Wissenschaftler sehen Geo-Engineering als Lösung zur Bekämpfung des Klimawandels
Ein neuer internationaler Bericht appelliert an Regierungen und Forscher, das sogenannte Geo-Engineering voranzutreiben, um der globalen Erwärmung durch Treibhausgasemissionen entgegenzuwirken, ohne jedoch herkömmliche Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels außer Acht zu lassen. Forscher aus Österreich, Belgien, Schweden und den Vereinigten Staaten kommen in der im Fachblatt "Natur Geoscience" veröffentlichten Studie "The Boundless Carbon Cycle" zu dem Schluss, dass Binnengewässer bei bisherigen globalen Strategien zur Reduzierung der vom Menschen verursachten CO2-Emissionen und zur Eindämmung des Klimawandels nicht berücksichtigt wurden, obwohl sie wesentlich zum globalen Kohlenstoffkreislauf beitragen. Den Wissenschaftlern zufolge lassen herkömmliche Kohlenstoffkreislaufmodelle die große Bedeutung von Flüssen, Seen, Bächen, Staubecken und Mooren für den Kohlenstoffkreislauf außer Acht. Veröffentlicht wurde die Studie im Vorfeld der UN-Klimakonferenz COP15, die im Dezember in Kopenhagen, Dänemark, stattfindet. Auf der Konferenz werden Vertreter aus 192 Ländern über eine Nachfolge des im Jahre 2012 auslaufenden Kyoto-Protokolls, eine Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) und ein internationales Umweltabkommen verhandeln, das darauf abzielt, die "Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre so zu stabilisieren, dass eine gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems verhindert wird." "Obwohl Binnengewässer nur 1% der Kontinentaloberfläche ausmachen, tragen sie überdurchschnittlich viel zum Kohlenstoffkreislauf bei, was allerdings bislang für vernachlässigbar gehalten und nicht in den Modellen berücksichtigt wurde, die dem Kyoto-Protokoll zugrunde liegen", erklärte der Studienleiter Dr. Tom J. Battin vom Institut für Süßwasserökologie an der Universität Wien. In existierenden Modellen des Kohlenstoffkreislaufs gelten statische Fließgewässer als Binnengewässer, die Kohlenstoff vom Festland in die Ozeane transportieren, so die Forscher. Eventuell könnten Binnengewässer Einfluss darauf haben "wie viel terrestrischer Kohlenstoff in die Ozeane transportiert wird". Kohlenstoff kann beispielsweise in Sedimenten gespeichert werden, sodass eine Langzeitspeicherung oder -sequestrierung erreicht werden könnte. "Zwanzig Prozent des kontinentalen Kohlenstoffs werden tatsächlich in Sedimenten von Binnengewässern gespeichert", erklärt Professor Lars Tranvik von der Universität Uppsala in Schweden. Dr. Anthony K. Aufdenkampe vom Stroud Water Research Center in den Vereinigten Staaten kommentiert hierzu: "Der Kohlendioxidanteil, den Flüsse in die Atmosphäre abgeben, entspricht 13% der jährlichen Emissionen durch Verbrennung fossiler Energieträger." Nach Meinung des Forscherteams lässt diese Kohlenstoffquelle auf die Existenz weiterer kontinentaler Kohlenstoffsenken schließen, indem z.B. mehr Kohlenstoff in der Biomasse von Wäldern gebunden wird. "Durch eine höhere Akkumulation von Kohlenstoff in Waldökosystemen könnte die Ausgasung der Flüsse ausgeglichen werden, was mit aktuellen unabhängigen Schätzungen der Kohlenstoffsequestrierung eher vereinbar wäre", äußerte Dr. Sebastian Luyssaert von der Universität von Antwerpen, Belgien. Das Konzept des "boundless carbon cycle" berücksichtigt den grenzübergreifenden Kohlenstofftransport zwischen Süßwasser und Festland, Süßwasser und Atmosphäre und zwischen kontinentalen Regionen, so die Wissenschaftler. Extensive Forschungsbemühungen könnten hier wesentlich zur Aufklärung beitragen und neue Erkenntnisse über den Kohlenstoffkreislauf in terrestrischen und aquatischen Ökosystemen liefern.
Länder
Österreich, Belgien, Schweden, Vereinigte Staaten