die Afrika vor fast 100.000 Jahren verließen. Es sei darauf hingewiesen, dass dies nur eine von vielen Studien ist, die sich mit den bestehenden aber feinen Unterschieden in der Evolution zwischen uns und unseren nahen Verwandten, den Neandertalern, befassen. Darüber hinaus bietet die jüngst erfolgte Sequenzierung des Neandertaler-Erbguts wichtige genetische Hinweise auf die Unterschiede in der Entwicklung von Schädel und Skelett zwischen dem Homo sapiens und dem Neandertaler. Auch Experten von anderen deutschen und US-amerikanischen Einrichtungen sowie von Einrichtungen aus Belgien, Frankreich, Kroatien und dem Vereinigten Königreich trugen zu dieser Studie bei.

Länder

Belgien, Deutschland, Frankreich, Kroatien, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten

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