Studie entdeckt neue Typhus-Superbakterienstämme in Bangladesch
Laut Weltgesundheitsorganisation erkranken jedes Jahr etwa 11 bis 20 Millionen Menschen an Typhus und zwischen 128 000 und 161 000 Menschen sterben daran. Es handelt sich um eine potenziell tödliche Infektion des Magen-Darm-Trakts, die durch das Bakterium Salmonella enterica ssp. enterica Serovar Typhi (S. Typhi) hervorgerufen wird. Das Bakterium wird in der Regel durch verunreinigte Lebensmittel oder Wasser übertragen. Die meisten Fälle treten in Teilen von Asien und Afrika auf. Obwohl Impfungen einen gewissen Schutz gegen Typhus bieten können und die Erkrankung meist mit Antibiotika behandelt wird, geben die vermehrt beobachteten Arzneimittelresistenzen Anlass zu großer Sorge. Durch das EU-finanzierte Projekt COMPARE (COllaborative Management Platform for detection and Analyses of (Re-)emerging and foodborne outbreaks in Europe) geförderte Wissenschaftler haben nun zwei neue, höchst arzneimittelresistente Typhuserreger entdeckt. Ihre Ergebnisse wurden in der Online-Fachzeitschrift „mBio“ veröffentlicht. Ein Projektpartner, die Mérieux Foundation, erläutert in einer Pressemitteilung: „Zum ersten Mal wurde eine neue Linie des S. Typhi beschrieben, die eine starke Resistenz gegenüber Standard-Antibiotika der Familie der Fluorchinolone zeigt, sowie ein neuer Stamm, der äußert resistent gegenüber Ceftriaxon ist, einem Antibiotikum aus der Gruppe der Cephalosporine der dritten Generation, das bei Typhus am häufigsten verschrieben wird.“ Superbakterium in Pakistan In der Pressemitteilung wird darauf hingewiesen, dass beide neuen Stämme sich von demjenigen unterscheiden, der nachweislich für den höchst arzneimittelresistenten Typhus-Ausbruch früher im Jahr 2018 in Pakistan verantwortlich war. Laut Pressemitteilung stellten die Autoren fest: „Es existieren mehrere unzusammenhängende Genmutationen, die Resistenzen in Stämmen unterschiedlicher geografischer Herkunft herbeiführen.“ Der in der Mitteilung zitierte Prof. Hubert Endtz, Direktor der Angewandten Forschung bei der Mérieux Foundation, sagt dazu: „Das Aufkommen dieser extrem resistenten Stämme in Pakistan und nun auch in Bangladesch könnte Vorbote einer beginnenden globalen Pandemie von höchst arzneimittelresistenten Stämmen sein.“ In dem Artikel der Fachzeitschrift wird auf die Grenzen der bestehenden Behandlungsoptionen hingewiesen und hervorgehoben, wie wichtig Impfungen seien, „um die Krankheitslast von Typhus in einer Zeit steigender Antibiotikaresistenzen zu verringern.“ Die Schlussfolgerung der Autoren lautet: „Sowohl kurzfristige Impfmaßnahmen für Bevölkerungsgruppen mit hohem Risiko sowie langfristige Wasserversorgungs- und sanitäre Maßnahmen werden ohne Zweifel die Eckpfeiler eines weltweiten Präventionsplans zur Bekämpfung von Typhus sein.“ Das laufende Projekt COMPARE wurde eingerichtet, um den Prozess der Erkennung von Krankheitsausbrüchen bei Menschen und Tieren auf der ganzen Welt sowie die Reaktion auf diese Ausbrüche durch den Einsatz neuer Gentechnologie zu beschleunigen. Laut der Projektwebsite sollen durch das Projekt die Folgen und Kosten von Krankheitsausbrüchen verringert werden. Dort ist auch zu lesen: „COMPARE wird eine zentrale, universell einsetzbare Plattform einrichten, die einen analytischen Rahmen und Möglichkeiten zum Datenaustausch bietet. So sollen in einem integrierten intersektoralen, interdisziplinären, internationalen Ansatz unter dem Motto ‚Eine Gesundheit‘ Echtzeitanalysen und -interpretationen von sequenzbasierten Daten zu Krankheitserregern in Kombination mit zugehörigen Daten (z. B. klinische, epidemiologische Daten) ermöglicht werden.” Zudem leiten verschiedene EU-finanzierte Netze diverse Forschungstätigkeiten in den Bereichen Mensch, Tier und Lebensmittel, für deren Koordination oder Federführung Partner von COMPARE verantwortlich sind. Weitere Informationen: COMPARE-Website
Länder
Dänemark