EU und Libyen erarbeiten HIV/AIDS-Strategie
Die EU und Libyen haben ein Projekt zur Entwicklung einer HIV-Strategie und eines Hilfeprogramms für das nordafrikanische Land auf den Weg gebracht. Das Projekt wird von der Liverpool School of Tropical Medicine (LSTM) im Vereinigten Königreich geleitet, die der libyschen Regierung technische Unterstützung bietet, um den Aktionsplan abzuschließen. Es wird mit 1 Mio. EUR von der Delegation der Europäischen Kommission in Libyen unterstützt. Forscher der International Health Group des LSTM, libyscher Einrichtungen und der Abteilung für Biostatistik der Universität Harvard (HUBD) in den USA arbeiten zusammen, um neue und vollständige Informationen über den aktuellen epidemiologischen Stand der HIV-Infektionen in Libyen vorzulegen. Den Forschern zufolge werde die zweijährige Zusammenarbeit bei der Aufstellung einer wirksamen nationalen HIV-Strategie behilflich sein. Libyen stehe derzeit vor verschiedenen Herausforderungen, da Bemühungen unternommen werden, HIV besser in den Griff zu bekommen und Menschen aller Altersgruppen, die mit dem HI-Virus infiziert oder an AIDS (dem erworbenen Immunitätsmagelsyndrom) leiden, eine angemessene Behandlung, Pflege und Unterstützung zukommen zu lassen. In einer Erklärung sagten die LSTM-Forscher, dass das Problem, HIV-infizierte Kinder medizinisch besser zu betreuen, damit zusammenhänge, eine massive HIV-Epidemie zu steuern, die das Leben der Schwächsten ernsthaft bedroht, und für die kaum epidemiologische Daten vorliegen. Obwohl aktuelle Informationen über HIV und AIDS vorliegen, wüssten den LSTM-Forschern zufolge die meisten Menschen in Libyen überdies nicht, wie die Epidemie in der am meisten gefährdeten Bevölkerungsgruppe entsteht, und auch in den einflussreichen Sektoren der Gemeinschaft seien das Verständnis der Risikowahrnehmung und das Wissen über HIV nur unzureichend. Die Angst vor der Krankheit sei allen gemeinsam und diejenigen, die erkrankt sind, seien stigmatisiert. Experten sind der Ansicht, dass Lokalvertreter hervortreten und greifende Überwachungsstrategien für die Öffentlichkeit vorlegen müssen. Quellen wurden zitiert, denen zufolge HIV/AIDS wegen ihres Zusammenhangs mit Drogenmissbrauch und außerehelichem Geschlechtsverkehr eine stigmatisierte Krankheit sei. Studien aus dem späten 1990er Jahren bis Mitte 2000 zeigten auch eine niedrige Prävalenz der HIV-Infektionen in verschiedenen Umgebungen wie etwa Gefängnissen und Krankenhäusern. Zu den Hauptzielen der von Professor Joseph Valadez vom LSTM geleiten Projektpartner gehören die Entwicklung einer nationalen HIV-Strategie, die sich auf Libyens vorrangige Fragestellungen für die HIV-Prävention und Pflege konzentriert. Weiterhin stehen die Entwicklung von Politiken und Verfahren, um bewährte Praktiken und Maßnahmen zur Schadensminimierung in Hochrisikogruppen (etwa bei Prostituierten und Drogenabhängigen) anzuregen, sowie die Koordinierung und Verbreitung von Mitteilungen und Politiken zur HIV-Strategie an. Die Partner werden Erhebungen zu "Wissen, Haltungen und Praktiken" (KAP: knowledge, attitudes and practices) entwerfen, die zur Erhebung von Wissen verwendet werden und falsche Annahmen über die Übertragung und Prävention von HIV richtigstellen. Sie werden außerdem Informationen dazu sammeln, wie die Lokalbevölkerung über Menschen mit dieser Krankheit denkt. Professor Valadez gehört zu den Pionieren der Methoden zur Bewertung von KAP und hat diese bereits zur Abschätzung von HIV-Programmen in mehreren Ländern eingesetzt. Den Partnern zufolge werde sich die Erhebung auf Instrumente stützen, die auf globaler Ebene bereits getestet und an die Bedürfnisse der libyschen Bevölkerung angepasst wurden. Die Umfragen werden eine wichtige Rolle bei der Bestimmung des Schulungsbedarfs und des Kapazitätenausbaus unter Mitarbeitern von Gesundheitszentren, Jugendbetreuern und auch religiösen Führern spielen. "Dieses Projekt wird eine umfassende HIV-Strategie für Libyen aufstellen und einen Rahmen bieten, um wichtige Entscheidungen zu treffen, wie HIV zu bezwingen ist", bemerkte Professor Valadez. "Außerdem wird es Libyen dabei helfen, sich mit anderen Ländern Nordafrikas zusammenzuschließen, die bereits HIV-Strategien besitzen und am internationalen AIDS-Programm der Vereinten Nationen UNAIDS teilnehmen. Wir hoffen, dass wir mit diesem Projekt auch besser verstehen werden, wie sich das HI-Virus in Nordafrika verbreitet und es uns Informationen dazu liefert, wie wir es besser eindämmen können."
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