Forscher finden Bindeglied zwischen Gebärmutterhalskrebs und Nationalität
Jüngste Erkenntnisse des Karolinska-Instituts in Schweden geben Aufschluss über eine Verknüpfung von Gebärmutterhalskrebs und Nationalität. Aus der Studie, in die die Ergebnisse des gynäkologischen Screenings sämtlicher Frauen des skandinavischen Landes aus 40 Jahren eingeflossen waren, geht hervor, dass die Gefahr, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, bei in Schweden lebenden Einwanderinnen größer ist. Die Ergebnisse der Studie wurden kürzlich im Magazin International Journal of Cancer veröffentlicht. Nationalität ist allerdings nicht der einzige Risikofaktor. "Es gibt auch andere Risikofaktoren, wie z.B. Rauchen, sexuelle Gewohnheiten und die nicht genutzte Inanspruchnahme von Screenings. Das macht es interessant, die Häufigkeit von Gebärmutterhalskrebs bei den verschiedenen Gruppen von in Schweden lebenden Einwanderinnen und gebürtigen Schwedinnen zu vergleichen", erklärt der Koordinator der Studie, Professor Pär Sparén. Auf der Grundlage der Ergebnisse der Studie, die von 1968 bis 2004 durchgeführt wurde, konnten erhebliche Unterschiede bei Frauen aus anderen nordischen Staaten und Mittelamerika festgestellt werden. Die Forscher fanden heraus, dass die Unterschiede mit der ungleichen Verbreitung der humanen Papillomviren (HPV) in Zusammenhang stehen, die bei der Erkrankung an Gebärmutterhalskrebs eine Schlüsselrolle spielen. Vergangene Forschungsarbeiten haben aufgezeigt, dass die Verbindung zu HPV insofern besteht, als HPV Veränderungen in den Gebärmutterhalszellen auslösen und sich daraufhin eine zervikale intraepitheliale Neoplasie entwickeln kann, die den Krebs verursacht. Bis heute sind 250 verschiedene HPV-Typen bekannt. Untersuchungen haben ergeben, dass 15 von ihnen als Hochrisiko-Typen einzustufen sind, drei als mit Hochrisiko-Wahrscheinlichkeit und zwölf als Niedrigrisiko-Typen. Die 750.000 untersuchten Frauen kamen aus verschiedenen Ländern und waren in der nationalen Frauengesundheitsdatenbank des Karolinska-Instituts geführt. Die Forscher fanden dort 1.991 Fälle von Gebärmutterhalskrebs in der Gruppe der Einwanderinnen. Die Zahl bedeutet, dass diese Gruppe ein 10% höheres Risiko für eine Erkrankung an Gebärmutterhalskrebs aufweist. Die Ergebnisse zeigen auch, dass die Erkrankungshäufigkeit bei den Frauen, die Schweden zu ihrer neuen Heimat gemacht hatten, geringer war als bei den Frauen ihrer jeweiligen Herkunftsländer. Beim Vergleich zwischen verschiedenen Einwanderinnengruppen konnten die Forscher außerdem feststellen, dass es große Schwankungen gab. Beispielsweise bestand dem Forscherteam zufolge für Frauen aus Ostafrika eine fünfmal geringere Wahrscheinlichkeit, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, als bei in Schweden geborenen Frauen. Für Frauen aus Südasien wiederum war das Risiko um 50% geringer. Däninnen und Norwegerinnen waren zu 80% bzw. zu 70% gefährdeter, die Krankheit zu bekommen, als Schwedinnen, während für Frauen aus Mittelamerika das Risiko um 150% höher lag als bei denen aus Schweden. Die Arbeiten offenbarten außerdem, dass das Risiko, an Gebärmutterhalskrebs zu erkranken, mit dem Alter zum Zeitpunkt der Einwanderung nach Schweden zunahm. Den Angaben der Forscher zufolge sank das Risiko während des Aufenthalts der Frauen in ihrer neuen Heimat. "Die Erkenntnisse haben für eine bessere Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs, z.B. in Form von gezielten Screening-Programmen, eine wesentliche Bedeutung", erläutert Professor Sparén. "Zur Vorbeugung von Gebärmutterhalskrebs bei Risikogruppen, d.h. besonders bei den über 50-Jährigen im Zeitraum ihrer ersten 10 Jahre in Schweden, müssen wir gezielte Screenings einführen." Die Fördermittel für diese Studie wurden vom FAS (Schwedischer Forschungsrat für Arbeitsleben und Sozialforschung) sowie von der Nationalen Postgraduate-Fakultät für Gesundheitswissenschaften des Karolinska-Instituts bereitgestellt. Die Studie war ein gemeinsames Projekt der Mälardalen Universität in Schweden und der Universität der medizinischen Wissenschaften in Teheran, Iran.
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Schweden