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Inhalt archiviert am 2023-04-03

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Es gibt ihn, den emotionalen Kater

Mit Forschungsarbeit, die teilweise durch das EU-geförderte Projekt EMOTIONAL MEMORY unterstützt wurde, konnte belegt werden, dass emotionale Erfahrungen im Gehirn psychische Zustände auslösen können, die nach Ende des emotionalen Ereignisses noch längere Zeit weiterbestehen.

Die in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Nature Neuroscience“ veröffentlichte Forschung zeigt, dass sich ein solcher emotionaler „Kater“ darauf auswirkt, wie wir mit zukünftigen ähnlichen Ereignissen umgehen und uns an sie erinnern. Es ist seit Langem bekannt, dass wir uns an Ereignisse, die mit starken Gefühlen verbunden sind (z. B. Hochzeiten, Beerdigungen, den ersten Kuss, historische Begebenheiten, Geburten oder den Tod eines geliebten Menschen), genauer erinnern als an weniger emotionale Vorkommnisse – und zwar nicht nur in den nächsten Minuten, sondern auch noch Jahre später. Beispielsweise können sich viele Menschen auch mehr als 15 Jahre später noch immer lebhaft erinnern, wo sie sich befanden und was sie gerade taten, als sie von den furchtbaren Terroranschlägen des 11. September 2001 erfuhren. Mit dieser Studie wurde durch einen späteren Gedächtnistest allerdings auch belegt, das sich Menschen auch besser an die weniger emotionalen Ereignisse erinnern können, die direkt auf die emotionalen Ereignisse folgen. „Wie wir uns an Geschehnisse erinnern, hängt nicht nur von der wahrgenommenen Umwelt ab, sondern wird auch stark von unserem eigenen Zustand beeinflusst – und dieser Zustand kann nach einem emotionalen Ereignis eine gewisse Zeit lang weiterbestehen und unsere Eindrücke prägen“, erläutert Lila Davachi, Associate Professor an der New York University. „Gefühle sind ein Geisteszustand. Diese Erkenntnisse verdeutlichen, dass unsere Wahrnehmung stark von vorausgehenden Erfahrungen abhängig ist und, vor allem, dass emotionsbezogene Gehirnzustände für längere Zeiträume anhalten können.“ Im Rahmen der Forschungen wurden Probanden gebeten, sich eine Reihe von Bildern anzusehen, die emotionale Ereignisse abbildeten und psychische Erregung hervorriefen. Etwa 10 bis 30 Minuten später betrachtete eine Gruppe von ihnen dann zudem einige nicht emotionale, gewöhnliche Bilder. Eine weitere Gruppe wurde zuerst mit den nicht emotionalen Bildern und erst danach mit den emotionalen konfrontiert. Bei beiden Gruppen wurden die psychische Erregung (anhand der Hautleitfähigkeit) sowie die Hirnaktivität (mittels fMRI) überwacht. Sechs Stunden später absolvierten alle Probanden einen Gedächtnistest, für den die zuvor betrachteten Bilder genutzt wurden. Die Forscher stellten die Hypothese auf, dass sich der durch emotionale Erfahrungen ausgelöste Hirnzustand anhand einer niederfrequenten Konnektivität der Amygdala feststellen lasse. Vor diesem Hintergrund untersuchten sie auch, ob diese Art von Gehirnaktivität, die bei der Kodierung emotionaler Erinnerungen vorliegt, bei den beiden Gruppen auch während der Kodierung neutraler Erinnerungen nachweisbar ist. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Probanden der ersten Gruppe, die zuerst mit den emotionsauslösenden Stimuli konfrontiert wurden, sich über einen längeren Zeitraum hinweg besser an die neutralen Bilder erinnern konnten als die der zweiten Gruppe, welchen die emotionalen Bilder erst nach den neutralen präsentiert wurden. Die Erklärung hierfür ergab sich aus den fMRI-Aufzeichnungen – offenbar beeinflusste der durch die emotionalen Eindrücke ausgelöste Hirnzustand noch weitere 20 bis 30 Minuten lang, wie ein Proband spätere nicht-emotionale Erfahrungen verarbeitet und sich an diese erinnert. Ein solcher Zustand, der salopp als „emotionaler Kater“ bezeichnet werden kann, existiert also tatsächlich und wirkt sich unter Umständen über längere Zeiträume hinweg auf die Hirnkapazität zum Verarbeiten und Abrufen von Erinnerungen aus. Das Projekt EMOTIONAL MEMORY wird an der Universität Genf durchgeführt und soll im Februar 2018 abgeschlossen werden. Die Forschungsarbeiten wurden zudem vom US-amerikanischen National Institute of Mental Health, dem Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Weitere Informationen: CORDIS-Projektseite

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