Projekt umreißt Ansatz zur Integration weiblicher Gastarbeiter
Bei der Entwicklung politischer Strategien für die Integration von weiblichen Gastarbeitern in die europäische Gesellschaft sollte ein umfassender Ansatz gewählt werden. Dies ist die Botschaft einer ganzen Palette von Empfehlungen, die das EU-finanzierte Projekt FeMiPol (Female Immigrants in Labour Market and Society Policy Assessment and Policy Recommendations) veröffentlicht hat. Nach Ansicht von Dr. Maria Kontos vom Institut für Sozialforschung in Frankfurt, Projektkoordinatorin von FeMiPol, sei es für die soziale Kohäsion Europas äußerst wichtig, dass man sich mit der Situation von Immigrantinnen beschäftige. "Lange Zeit wurden Immigrantinnen einfach übersehen, weil man davon ausging, dass sie nicht Teil des Arbeitsmarkts sind." Sie wurden stattdessen als Hausfrauen angesehen, die zuhause bleiben und auf ihre Kinder aufpassen. "Diese Vorstellung ist in der breiten Öffentlichkeit und unter den politischen Entscheidungsträgern weit verbreitet", sagte Dr. Kontos den CORDIS-Nachrichten. Jedoch haben Forschungen gezeigt, dass, zumindest in den vergangenen 15 Jahren, Frauen, die nach Europa kommen, in Wirklichkeit die Geldverdiener sind und in den unterschiedlichsten informellen Sektoren wie in Haushalten, im Tourismus und in der Landwirtschaft arbeiten. Immigrantinnen stellen tatsächlich einen wesentlichen Teil der formellen und informellen Arbeitskräfte. Das Projekt wollte herausfinden, inwiefern sich Arbeits-, Sozial- und andere entsprechende Politiken auf diese wichtige Bevölkerungsgruppe auswirken. Dazu hat die Forschergruppe Dokumente analysiert und Interviews mit Experten für nationale Strategien einzelner EU-Mitgliedstaaten und auf EU-Ebene geführt. Auch Immigrantinnen wurden interviewt, um Informationen über ihre persönlichen Arbeitserfahrungen in der EU und die Strategien zu erhalten, die sie zur Verbesserung ihrer eigenen Situation und zur Überwindung manch restriktiver Politik angenommen haben. Das Ergebnis der Forschung war, dass politische Maßnahmen, wie beispielsweise die Verhinderung oder Bekämpfung der illegalen Arbeit, nicht nur ineffektiv und unsinnig waren, sondern die Notlage der Frauen sogar noch verschlimmerten. "Die meisten Immigrantinnen, die in informellen Arbeitssektoren arbeiten, besitzen keine Papiere [keine Aufenthaltserlaubnis] oder sind nur halbwegs legal", bemerkt Dr. Kontos. Dadurch werden sie zu einem leichten Ziel für Arbeitgeber, die diese auf der Suche nach billigen Arbeitskräften ausbeuten können. Da sie als Arbeitnehmer nicht angemeldet sind, besitzen die Frauen keine Arbeitsplatzgarantie und können auch nicht vollständig in den Genuss von Krankenversicherung, Sozialfürsorge und anderen sozialen Diensten kommen. Auch Sprach- und Ausbildungsprogramme sowie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, die eigentlich zur Integration in den Arbeitsmarkt gedacht sind, sind außerhalb ihrer Reichweite. "Diese Frauen sind unsichtbar und haben keine Rechte", sagt Dr. Kontos. In manchen Mitgliedstaaten wurden Schritte unternommen, um die Arbeit im Haushaltssektor, in dem viele Immigrantinnen arbeiten, zu formalisieren. Andere Mitgliedstaaten wie Frankreich haben Steuervergünstigungen eingeführt, um nicht angemeldete Arbeitnehmer in diesem Sektor zu absorbieren. Schweden, Deutschland und das Vereinigte Königreich haben Steuersenkungen für Haushaltshilfen eingeführt. Zwischenzeitlich haben mehrere Mitgliedstaaten anerkannt, dass für Haushaltshilfen und Pflegekräfte aus dem Migrantenmilieu auch rechtlich vorzusorgen sei, und Anwerbeprogramme für Migranten in die Wege geleitet. In Spanien und Italien sind ausländische Haushalts- und Pflegekräfte in ein Quotensystem integriert. Aber selbst wenn die Einwanderungs- und Arbeitsgesetzgebung das Bedürfnis für weibliche Haushalts- und Pflegekräfte anerkennen würden, müssten diese Frauen immer noch mit schlechten Arbeitsbedingungen kämpfen. Zum Beispiel können Absprachen für Arbeiten und Wohnen, die in Südeuropa weitverbreitet sind, eine Übergangslösung für Wohnungsprobleme bieten. Sie können den Arbeitskräften auch bei der Einsparung von Mietgeld helfen, was für ihre Rolle als Geldverdiener wichtig ist. Aber Haushaltshilfen, die im Haus mitleben, riskieren auch, in diesem Sektor stecken zu bleiben und ausgebeutet zu werden. In Nordeuropa leben Haushaltshilfen meist in ihren eigenen Wohnungen. Das führt dazu, dass sie meist mehrere Arbeitgeber und zersplitterte Arbeitszeiten haben. Auf politischer Ebene müsse und könne noch sehr viel mehr getan werden, glaubt Dr. Kontos, um diese Frauen zu stützen und ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern. Eine wichtige Empfehlung des Projekts ist es sicherzustellen, dass die Gesetzgebung die Rechte zum Aufenthaltsstatus von den Arbeitsrechten trennt. Würden alle Arbeitskräfte, sowohl legale als auch illegale, dieselben Rechte erhalten, könnte dies zur Senkung von Diskriminierung und Ausbeutung beitragen. Weitere Empfehlungen sind: Anerkennung der Fähigkeiten und Qualifikationen der weiblichen Immigranten, sodass sie ihren Berufswunsch verfolgen können; mehr Zugang zu Ausbildung, Sprach- und Orientierungskursen; und die Neubewertung von Haushalts- und Pflegearbeit, sodass diese nicht nur als "Hilfe" sondern als "Arbeit" anerkannt wird. Zusätzlich zur Verbesserung der Situation weiblicher Immigranten im Haushalts- und Pflegesektor hat das Projekt auch Empfehlungen für politische Maßnahmen zur Steigerung der Bürgerbeteiligung unter weiblichen Immigranten und zu politischen Maßnahmen für Frauen, die sich für die Prostitution entschieden haben oder Opfer des Menschenhandels sind, ausgesprochen. Derzeit werden die Projektempfehlungen an politische Entscheidungsträger verbreitet. Dr. Kontos erhofft sich im Gegenzug umfassende politische Maßnahmen. "Einzelne politische Maßnahmen für Gastarbeiter werden nicht ausreichen, weil Integration vielschichtig ist und deshalb die Politiken ineinandergreifen müssen. Wir benötigen Migrationsmainstreaming", sagt sie abschließend. Das Projekt, das acht Partner aus sieben Mitgliedstaaten zusammenführt, wird unter dem Themenbereich "Wissenschaftliche Unterstützung der Politik" des Sechsten Rahmenprogramms (RP6) finanziert.