Eine schnelle, robuste Testmethode für diabetische Komorbiditäten machen Analysen außerhalb des Labors möglich
Die Diabetesinzidenz in Europa wurde 2017 auf 8,8 % der erwachsenen Bevölkerung (58 Mio.) geschätzt und wird bis 2045 voraussichtlich auf 10,2 % (66,7 Mio.) steigen. Komorbiditäten (das gleichzeitige Auftreten einer oder mehrerer weiterer Erkrankungen bei Menschen mit einer bestimmten Erkrankung) sind bei Diabetespatienten sehr häufig. Dazu gehören Hyperlipidämie, Hypertonie, Niereninsuffizienz und ischämische Herzerkrankungen, die zu längerfristigen mikro- und makro-vaskulären Komplikationen führen. Laut der WHO führen diabetische Komorbiditäten die Liste der zehn häufigsten Todesursachen an (ischämische Herzerkrankungen), auf dem zweiten Platz befindet sich der Schlaganfall und Diabetes selbst ist auf dem siebten Platz – die Inzidenzraten liegen jeweils bei 9,4, 5,8 und 1,6 Millionen. „Stationäre Patienten sind in Krankenhäusern mit jeweils 30 %, 35 %, 49 % und 65 % der Gesamtkosten im Vereinigten Königreich, in Deutschland, Irland und den Vereinigten Staaten der größte Kostenfaktor“, erklärt Jerry O‘Brien, der Geschäftsführer von Radisens Diagnostic, dem Unternehmen, das das MEDMICO-Projekt durchführt. Die Kosten zur Behandlung der Komorbiditäten übertreffen bei Weitem die Kosten der Diabetesbehandlung selbst, da erstere Kontrollen und Pflege aus vielen verschiedenen klinischen Behandlungspfaden erforderlich machen. „Studien zeigen, dass Mediziner die klinische Behandlung eines Patienten eher verändern, wenn die Diabeteskontrolle patientennah in der Klinik, statt in Labortests, stattfindet. Die Überwachung von diabetischen Komorbiditäten kann daher Patientenergebnisse verbessern und die Kosten für das Gesundheitssystem senken.“ Auf dem Markt gibt es verschiedene patientennahe Geräte, die auf eine Teilmenge diabetischer Komorbiditäten testen können, allerdings erfordern diese viele Tropfen Blut (und schmerzende Finger!), eine gekühlte Aufbewahrung und eine komplizierte Bedienung. Hier verschafft MEDMICO Abhilfe. Das Projekt entwickelte eine Plattform namens Gemini, die einen Prototyp eines patientennahen „Desktop“-Lesegeräts und eine Reihe von Testkartuschen umfasst. „Ein Tropfen Blut wird auf die Testkartusche und in das Lesegerät gegeben, das die Tests in Minutenschnelle durchführt. Wir entwickeln derzeit Testkartuschen zur Kontrolle von Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Nierenkrankheiten und planen weitere Tests bezüglich Entzündungen und Eisenmangel-Anämie“, so O‘Brien. Jede Testkartusche enthält Bioreagenzien wie Enzyme, Antikörper und andere biochemische Komponenten, die normalerweise gekühlt aufbewahrt werden müssen, um ihre Funktion beizubehalten. Radisens entwickelt eine Technologie, die die Reagenzien vor der Umwelt schützen soll, sodass die Kartuschen bei Zimmertemperatur gelagert werden können und dennoch einsatzfähig bleiben. Auf diese Weise müssen Patienten nicht mehr 30 Minuten oder länger warten, die Konkurrenztechnologien benötigen, um nach der gekühlten Aufbewahrung Zimmertemperatur zu erreichen, bevor der Test durchgeführt werden kann. Dies ist besonders wichtig bei der Überwachung dieser Begleiterkrankungen in der Arztpraxis, Notfallzentren und anderen dezentralisierten Kliniken. „Die Tatsache, dass die Tests keine gekühlte Aufbewahrung erfordern und schnell und einfach eingesetzt werden können, verleiht ihnen auch das Potenzial, in Entwicklungsländern äußerst nützlich zu sein.“ Neben der Entwicklung der Testsysteme hat das Unternehmen auch einen Teil der Projektzeit zur Durchführung von internen Methodenvergleichsstudien unter Einsatz klinischer Proben genutzt. Diese zeigen, dass die Gemini-Plattform auf dem besten Weg ist, die Ziele der Leistung auf Laborniveau und der langfristigen Stabilität zu erreichen. „Wir könnten nicht stolzer sein auf die talentierten, interdisziplinären und innovativen Teams, die intern die unzähligen patentierten Technologien entwickelt haben. Dazu gehören einige der schwierigsten Bluttests, was die Testanforderungen angeht, intelligente Mikrofluidikkartuschen sowie verlässliche und benutzerfreundliche – unternehmensinterne – Geräteprototypen“, erklärt O‘Brien.
Schlüsselbegriffe
MEDMICO, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankung, Nierenkrankheit, Entzündung, Anämie, Überwachung chronischer Krankheiten, Komorbidität, Kosten des Gesundheitswesens, patientennahe Tests