Geninjektion gegen Alzheimer: Neue Therapie verspricht Hoffnung
Einem in der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ veröffentlichten Artikel zufolge gelang einem Forscherteam vom Imperial College London der Nachweis, dass ein bestimmtes Gen direkt in das Gehirn injiziert werden kann. Dieses Gen sorgt dort für die Bildung eines Proteins, das Alzheimer-Plaques abbaut. Für das Absterben der Gehirnzellen im Zusammenhang mit der Alzheimer-Krankheit sind vorwiegend amyloide Plaques verantwortlich. Zu einer Anhäufung dieser harten Protein-Fragmente kommt es, wenn der Prozess der Spaltung von Amyloid-Proteinen gestört ist. Die daraus entstehenden Eiweißansammlungen bestehen zum Großteil aus Beta-Amyloid-Peptiden. Wird nun die Bildung dieser Proteine unterbunden, könnte dies das Absterben der Gehirnzellen – und damit das Fortschreiten der Krankheit und deren Symptome – verhindern. In Europa sind nahezu 9 Millionen Menschen an Alzheimer erkrankt. Nachdem die Ergebnisse früherer Studien darauf hindeuten, dass das Gen PGC-1a die Bildung von Amyloid-Plaques verhindern kann, befasste sich das Forscherteam näher mit diesem Gen. Sie injizierten das Gen in die Gehirne von Mäusen, die jüngst an Alzheimer erkrankt waren. Vier Monate später untersuchten sie die Mäuse und stellten fest, dass keine Plaques gebildet worden waren und die Mäuse in Gedächtnistests genauso abschnitten wie gesunde Mäuse. Der leitenden Autorin der Studie, Dr. Magdalena Sastre, zufolge könnten diese Ergebnisse die Grundlage für eine Therapie darstellen, mit der die Erkrankung an Alzheimer verhindert oder zumindest eine Stagnation im frühen Krankheitsstadium herbeigeführt werden könnte. „Auch wenn wir gerade erst am Beginn unserer Forschungsarbeit stehen, weisen diese Ergebnisse doch darauf hin, dass die Therapie mit diesen Genen von gewissem therapeutischem Nutzen für Alzheimer-Patienten sein könnte. Bis dahin gilt es jedoch noch viele Hürden zu nehmen. So besteht im Moment nur eine Möglichkeit, die Gene an Ort und Stelle zu bringen: durch eine Injektion direkt ins Gehirn“, führt sie weiter aus. „Diese Machbarkeitsstudie zeigt jedoch, dass es sich durchaus lohnen wird, diesen Therapieansatz weiter zu erforschen.“ Als Mittel zum Zweck diente den Forschern ein harmloser Lentivirus, in den sie das Gen integrierten, um ihn anschließend in das Gehirn zu injizieren. Dort befiel der Virus dann Gehirnzellen, was zu einer Modifizierung deren genetischen Codes und somit dazu führte, dass diese Zellen weitere Plaque-abbauende PGC-1a-Proteine bildeten. Injiziert wurden die Gene in den Hippocampus und die Großhirnrinde, da diese für die Gedächtnisbildung sowie die räumliche Orientierung verantwortlich und als Erstes von der Alzheimer-Krankheit betroffen sind. Professor Nicholas Mazarakis, Co-Autor der Studie und Empfänger der Fördermittel des ERC für das IRLVGTMND-Projekt, fügte hinzu: „Die Forscher machen sich die Art und Weise zunutze, wie der Lentivirus Zellen befällt, und lassen ihn dafür sorgen, dass die gewünschten Gene in die gewünschten Zellen integriert werden. Diese Methode findet in verschiedenen Studien zur Therapie zahlreicher Krankheiten Anwendung – von Arthrose bis hin zu Krebs. Mithilfe des lentiviralen Vektors konnten wir im Rahmen klinischer Studien jüngst erfolgreich Gene in die Gehirne von Parkinson-Patienten injizieren.“ Dr. Doug Brown, Leiter der Abteilung für Forschung und Entwicklung der britischen Alzheimer's Society, merkte Folgendes an: „Während die meisten potenziellen Therapieansätze, die auf die Bekämpfung amyloider Plaques setzten, in klinischen Studien meist enttäuschten, könnte dieser Ansatz eventuell tatsächlich den Weg für eine neue Therapieform ebnen.“ Den Ergebnissen der Studie zufolge könnten PGC-1a-Therapien das Fortschreiten der Krankheit verhindern, wenn der Patient bereits in einem frühen Stadium behandelt wird. Auch wenn Studien am Menschen zwar nicht in naher Zukunft umsetzbar sein werden, liefert die aktuelle Studie doch Anlass zur Hoffnung auf die Möglichkeit der Heilung einer bisher unheilbaren Krankheit. Weitere Informationen: CORDIS-Projektseite
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