EU-Projekt zur Herstellung von Biogas aus landwirtschaftlichen Reststoffen
Die jährlich anfallenden Reststoffe aus der Landwirtschaft sind für Landwirte immer problematisch, da sie für ihre Entsorgung verantwortlich sind. Die gängigen Entsorgungsmethoden sind zwar billig, aber wirtschaftlich nicht besonders sinnvoll. Eine effizientere Alternative ist die Verwertung zu Biogas durch anaerobe Vergärung (Mikroorganismen, die unter Ausschluss von Sauerstoff das organische Material abbauen), da Energie und Nährstoffe in den Kreislauf rückgeführt und Emmissionsbelastungen vermieden werden. Das Projekt AGROBIOGAS ist ein integrierter Ansatz zur Herstellung von Biogas aus landwirtschaftlichen Reststoffen und wird mit 2,1 Mio. EUR durch das Sechste EU-Rahmenprogramm (RP6) gefördert. Ziel des Projekts war der Ausbau dieser Technologie zur effizienteren Aufbereitung von Agrarabfällen, die auch für Landwirte realistisch ist. Den AGROBIOGAS-Partnern zufolge kann eine dezentrale anaerobe Vergärung durch Kofermentation mit tierischen Reststoffen (Gülle, Mist) die Biogasausbeute aus landwirtschaftlichen Abfällen deutlich verbessern. Durch Kofermentation können die Landwirte nicht nur gleichzeitig tierische und pflanzliche Abfälle verwerten, sondern sich auch eine zusätzliche Einnahmequelle sichern, indem sie anderweitig produzierte organische Abfälle entsorgen (Entsorgungserlös) oder die erzeugte Energie (Elektrizität) selbst nutzen bzw. ins öffentliche Netz einspeisen. Die Partner weisen außerdem auf die Vorteile einer Datenbank hin, die allen Landwirten zugänglich ist und Daten aus lokalen Biogasprojekten enthält. Um allen europäischen Landwirten eine effiziente Reststoffverwertung zu ermöglichen, müssen, wie das AGROBIOGAS-Konsortium betont, standortbezogen die optimalen technischen Betriebsbedingungen herausgearbeitet und die Biogasanlagen den lokalen Gegebenheiten angepasst werden. Außerdem müsse das technische Know-how den Landwirten über die nationalen landwirtschaftlichen Verbände (Industrial Association Groupings, IAGs) zugänglich gemacht werden. Der AGROBIOGAS-Koordinator Thorkild Q. Frandsen vom dänischen landwirtschaftlichen Beratungsdienst DAAS stellte in diesem Zusammenhang den einzigartigen integrierten Ansatz heraus, mit dem das Projekt den Biogassektor unterstützt. "Deutlich wird dies vor allem auf der Informationsplattform (Online-Helpdesk) des Projekts", sagte er. Die Plattform stellt Interessenten Informationen oder Beratung zum Betrieb europäischer Biogasanlagen zur Verfügung. "AGROBIOGAS wirbt für die Vorteile von Biogas in Regionen, die wenig Erfahrung in der Biogasherstellung haben und selbst keine derartigen Anlagen besitzen", erläuterte Thorkild Frandsen gegenüber Research Headlines. Als AGROBIOGAS-Partner konnten u.a. die EU-Mitgliedstaaten Griechenland, Spanien und die Slowakei gewonnen werden. Zu den bisherigen Erfolgen von AGROBIOGAS zählt die Entwicklung eines Software-Instruments für die Simulation von Vergärungsprozessen. "In das Simulationsprogramm wurde eine Datenbank über Biogassubstrate integriert, die Informationen zu 25 verschiedenen Kofermentationssubstraten enthält, aus denen Biogas hergestellt werden kann", sagte der Projektkoordinator. "Dort finden sich u.a. Informationen über die Biogasausbeute oder die chemische Zusammensetzung jedes Substrats". Thorkild Frandsen erläutert, dass die Substratdatenbank und das Simulationsprogramm an eine Entscheidungshilfe für Investitionen gekoppelt sind, "um eine Rentabilitätsprognose für jeden Anlagetyp vorauszuberechnen". Für das Simulationsprogramm bieten sich verschiedene Einsatzmöglichkeiten, erklärte Thorkild Frandsen gegenüber Research Headlines, u.a. bei der Planung einer Anlage, der Maximierung von Effizienz und Stabilität bereits existierender Anlagen oder für Lehrzwecke in universitären Einrichtungen. "Mit diesem Instrument lässt sich die Komplexität und Dynamik der Biogasherstellung ausgezeichnet darstellen", fügte er hinzu. Zur Frage, wem die Innovation die meisten Vorteile bringe, meinte Thorkild Frandsen: "Das Wissen und die im Rahmen des AGROBIOGAS-Projekts entwickelten Verfahren werden hauptsächlich kleineren und mittelständischen Betrieben (KMU) sowie Landwirten zugute kommen. Anwender des Simulationsprogramms hingegen werden wohl eher landwirtschaftliche Berater oder Biogasexperten sein, da das Programm recht komplex ist", fügte er hinzu. Für die zukünftige Entwicklung sei wichtig, dass das Wissen und die Erfahrungen aus dem Projekt in andere Regionen Europas weitergegeben werden. Thorkild Frandsen betonte, dass die Biogasherstellung eine der kostengünstigsten Alternativen zur Reduzierung von Emissionen sei und somit europa- und weltweit hohen Zulauf finden werde. Beispielsweise initiierte die dänische Regierung im April den Aktionsplan "Green Growth" für den Agrarsektor. "Biogas ist einer der Hauptschwerpunkte dieses Aktionsplans und Dänemark hat sich bis zum Jahr 2020 das Ziel gesetzt, 40% tierischer Reststoffe für die Herstellung erneuerbarer Energien einzusetzen", berichtet Thorkild Frandsen. "Biogas ist hier der Schlüsselfaktor zum Erfolg." An dem Konsortium beteiligen sich Partner aus Belgien, Dänemark, Deutschland, Griechenland, Spanien, Frankreich, Italien, Österreich, der Slowakei und Schweden.
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