Wissenschaftler stellen große Unterschiede bei Brustkrebstherapien fest
Eine internationale Studie über die Behandlung von Brustkrebs, die in der Fachzeitschrift British Journal of Surgery veröffentlicht wurde, kommt zu dem Schluss, dass trotz eines internationalen Konsenses über bewährte Verfahren die Behandlung von Land zu Land variiert. Die fünfjährige, neun Länder umfassende Studie wurde von Forschern aus Europa, Japan und den Vereinigten Staaten durchgeführt. Sie umfasste etwa 10.000 Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium in Belgien, Frankreich, Deutschland, Griechenland, Irland, Japan, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten. "Das ursprüngliche Ziel unserer Studie war es, eine internationale randomisierte Studie durchzuführen, um die Wirksamkeit und Sicherheit des Brustkrebsmedikaments Exemestane, allein oder nach der Gabe von Tamoxifen, zu bewerten", erklärte der Co-Author Professor C. J. H. van de Velde vom Leiden University Medical Center (LUMC) in den Niederlanden. "Doch da wir sehr viele Patienten hatten, entschieden wir, dass wir eine wertvolle Gelegenheit bekamen zu untersuchen, wie in verschiedenen Ländern mit der Behandlung von postmenopausalen Frauen mit Brustkrebs im Frühstadium umgegangen wird. "Die Ergebnisse unserer Studie zeigen große Unterschiede zwischen den Ländern im Hinblick auf den Anteil der Frauen, die eine brusterhaltende Operation (breast-conserving operation, BCS) anstelle einer kompletten Brustentfernung (Mastektomie) und Strahlentherapie nach der Operation erhalten haben", so Professor van de Velde. Etwa 58% der an der Studie teilnehmenden Frauen hatten T1-Brusttumore (unter 2cm), 37% hatten T2-Tumore und 5% hatten größere oder weiter fortgeschrittene Tumore des Typs T3 und T4. Der größte Anteil einer Erkrankung, bei der die Lymphknoten nicht betroffen waren, trat in Ländern mit den höchsten Raten an T1-Tumoren (Deutschland, Frankreich und die Vereinigten Staaten) auf. Frauen mit T1-Tumoren erhielten eher eine BCS, doch die Statistiken variierten bei dieser Behandlung sehr stark. Obwohl in Frankreich und den Vereinigten Staaten ähnliche Raten von T1-Tumoren herrschen, wurden in Frankreich 89% der Frauen mit T1-Tumoren mit BCS behandelt im Vergleich zu lediglich 55% in den USA. Bei etwa 47% der Frauen waren auch die Lymphknoten betroffen und bei rund 82% der Patientinnen wurden die Lymphknoten unter den Achseln entfernt. Doch die Zahlen variierten von 75% der Patientinnen in den USA bis zu 99% in Irland und dem Vereinigten Königreich. Mastektomie und Strahlentherapie variierten auch sehr. Allgemein war es wahrscheinlicher, dass Frauen mit einem T1-Tumor eher durch Mastektomie behandelt wurden als mit einer erhalten Brustoperation. Doch in Frankreich wurden 42% der T1-Patientinnen die Brust entfernt im Vergleich zu 69% in den USA. Insgesamt lag die Mastektomierate bei allen Tumorarten bei 44%. Die niedrigsten Raten waren in Frankreich (19%) und die höchsten in Griechenland zu vermerken (56%). Trotz internationaler Richtlinien, nach denen eine brusterhaltende Operation von einer Strahlentherapie begleitet werden sollte, liegen die Behandlungsraten nur in Belgien und Frankreich bei 100%. Die höchsten Raten für eine Nichtdurchführung der Strahlentherapie liegen in Irland, Japan, dem Vereinigten Königreich und den USA. Etwa 39% der Frauen erhielten eine Strahlenbehandlung nach Mastektomie und 93% nach BCS. "Unsere Studie zeigte, dass es trotz eines internationalen Konsenses im Hinblick auf die Empfehlungen weltweit sehr große Unterschiede gibt, wie postmenopausale Frauen bei Brustkrebs im Frühstadium behandelt werden", sagte Professor van de Velde. "Wir sind der Ansicht, dass weitere Anstrengungen unternommen werden müssen, um sicherzustellen, dass Frauen die beste Behandlung bei Brustkrebs erhalten, unabhängig davon, in welchem Land sie leben."
Länder
Belgien, Deutschland, Griechenland, Frankreich, Irland, Japan, Niederlande, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten