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Inhalt archiviert am 2023-03-07

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Mit den Augen eines Kindes

Neue Forschungen aus dem Vereinigten Königreich haben gezeigt, dass die Art und Weise, wie Kinder bzw. Erwachsene visuelle Informationen verarbeiten, darauf schließen lässt, dass sie die Welt sehr unterschiedlich wahrnehmen. Die in dem Fachmagazin Proceedings of the National A...

Neue Forschungen aus dem Vereinigten Königreich haben gezeigt, dass die Art und Weise, wie Kinder bzw. Erwachsene visuelle Informationen verarbeiten, darauf schließen lässt, dass sie die Welt sehr unterschiedlich wahrnehmen. Die in dem Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) vorgestellte Studie kommt zu dem Schluss, dass Kinder bis zum Alter von 12 Jahren sensorische Informationen nicht wie Erwachsene kombinieren. Durchgeführt wurden die Forschungen von Wissenschaftlern des University College London (UCL) und des Birkbeck College der University of London im Vereinigten Königreich. Hauptautor Dr. Marko Nardini vom Institut für Ophthalmologie am UCL erklärt: "Um die Welt zu verstehen, verlassen wir uns auf viele verschiedene Arten von Informationen. Ein Vorteil durch das Kombinieren von Informationen verschiedener Sinne besteht darin, dass wir so die uns umgebenden Dinge besser bestimmen können als mit einem der Sinne alleine." Dies gilt auch für verschiedene Arten von Input über einen einzigen Sinn. "Beim Sehen", erklärt Dr. Nardini, "gibt es verschiedene Möglichkeiten zur Tiefenerfassung. In einem normalen Film ergibt sich die Tiefe aus der Perspektive, zum Beispiel in einem Bild von einem langen Flur. Diese Art von Tiefe kann sogar mit nur einem Auge erfasst werden. In einem 3D-Film und im wirklichen Leben gibt es auch die binokulare Tiefenwahrnehmung, die über die unterschiedliche Stellung der beiden Augen erreicht wird." Diese Zusammenführung sensorischer Informationen ist eine nützliche Fähigkeit, die dabei hilft, unsere Umgebung sicherer zu interpretieren. Sie steht uns allerdings nicht von Geburt an zur Verfügung. Indem sich Dr. Nardini und seine Kollegen speziell auf visuelle Informationen konzentrierten, analysierten sie, wie Kinder bzw. Erwachsene perspektivische und binokulare Tiefenwahrnehmung kombinieren. In einem ersten Experiment wurden Kinder und Erwachsene gebeten, mithilfe einer 3D-Brille zwei schräge Flächen aufgrund von perspektivischen, binokularen oder aber kombinierten Informationen zu vergleichen und zu entscheiden, welche die flachere war. Die Erwachsenen antworteten tendenziell mit größerer Genauigkeit, indem sie eine Kombination dieser beiden Wahrnehmungsarten nutzten. Die Forscher stellten fest, dass die Fähigkeit, beide Arten der Tiefenwahrnehmung gleichzeitig zu nutzen, erst im Alter von ungefähr 12 Jahren entwickelt wird. Professor Denis Mareschal vom Centre for Brain and Cognitive Development am Birkbeck College ist einer der Mitautoren der Studie. Er stellt fest, dass "Babys erst lernen müssen, wie die verschiedenen Sinne miteinander und mit der Außenwelt in Beziehung stehen. Noch während der kindlichen Entwicklungsphase muss das Gehirn die Beziehungen zwischen verschiedenen Arten sensorischer Information bestimmen, um wissen zu können, welche dieser Arten auf welche Weise zusammen passen. Vielleicht ist es eine Art der Anpassung für Kinder, die Informationen nicht zusammenzuführen, während sie erst noch solche Beziehungen lernen - jene zwischen Bild und Ton, oder zwischen perspektivischer und binokularer Wahrnehmung." Und in der Tat hat die Fähigkeit, das sensorische Puzzle zusammensetzen zu können, auch ihren Preis. Erwachsene können die Fertigkeit verlieren, die einzelnen Elemente der Information, die für das Gesamtbild kombiniert werden, zu trennen, besonders innerhalb einer Sinnesart. Dieses Phänomen ist als "sensorische Fusion" bekannt. Ein weiteres von der Forschungsgruppe durchgeführtes Experiment umfasste spezielle dreidimensionale Scheiben, zu denen die perspektivischen und die binokularen Informationen manchmal nicht übereinstimmten. Bei diesen Tests waren Sechsjährige den Erwachsenen überlegen, indem sie die Unterschiede in der Neigung der Scheiben erkannten. So scheint es, dass Kinder die Welt in der Tat recht anders wahrnehmen. Das Team plant weitere Forschungen unter Einsatz funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT), um die Veränderungen im Gehirn von Kindern, die die Fähigkeit zum Kombinieren visueller Informationen entwickeln, zu untersuchen.

Länder

Vereinigtes Königreich

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