Mit Notfall-Kits Katastrophen in den Griff bekommen
Im Rahmen des europäischen Projekts S(P)EEDKITS (Rapid deployable kits as seeds for self-recovery) wurden neuartige Notfall-Kits für den Einsatz bei Maßnahmen zur Bewältigung von Notsituationen und humanitärer Hilfe entwickelt. Ein Kit ist ein klar definiertes Ausrüstungspaket, das entweder von humanitären Helfern benutzt oder an die betroffene Bevölkerung ausgegeben wird. Das Projekt konzentrierte sich auf Kits, die innerhalb der ersten Stunden nach einem Notfall unkompliziert ausgeliefert und schnell eingesetzt werden können: daher der Fokus auf SPEED (Schnelligkeit). Gleichzeitig sollten die Ausrüstungspakete Materialien enthalten und Lösungen bereitstellen, die über die eigentliche Notsituation hinausgehen. Das bedeutet, dass die Kits die Saat (SEED) für eine langfristige Bewältigung der Krise und zur Wiederherstellung des öffentlichen Lebens, möglicherweise mit Hilfe von etwas Anpassung/Nachrüstung vor Ort, bilden sollen. Das Projekt umfasste die Bereiche Unterkünfte (vorübergehende Unterbringung), Wasser (Bohrausrüstungen), Sanitäreinrichtungen (einfach aufzustellende Toiletten für Notsituationen), Energieinfrastruktur, medizinische Infrastruktur (Operationssaal im Container) und Einsatzunterstützung (Ressourcen für Hightech-Tracking in Echtzeit). Schwerpunkt war außerdem die intelligente Verpackung der Kits und die Zusammenstellung von selbsterklärenden Handbüchern, die Geschlechter- und Kulturneutralität wahren. An jedem dieser Bereiche arbeiteten die Partner an Ideen und der Konzeptualisierung, dann an ersten Prototypen und an der Demonstration vor Ort. Leitprinzip war, dass die Kits durch die Einbeziehung neuester Technologien und Materialien in Hightechform ausgeführt sein sollen, aber trotzdem robust und einfach zu bedienen sein müssen. Resultat dieser Überlegungen waren mehrere innovativen Kits, z. B. einem Hospitainer (Operationssaal im Container), der in Syrien und im Sudan sowie nach dem Taifun Haiyan auf den Philippinen eingesetzt wurde. Wonaders wurden neuartige Unterkunftslösungen in einer kleinen ländlichen Siedlung im Senegal demonstriert, während in Äthiopien und Madagaskar Testbohrungen erfolgreich durchgeführt wurden.Mittlerweise stehen acht der entwickelten Kits als kommerzielle Produkte zur Verfügung. Dazu gehören eine Mehrzweckunterkunft, ein Düsensatz für Wasserbohrungen, erhöhte Toiletten, ein mobiles Entschlammungsgerät zum Entleeren von Latrinen, ein Wasser-Hochbehälter-Bausatz und ein Container mit medizinischer Infrastruktur. Die Kommerzialisierung wurde durch Projektpartner und durch die Zusammenarbeit mit externen Unternehmen ermöglicht. Kunden für diese neuartigen Kits sind humanitäre Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen, Oxfam, UNFPA (Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen) und die nationalen Rotkreuz-Gesellschaften. S(P)EEDKITS wurde teilweise innerhalb des EU-RP7-Programms finanziert und von dem belgischen Textilzentrum Centexbel koordiniert. Es wurde von einem Konsortium aus 15 Partnern aus sechs europäischen Ländern, die über vielfältiges Fachwissen verfügen, umgesetzt und bezog neben den Forschungs- und Industriepartnern auch mehrere humanitäre Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen, das Rote Kreuz der Niederlande und die Forschungsstelle für Unterkünfte des Internationalen Verbands der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften ein. Ein Video, in dem es um eine Felddemonstration im Senegal geht, ist auf YouTube zu finden.
Schlüsselbegriffe
Notfall-Kits, Notfallausrüstungen, Katastrophe, S(P)EEDKITS, selbst initiierter Wiederaufbau, selbstständige Wiederherstellung des öffentlichen Lebens, Maßnahme zur Bewältigung von Notsituationen, Reaktion auf Notsituationen