EU-Forscher sahen Brexit voraus
Ziel des SENSEI-Projektes ist es, aus den Millionen an Blog-Einträgen und Konversationen in sozialen Medien schlau zu werden. Zu diesem Zweck bestanden zwei übergeordnete Ziele: Zuerst entwickelten die Projektpartner eine komplexe Technologie zur Zusammenfassung und Analyse, mit deren Hilfe Anwender die Interaktion der Menschen auf den diversen Medienkanälen verstehen können. Weiterhin wurde die SENSEI-Zusammenfassungstechnologie in realen Umgebungen entworfen und bewertet, um die Leistung sowie die Produktivität und Effizienz der Endnutzer (darunter z. B. Daten- und Medienanalysten, Journalisten und Redakteure) zu verbessern. Die Forscher verlassen sich allerdings nicht nur auf Technologie – die Bedienung durch den Menschen ist für die Auswertung von Gesprächen in sozialen Medien entscheidend. Dabei liegt ein besonderer Fokus auf dem Zusammenspiel von „Mensch und Maschine“, um das Ergebnis von wichtigen Abstimmungen und Wahlen voraussagen zu können. Dazu zählten auch die ergebnislosen Parlamentswahlen in Spanien im Dezember 2015 und das Referendum über den Brexit. Das Voraussagen des Brexit „Im Verlauf dieser Kampagne haben der einzigartigen Algorithmen mit der Kombination aus Mensch und Maschine mehr als 6 Millionen Gespräche in den sozialen Medien ausgelesen, die die Abstimmung zum Brexit zum Thema hatten, um den Wählerwillen zu identifizieren und vorherzusagen“, erklärte Prof. Giuseppe Riccardi, Projektkoordinator von SENSEI. „Es freut uns, dass wir nach unserer genauen Vorhersage zu den spanischen Parlamentswahlen ein weiteres Ergebnis eines wichtigen politischen Ereignisses mit sehr hoher Genauigkeit prognostizieren konnten. Am 21. Juni [zwei Tage vor dem Referendum] begann die Stimmung in den britischen sozialen Medien zu kippen, und wir beobachteten diese Veränderungen.“ Während herkömmliche Meinungsforscher und Buchmacher bis zum Abend vor dem 23. Juni einen sehr knappen Sieg für die EU-Befürworter voraussagten, zeichneten die Online-Gespräche, die das SENSEI-Projektteam verfolgte, ein anderes Bild. Am Morgen des 23. Juni, als die Wahllokale im Vereinigten Königreich öffneten, sah die Lage in den britischen sozialen Medien so aus, dass 49,63 % für den Austritt und 50,37 % für den Verbleib in der EU waren – viel zu knapp für ein eindeutiges Ergebnis. Aber bis zum späten Nachmittag hin hatte sich die Stimmung in den sozialen Medien verändert, als sich immer mehr Unentschlossene doch noch entschieden, ihre Stimme abzugeben, und die Befürworter des Austritts gewannen drastisch an Zustimmung. Das SENSEI-System sagte ein finales Wahlergebnis von 48 % für Verbleib und 52 % für Austritt aus, was exakt dem tatsächlichen Wahlergebnis entsprach, das am frühen Morgen des 24. Juni verkündet wurde. Im Wesentlichen haben die sozialen Medien also Recht gehabt. Dr. Hugo Zaragoza, ein Mitglied des SENSEI-Projektteams und ein Experte in der Meinungsanalyse, erklärte: „Anhand unserer Daten sagten wir erneut etwas völlig anderes als die Meinungsforscher voraus, und unsere Prognose erwies sich wieder als die genauere. Das ist ein großartiges Ergebnis für unser Projekt. Die Fähigkeit, Millionen von Gesprächen mitzuverfolgen und diese dann mit Mensch und Maschine auf eine bestimmte Stimmung hin zu analysieren, war erneut deutlich erfolgreicher als herkömmliche Umfragemethoden … zu Weilen waren die Gespräche in den sozialen Medien intensiv und leidenschaftlich. Seit dem Beginn dieses Projekts haben wir jeden Tag mehr als 300.000 Gespräche in den sozialen Medien über den Brexit angehört und analysiert, und es freut uns, dass wir das Ergebnis genau voraussagen konnten.“ Kommerzielle Möglichkeiten Das SENSEI-Projekt stellt ein äußerst wertvolles Instrument zur Verfügung, um Kommentatoren dabei zu helfen, Aussagen zu verstehen. Dies liegt an dem Hauptaugenmerk darauf, wie die Verwendung einer leistungsstarken Kombination aus technologiegetriebener Analytik und einem einzigartigen qualitativen Ansatz mit menschlicher Bedienung die Art, wie Gespräche auf sozialen Medien interpretiert werden, grundlegend verändern kann und wie dies kommerziell genutzt werden kann. Dr. Zaragoza merkte an: „Nachdem etablierte Meinungsforschungsinstitute so desaströse Vorhersagen abgaben, ist dies ein wirklich leistungsstarkes und wertvolles Werkzeug für Politik und Wirtschaft. Wir konnten zeigen, wie genau unsere Methode ist.“ Das SENSEI-Projekt startete im November 2013, soll im Oktober 2016 enden und wurde von der EU mit 2.650.000 Euro gefördert. Weitere Informationen finden Sie auf: Projektwebseite dedizierte Projektwebseite über die Brexit-Ergebnisse
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