Fast jede fünfte deutsche Pflanzenart vom Klimawandel bedroht
Wie aus einer neuen Forschungsarbeit hervorgeht, könnte fast jede fünfte Pflanzenart in Deutschland Teile ihres heutigen Verbreitungsgebietes verlieren. Schon ein kleiner Anstieg der Temperatur und anderer ökologischer Faktoren könnte für einige der Spezies verheerende Folgen haben, warnen Forscher. Den Wissenschaftlern zufolge unterstreichen ihre Erkenntnisse, wie wichtig es ist, das EU-Ziel, die Erwärmung auf zwei Grad Celsius über das vorindustrielle Niveau zu begrenzen, zu erreichen. Die teilweise von der EU finanzierte Arbeit wurde im Fachmagazin Biology Letters veröffentlicht. Die Wissenschaftler untersuchten, wie Klimawandel und Landnutzungsszenarien sich auf die Verbreitung von 845 europäischen Pflanzenarten auswirken würden; 550 dieser Arten kommen gegenwärtig auch in Deutschland vor. Sie fanden heraus, dass selbst bei einer moderaten Erwärmung von etwa 2,2°C, etwa 7% der Arten mehr als zwei Drittel ihres aktuellen Verbreitungsgebietes verlieren würden, bei einem Anstieg von 2,9°C würden 11% der Arten darunter leiden. Bei der Simulierung eines Temperaturanstiegs von 3,8°C verloren rund 20% zwei Drittel ihres aktuellen Verbreitungsgebietes. Die Wissenschaftler warnen, dass Spezies, die bereits ein kleines Verbreitungsgebiet haben, am empfindlichsten für diese Veränderungen sein werden, einige Arten in bestimmten Gebieten könnten sogar vollständig verschwinden. Die verheerenden Folgen wären vor allem in Nord-Ost- und Süd-West-Deutschland zu spüren. Dagegen könnten die Artenzahlen in den Mittelgebirgen im Süd-Osten und in der Mitte Deutschlands durch einwandernde Pflanzen leicht zunehmen. Der Klimawandel könnte aber für die Mehrzahl der Pflanzenarten zu schnell verlaufen, um mit der Verschiebung des Verbreitungsgebietes mit zu wandern, befürchten die Forscher. "Viele Pflanzenarten könnten ihre Nischen zum Beispiel im Gebirge oder in Mooren verlieren", erklärt Sven Pompe vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung in Deutschland. Eine der Pflanzen, die in Zukunft gut zurechtkommen könnte, ist die Echte Walnuss (Juglans regia), die sich bis in den Osten Deutschlands ausbreiten könnte. Die Sumpfdotterblume (Caltha palustris) könnte andererseits aus einigen tiefen Lagen Brandenburgs, Sachsen-Anhalts und Sachsens lokal verschwindet. Die EU-Unterstützung für diese Forschung kam aus drei Projekten: ALARM ("Assessing large scale environmental risks for biodiversity with tested methods") und ECOCHANGE ("Challenges in assessing and forecasting biodiversity and ecosystem changes in Europe"), die beide unter dem Themenbereich "Nachhaltige Entwicklung, globale Veränderungen und Ökosysteme" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert werden, sowie MACIS ("Minimisation of and adaptation to climate change impacts on biodiversity"), das unter der Maßnahme "Politikorientierte Forschung" des RP6 gefördert wird.
Länder
Deutschland