Schwedische Ratspräsidentschaft: Forschung muss sich auf große Herausforderungen konzentrieren
Auf einer von dem schwedischen Vorsitz des Rates der Europäischen Union ausgerichteten Konferenz einigten sich rund 350 Forscher, politische Entscheidungsträger und Vertreter aus Industrie und Forschungsfinanzierungseinrichtungen auf eine Erklärung, in der besagt wird, dass sich die europäische Forschungspolitik auf die großen globalen Herausforderungen wie den Klimawandel, die Wasserknappheit und Pandemien konzentrieren solle. Die auf der Konferenz "New world - New solutions" verabschiedete Erklärung wurde am 9. Juli dem schwedischen Bildungs- und Forschungsminister Tobias Krantz überreicht. "Die Weltgemeinschaft steht vor großen Herausforderungen", lautet es in der Erklärung. "Die europäische Wissensgesellschaft muss sich dieser annehmen und dafür die besten Analysen, die wirksamsten Maßnahmen durchführen und mehr Mittel zur Verfügung stellen. Aus den Herausforderungen müssen sich nachhaltige Lösungen in Bereichen wie der Erderwärmung, der Energie-, Wasser- und Lebensmittelknappheit, der alternden Gesellschaften, der öffentlichen Gesundheit, in Fragen von Pandemien und Sicherheit ergeben", heißt es darin weiter. "Sie muss die allumspannende Aufgabe übernehmen, Europa in eine ökoeffiziente Volkswirtschaft zu wandeln." Diese Erklärung folgt einer zweitägigen Debatte über die Ausrichtung der Forschungsarbeiten, in deren Rahmen Dr. Krantz die drei zentralen Forschungsprioritäten der schwedischen Ratspräsidentschaft ausführlich darlegte. "Zunächst müssen wir Wege finden, die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Bildung und Innovation zu verstärken", sagte er. "Zweitens wollen wir eine neue Governancestruktur für den Europäischen Forschungsraum (EFR) entwickeln. [...] Wir müssen argumentieren können, dass das Geld, das in europäische Forschung investiert wird, gut angelegt ist. Um diesen Kampf gewinnen zu können, muss ein effizienteres System vorausgesetzt werden." Dr. Krantz betonte, die Mitgliedstaaten müssten sich stärker in der Entwicklung des EFR engagieren und einen besseren Fluss von Wissen und Ressourcen zwischen den Mitgliedstaaten ermöglichen. Politischer Wille und Entschlossenheit müssten mit akademischer Freiheit einhergehen, betonte er. Die dritte Priorität, so Dr. Krantz, sei die erneute Untersuchung der Struktur des EU-Rahmenprogramms (RP). "Anstatt übermäßig bürokratisch zu sein und die Themen technisch auszurichten sollte es sich meines Erachtens auf Errungenschaften konzentrieren. Wir sollten das europäische Forschungsprogramm dazu nutzen, Wissen aufzubauen, um die großen Aufgaben, vor denen wir stehen, zu bewältigen: Klimawandel, Wasserknappheit, Armut und Krankheiten. Das würde nicht nur der Verbesserung des europäischen Wettbewerbsvorteils zugutekommen, es würde meiner Meinung nach auch zu leichter verständlichen Rahmenprogrammen mit größerer Akzeptanz führen", erklärte er. "Für die akademische Freiheit ist Grundlagenforschung lebenswichtig", betonte der schwedische Minister. "Forscher müssen den Mut und die Mittel haben, unhöfliche und unangenehme Fragen zu stellen. Manchmal ist Neugier bereits ein guter Grund, um ein Forschungsprojekt zu beginnen: [man] weiß nie, wohin das führen könnte. Das bedeutet nicht, dass Privatunternehmen keine Forschungsvorhaben finanzieren könnten, natürlich können sie das. Es bedeutet einfach nur, dass sie darauf vorbereitet sein müssen, eine Antwort zu erhalten, die sie eventuell nicht mögen werden." Die Erklärung von Lund spiegelt diese Stimmung wider und spricht sich für die Stärkung von Pionierforschung aus, die von der Forschungsgemeinschaft selbst angeregt wird. Die Schaffung eines großen Wissensspektrums sei von grundlegender Bedeutung, da der Europäischen Union damit Sachverstand beschert werde, vor allem wenn sie sich mit unvorhergesehenen großen Problemen und "Schocks" auseinandersetzen müsse, so die Erklärung. Der Wettbewerb unter den Forschern werde sicherstellen, dass die in Europa durchgeführte Forschung auch international eine Spitzenstellung einnehmen wird. Die Erklärung ruft auch dazu auf, sowohl die Geschäftsentwicklung als auch die öffentlichen Politikziele zu unterstützen. Maßnahmen seinen notwendig, um die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen neuen Wissens auf die Industrie-, Umwelt - und Gesellschaftspolitik sowie auf die landwirtschaftliche und regionale Entwicklung zu maximieren, lautet es in der Erklärung. Die Verbindungen zwischen diesen Politikbereichen und forschungspolitischen Maßnahmen müssten stark verbessert werden. Das Dokument betont auch die Bedeutung gut vernetzter Wissensinstitutionen und fordert die Modernisierung der Universitäten und die Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Das sei ein Schlüsselfaktor, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Forschung zu steigern, so die Erklärung, die auf die Schaffung und Bewahrung von Forschungsinfrastrukturen von Weltklasse in Europa drängt. Dazu gehörten auch Anlagen für Großforschung sowie Einrichtungen, die sich den Bedürfnissen der Sozial- und Geisteswissenschaften widmen. Die Erklärung von Lund sei eine Aufforderung zur Erhöhung der Mittel für die europäische Forschung, zu einer besseren Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Ebenen und zur Schaffung von Innovationssystemen, die mehr im Trend liegen, so der Generaldirektor des schwedischen Forschungsrats Pär Omling. "Die Erklärung ist ein guter Anfang für die Arbeit, die wir in den kommenden sechs Monaten durchführen wollen. Die Vorschläge in der Erklärung passen sehr gut zu den Prioritäten, die wir uns gesetzt haben", sagte Dr. Krantz zufrieden.
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