Höhere Sicherheit bei Offshore-Einsätzen von Hubschraubern
Ein EU-gefördertes Forscherteam hat herausgefunden wie Hubschrauber Offshore-Bohrinseln, Windparks oder andere abgelegene Orte besser anfliegen und sogar dort landen können, auch wenn schlechte Sichtbedingungen herrschen. Das Projekt ANGELS hat unter Leitung des italienischen Start-Ups PALU und von den BLU Electronic Designern für Luft- und Raumfahrtelektronik ein neues Leitsystem entworfen und getestet. Es basiert auf der Automatic Dependence Surveillance-Broadcast (automatische Flugüberwachung, kurz ADS-B), einer Technologie, die sowohl kostengünstig als auch leicht anzuwenden ist. Hubschrauber sind für Offshore-Windparks sowie Öl- und Gasbohrinseln von essenzieller Bedeutung, da sie dringenden Nachschub liefern, die Besatzung, wenn deren Schicht beendet ist, ans Festland bringen und bei medizinischen Notfällen die Betroffenen schnell evakuieren können. Aber wenn das Wetter oder die Sichtverhältnisse schlecht sind, können sie oft nicht fliegen. „Ein Hubschrauber kann weder abheben noch landen solange die Sichtverhältnisse an einem Offshore-Hubschrauberlandeplatz schlecht sind“, sagt Beatrice Branca, Kommunikationsmanagerin bei PALU. „Daher sind neue Landesysteme, die den Sicherheitsvorschriften für Hubschraubereinsätze entsprechen, das große Thema, mit dem wir uns beschäftigen.“ Über 45 % aller Hubschrauberunfälle geschehen wegen schlechten Wetters oder schlechter Sicht und 33 % der Unfälle passieren laut dem Sicherheitsbericht der Abteilung EHEST der Europäischen Agentur für Flugsicherheit aus dem Jahr 2010 beim Anflug oder beim Landen. Situationsbewusstsein schärfen Das ANGELS-System nutzt das Potenzial der ADS-B-Technologie, indem es das Situationsbewusstsein des Piloten schärft, und macht somit Hubschrauberflüge deutlich sicherer. „Mit unserer App kann der Pilot Informationen zur Position des Hubschraubers, seiner Lage im Verhältnis zum idealen Anflugweg und dem Abstand zum Helideck sowie Windstärke und -richtung auf dem Helideck ablesen“, sagt Branca. Das System überträgt Daten in Echtzeit und nutzt einen speziellen Algorithmus, um den besten Flugweg sowie eine präzise laterale und vertikale Führung zu geben, die ein Hubschrauber für einen sicheren Anflug und eine sichere Landung auf einen Landeplatz benötigt, ganz besonders bei widrigen Sichtverhältnissen oder wenn Hindernisse wie Windturbinengruppen den Flugweg verkomplizieren. Es besteht aus einer Bodenstation mit kompaktem Schaltschrank von etwa 20 Kilogramm, der den ADS-B-Empfänger, den Prozessor und die Stromversorgung enthält und auf dem Landeplatz eingebaut ist, sowie aus einer App für das iPad, die der Pilot vom Cockpit aus nutzt. Erster Testflug Nachdem der Prototyp fertig war, begann das ANGELS-Team Anfang 2016 mit Systemtests, also zunächst Simulationen und Drohnenflügen, bevor dann im September 2017 der erste offizielle Testflug stattfand. Das System wurde eingesetzt, um einen Hubschrauber vom Typ EC-135 P2+ auf einem Hubschrauberlandeplatz eines Offshore-Windparks bei Borkum in Norddeutschland zu landen. „Es hat sich genauso verhalten wie wir erwartet hatten, der Pilot konnte dem Flugweg folgen und auf der Bohrinsel landen“, fasst Branca zusammen. Die wichtigsten Kunden für das Produkt aus ANGELS wären laut Branca Betreiber von Öl- und Gasbohrinseln sowie Windparks, aber das Team hat auch bereits großes Interesse von Seiten der medizinischen Rettungsflieger (helicopter emergency medical services, HEMS) erfahren. Aktuell sind sie auf der Suche nach finanzieller Förderung für die Anpassung und den Einbau des Systems zur spezifischen Verwendung bei HEMS.
Schlüsselbegriffe
ANGELS, Hubschraubersicherheit, Anflug und Landung, ADS-B Technologie, Offshore-Einsätze von-Hubschraubern