Krankheiten mit dem Smartphone erschnüffeln
Magenkarzinom oder Magenkrebs ist die fünfthäufigste Ursache für krebsbedingte Todesfälle in Europa. Aufgrund des Mangels an Frühsymptomen, die spezifisch mit der Erkrankung verbunden sind, wird diese üblicherweise in fortgeschrittenem Stadium entdeckt – wenn eine Behandlung für die meisten Patienten unwirksam ist. Mit dem Ziel, die weltweite Überlebensquote bei Magenkrebs und sonstigen Krebserkrankungen zu verbessern, haben Wissenschaftler aus aller Welt an der Verwendung von Atemtests als Mittel für die Früherkennung geforscht. Die Idee der Atemtests basiert auf der Tatsache, dass der Atem von Menschen mit Magenkrebs im Vergleich zu Menschen mit anderen Erkrankungen und gesunden Menschen eine einzigartige chemische Zusammensetzung aufweist. Diese flüchtigen organischen Stoffe, die durch Krebs entstehen, können beim Ausatmen von Patienten festgestellt werden. Flüchtige organische Stoffe haben einen charakteristischen Geruch, der Ärzte bei der Erkennung von Frühsymptomen für die Erkrankung behilflich sein kann. Im Zuge von weiterführenden wissenschaftlichen Maßnahmen zur Früherkennung von Krebs unter Verwendung von Atemtests wurde durch das EU-finanzierte Projekt SNIFFPHONE (Smart Phone for Disease Detection from Exhaled Breath) jetzt eine Smartphone-Anwendung entwickelt, mit der festgestellt werden kann, ob eine Magenkrebserkrankung vorliegt. Die App analysiert ausgeatmete Gase mithilfe von SniffPhone, einem kompakten Handsensorgerät, das in das Smartphone gesteckt wird. Diese nichtinvasive Methode, die sofort Ergebnisse liefert, hat das Potential, die Krebsvorsorge in Zukunft zu revolutionieren. Wie funktioniert es? Benutzer halten das Gerät vor ihren Mund und atmen aus, um so die Atemprobe abzugeben. Das SniffPhone misst nach dem Ausatmen unter Verwendung hochempfindlicher nanomaterialbasierter chemischer Sensoren die flüchtigen organischen Stoffe im Atem. Unter Verwendung eines Smartphones werden die Messwerte dann zur Analyse durch medizinisches Personal via Bluetooth an eine dedizierte Cloud-Plattform übermittelt. Falls die Daten Krebssymptome zeigen, wird der Hausarzt des Patienten benachrichtigt. Die Screening-Methode des SniffPhone bietet eine Reihe von Vorteilen. „Das Gerät kann komfortabel und schmerzlos verwendet werden. Außerdem bietet es eine einfache, schnelle und kosteneffektive Alternative zum Screening von Magenkrebserkrankungen,” sagt Dr. Kari Antila vom Projektpartner, dem Technischen Forschungszentrum Finnland VTT in einer Pressemitteilung, die auf der Webseite der digitalen Zeitung „The London Economic“ veröffentlicht wurde. Ebenso wichtig ist, dass sich SniffPhone-Benutzer auf weniger Kompatibilitätsprobleme freuen können, da die auf dem Smartphone installierte App sowohl Android als auch iOS unterstützt. Erkennung und weitere Schritte SNIFFPHONE wurde im November letzten Jahres von der Europäischen Kommission mit dem Innovation Award 2018 für das innovativste Projekt ausgezeichnet. Gegenwärtig werden die SniffPhone-Prototypen für weitere klinische Prüfungen unter den medizinischen Partnern des Projekts verteilt. „Der nächste Schritt des Projekts ist, Geldgeber für diese Art neuer Krebsvorsorgemethode zu finden. Die Kommerzialisierung des Geräts soll durch ein Spin-off-Unternehmen erfolgen“, berichtet Dr. Antila. Das oberste Ziel des Projektteams ist, die Methode auch auf andere Krebsformen anwendbar zu machen. Weitere Informationen: SNIFFPHONE-Projektwebsite
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