Expositionstherapie bei Anorexia nervosa
Die AN weist unter den psychiatrischen Erkrankungen die höchste Sterblichkeitsrate auf. Etwa 25 % der Patienten entwickeln eine schwere und anhaltende Form der Erkrankung, die sich aufgrund neuroprogressiver Veränderungen im Zusammenhang mit einer längeren Entkräftungsphase einer Behandlung entzieht. Im Rahmen des Projekts ET4AN (New technologies to support eating in anorexia nervosa: A neuroimaging study) wurden 16 Patienten und 21 gesunde Probanden für die Kontrolle rekrutiert sowie 12 Sitzungen einer stufenweisen und begleiteten expositionsbasierten Behandlung über einen Zeitraum von drei Monaten entwickelt und durchgeführt. Die Programmauswirkungen wurden durch Body-Mass-Index (BMI)-Messungen und unter Verwendung von Selbsteinschätzungsberichten zur Bewertung von Symptomen für Essstörungen, von Stimmungssymptomen, von Essritualen und von störenden Gedanken zum Thema Ernährung festgehalten. Ein Hirnscan maß die Hirnaktivitäten in Reaktion auf die Präsentation von Bildern mit Lebensmitteln vor und nach der Behandlung. Nach der Behandlung hatten die Patienten einen höheren BMI und berichteten von deutlich weniger ernährungsbedingten Bedenken und Sorgen. Es wurde ferner ein geringeres Angstniveau und ein erhöhtes Zutrauen in Veränderungen festgestellt. Interessanterweise deuteten die neuralen Signaturen der Patienten auf plastische Veränderungen hin, die mit der Behandlung in Zusammenhang stehen. Im Vergleich zu den Kontrollgruppen zeigten die Patienten einen auffälligen Aktivitätsrückgang in der Precuneus-Region, die mit der Verarbeitung persönlicher Angstimpulse verbunden ist. Parallel dazu gab es einen signifikanten Anstieg der neuralen Aktivität im präfrontalen Cortex, in dem die Planung komplexer Handlungen stattfindet. Eine vorhergehende Studie, in der gesundete AN-Patienten untersucht worden waren, deutete auf eine erhöhte Aktivität in der gleichen Hirnregion hin. Die Ergebnisse des ET4AN-Projekts legen nahe, dass Hoffnung dafür besteht, dass hohe, durch eine Exposition gegenüber Essstimuli induzierte Angstniveaus reduziert werden können und dass für die damit verbundenen Hirnaktivitäten klinische Veränderungen induziert werden können. Die Forschungsgruppe untersucht derzeit Wege, um die Informationen zu dieser Behandlung für die Ausbildung von Fachkräften im Gesundheitsbereich sowie von Pflegekräften und Peer-Mentoren global zu verbreiten. Die Ergebnisse werden zukünftig verwendet werden, um eine größere randomisierte kontrollierte Studie zu planen, mit der dieses Behandlungsprogramm getestet wird.
Schlüsselbegriffe
Expositionstherapie, Anorexia nervosa, ernährungsbedingte Angst, verhungern, Neurobildgebung