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Inhalt archiviert am 2023-04-13

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Der Einfluss des mitteleuropäischen Kinos in der postkommunistischen Ära

Welche Rolle spielte das Kino nach dem Niedergang des Kommunismus? Autorinnen und Autoren erkunden, auf welche Weise der Übergang in eine freie Marktwirtschaft im polnischen und slowakischen Kino der 1990er Jahre eingefangen wurde.

Dem Jahrzehnt nach dem Zusammenbruch des Ostblocks in der Zeit von 1989 bis 1991 galt großes mediales Interesse. In den 1990er Jahren durchliefen Volkswirtschaften, Gesellschaften und politische Arenen der nachkommunistischen mitteleuropäischen Länder einen enormen Wandel. Diese Veränderungen haben die Demokratien in der Region zu dem werden lassen, was sie heute sind. Während dieser Wandel vom Staatssozialismus hin zu freien Märkten aus ökonomischer, politischer und gesellschaftlicher Sicht bereits erforscht worden ist, hat man seine kulturelle Bedeutung bislang weitgehend übersehen. Das EU-finanzierte Projekt ATFM (Articulating the free market: A cultural history of the economic transformation in central Europe, 1989-1999) untersucht nun, wie die Gesellschaften Mitteleuropas diese Veränderungen aus kultureller Perspektive wahrgenommen und durchlebt haben. Besonders anhand der Länder Tschechische Republik, Polen und Slowakei erkundet ATFM, wie Kino und Fernsehen in diesen Ländern auf das Entstehen einer freien Marktwirtschaft reagiert haben. In zwei auf der Website des paneuropäischen Online-Magazins „Political Critique“ erscheinenden Artikeln wird der Frage nachgegangen, wie diese Veränderungen in den Filmen und Fernsehserien der 1990er Jahre festgehalten wurden. Auf Grundlage der ATFM-finanzierten Forschung wird in den Artikeln die Kinematografie dieser Zeit in Polen und der Slowakei diskutiert. Polnische Filme der 1990er Jahre: schlechte Qualität und schwache Botschaft Das polnische Kino der 1990er Jahre war nicht gerade für seine Qualität bekannt. Die auf diesem Gebiet angesehenen Personen hielten es für unbedeutend, und die für die Kritik Zuständigen verurteilten es, weil es dem Publikum nichts über Polen mitgeteilt habe. Während die Autorin des ersten Artikels, Kaja Puto, zwar zuzustimmen vermag, dass die Filme aus jener Zeit nicht unbedingt als gutes Kino zu bezeichnen sind, weist sie jedoch die Behauptung zurück, dass sie unbedeutend seien und uns nichts über Polen zu sagen hätten. Möglicherweise hätten sie Polen vielleicht nicht so dargestellt, wie es damals war, aber sie offenbaren, wie sie betont, viel über die Veränderungen an sich. In den Filmen dieser Zeit wurde das Publikum in die Richtung gelenkt, die Vorstellung von einem Staat, der Wohlstand garantieren könne, abzulehnen. Ihm wurde die Botschaft vermittelt, dass der Wandel sie zu einer durch den Westen verkörperten, erwünschten Normalität zurückführen würde. In diesen frühen postkommunistischen Filmen verkörperte der Held die westlichen Werte: den Wunsch, Reichtum anzusammeln, und den Drang nach Erfolg. Der abwertend als Sowjetmensch bezeichnete Antagonist lehnte diese Werteordnung ab und forderte stattdessen staatliche Unterstützung. Insgesamt übernahm das polnische Kino eine pädagogische Funktion, indem es westliche Modelle kopierte, während es die Augen vor den Bedürfnissen in der Heimat verschloss. Postkommunistischem slowakischen Kino fehlt die kritische Stimme Matej Sotník, Filmkritiker und Autor des zweiten Artikels, betrachtet die Privatisierung der einheimischen Filmstudios von 1995 als das Ende des slowakischen Kinos. Die Filmstudios der Slowakei, in denen vor 1989 über tausend Menschen Arbeit fanden, wurden zum Opfer des schmerzhaften Übergangs in eine kapitalistische Wirtschaft. In den postkommunistischen 1990er Jahren gab es in der Slowakei keine zehn Kinofilmdebüts. Es gelang nicht, die politische Situation des Landes in den Geschichten der Spielfilme dieser Zeit darzustellen. Die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender blieben Werkzeuge der Propaganda, in denen Sendeinhalte zensiert wurden. Diese Zensur, so schreibt Sotník, „hat sich getarnt, blieb bestehen, und … existiert immer noch, solange die öffentlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten weiterhin unter der direkten Kontrolle des Parlaments stehen.“ Mit seiner Arbeit will ATFM für eine ganz neue kulturelle Sichtweise auf den in den 1990er Jahren in Mitteleuropa vollzogenen Wandel der Systeme sorgen. Weitere Informationen: CORDIS-Projektwebsite

Länder

Tschechien

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