Sicherheit geht vor: Risikobewertung bei Nanomaterialien
Forscher arbeiten derzeit an einer auf die Industrie ausgerichteten Strategie zur Beurteilung des Risikos von Nanopartikeln und Produkten, bei denen solche zum Einsatz kommen. Ihr Ansatz wird in der Fachzeitschrift „Journal of Chemical Health and Safety“ beschrieben und konzentriert darauf, für ein gegebenes Nanomaterial (NM) ein Risikoprofil zu erstellen und dabei auch die in den verschiedenen Branchen bestehenden industriellen Anforderungen zu berücksichtigen. Mit dem Verfahren würde bestimmt, welche Materialien oder Prozesse Risiken darstellen, an welcher Stelle des Lebenszyklus eines Materials diese Risiken auftreten und wie sie sich auf die Gesellschaft auswirken. Die Arbeit wird durch drei laufende Projekte unterstützt, die im Rahmen von Horizont 2020, dem EU-Programm für Forschung und Innovation, gefördert werden: INSPIRED (INdustrial Scale Production of Innovative nanomateRials for printEd Devices), HI-RESPONSE (Innovative High Resolution Electro-Static printing of Multifunctional Materials) und NANOGENTOOLS (Developing and implementation of a new generation of nanosafety assessment tools). Ein sich weiterentwickelndes Feld Während die Partikelgröße, Struktur und Eigenschaften von NM wesentliche technologische Fortschritte eröffnen, könnten sie unter Umständen auch die menschliche Gesundheit und die Umwelt gefährden. Bestehende, auf Nanomaterialien ausgerichtete Gesetze auf EU-Ebene sind laut den Forschern vage formuliert, und als Ergebnis sind die regulatorischen Rahmenbedingungen in der Industrie nicht eindeutig geregelt. Während sich dieses Feld stetig weiterentwickelt, benannte die Europäische Kommission den angemessenen Umgang mit NM-Risiken als ein Thema, das für den Erfolg von Nanotechnologien von zentraler Bedeutung ist. Da NM als chemische Substanz gelten, fallen sie unter die REACH-Verordnung, und im Gegensatz zu anderen Stoffen müssen sie zentral registriert werden. Doch einige Mitgliedstaaten führen ihre eigenen nationalen Register, und vor diesem Hintergrund wird es immer schwieriger, NM auf den europäischen Markt zu bringen. Dies behindert das Innovationspotential dieser Region und könnte das Vertrauen der Verbraucher in neu aufkommende Nanotechnologie beeinträchtigen. Zuverlässige Daten dazu, wie sicher der Kontakt mit NM ist, sind nur begrenzt vorhanden, und unsere technischen Möglichkeiten erlauben uns die quantitative Risikobewertung von NM derzeit nicht. Laut der wissenschaftlichen Arbeit besteht die sinnvollste weitere Vorgehensweise daher darin, sich auf qualitative Risikobewertungen, die alle Lebenszyklusphasen eines Materials berücksichtigen, sowie auf die Risikovermeidung und die Einbindung von Industrie, Risikomanagern und Interessengruppen zu konzentrieren. Das Hauptziel des Autors lag in der Entwicklung einer Sicherheitsstrategie für Industriearbeiter, die täglich mit NM arbeiten, um ihre Gesundheit sowie die Umwelt zu schützen, ohne die Innovation auszubremsen. Das vorgeschlagene Sicherheitskonzept folgt dem allgemeinen, bei Chemikalien angewandten REACH-Ansatz, wobei man sich allerdings in Richtung einer gemeinsamen Risiko- und Sicherheitsbewertung und Ökobilanzierung bewegen möchte. Welche Maßnahmen können also ergriffen werden, um die Innovation zu fördern? Im Paper werden einige Schritte beschrieben, die zur Standardisierung eines EU-weiten Ansatzes unternommen werden können. Diese umfassen die Sammlung von Informationen zu Nanomaterialien und Gefahren mithilfe von Fragebögen und Firmenbesichtigungen. Die Forscher schlagen vor, dass Gefahreneinschätzungen durchgeführt werden, indem alle relevanten Daten zu den Eigenschaften einer Substanz und auf Belastungsszenarien basierende Maßnahmen zum Risikomanagement zusammengetragen werden. Den Strategien zur Charakterisierung und Senkung von Risiken würde – unter Anwendung des Harmonized Tiered Approach der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) – ebenso eine wichtige Rolle zukommen. Weitere Informationen: HI-RESPONSE-Projektseite bei CORDIS, INSPIRED-Projektseite bei CORDIS, NANOGENTOOLS-Projektseite bei CORDIS
Länder
Österreich, Spanien, Vereinigtes Königreich