Onlineressource haucht bedrohten Sprachen neues Leben ein
Im EU-finanzierten Projekt INNET wurde eine kostenlos und frei verfügbare Website zu bedrohten Sprachen entwickelt, die auf der wichtigen Arbeit vorausgehender Kulturerbe-Initiativen aufbaut und Suchfunktionen, Lehrmaterial sowie interaktive Karten anbietet. Die Ressource wird für Bildungseinrichtungen und Forscher praktisch und einfach anwendbar sein. „Das Projekt wurde als Antwort auf die Frage durchgeführt, wie digitale – und im Besonderen nicht schriftlich vorliegende Multimedia-Kulturerbe-Ressourcen – effektiv gepflegt und für die Zukunft erhalten werden könnten“, erklärt Projektkoordinatorin Dr. Dagmar Jung von der Universität zu Köln. „Dieses Thema wurde von der wissenschaftlichen und akademischen Gemeinschaft bisher nicht in Angriff genommen.“ Gleichzeitig wollte das Projektteam diese wertvollen Ressourcen der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. „Daher spielte die bildende Komponente des Projekts eine größere Rolle, als wir ursprünglich geplant hatten“, sagte Jung. „Zusätzlich zur Verbesserung der Kontaktpflege im Bereich der Innovation bei digitalen Ressourcen für Sprache und Kultur sollte das Projekt die Bildung zum Thema Sprachenvielfalt und Mehrsprachigkeit im sekundären Bildungsbereich fördern.“ Ein internationaler Sommerkurs für Master-Studenten und Doktoranden konzentrierte sich auf technische Fragen zu Sprach- und Musikarchiven für weniger verbreitete Sprachen. „Die teilnehmenden Studenten kamen aus vielen europäischen Ländern, doch auch aus Äthiopien, Indien und den USA“, sagt Jung. „Führende Wissenschaftler dieses Gebiets hielten Vorlesungen zu technologischen Umsetzungen sowie zum sprachlichen Hintergrund und der Verfahrensweise. Darüber hinaus wurden praktische Übungen unter der Anleitung dieser Wissenschaftler durchgeführt, sodass ein sofortiger Lerneffekt eintreten konnte. Der Sommerkurs wurde von den Studenten als äußerst erfolgreich bewertet, und einige davon blieben in engem Kontakt mit dem INNET-Projekt und stellten ihre eigenen Daten für die Website bereit.“ Weitere Erfolge des Projekts bestehen in der Erstellung fünf neuer regionaler Archive und in jährlichen Schulungsveranstaltungen zur Anwendung passender und aktueller Standards und Mittel. Archivare aus Argentinien, Brasilien, Ecuador, Finnland, Indonesien, Mexiko, Peru, Russland und Schweden sowie Partner aus Deutschland, den Niederlanden und Ungarn wurden aktiv in diese Veranstaltungen eingebunden. „Die Teilnehmer dieser Veranstaltungen konnten außerdem wichtige Probleme darlegen und diskutieren, die für den Betrieb eines Spracharchivs relevant sind“, so Jung. „Regionale Spracharchive erhielten durch das Betreiben dieses Archivs auch zusätzliche technische Unterstützung.“ Ein wichtiger Vorgänger von INNET war das CLARIN-Projekt, in dem ein Netzwerk zwischen Organisationen geknüpft wurde, die Sprachressourcen und zugehörige Dienste hosten. Dieses dezentrale Datennetzwerk verfügt über Standorte in ganz Europa, die typischerweise in Hochschulen, Forschungseinrichtungen, Bibliotheken und öffentlichen Archiven bestehen. Das INNET-Projekt konnte erfolgreich einen Teil des in CLARIN gesammelten Wissens auf ein größeres Netzwerk von Archiven zu gefährdeten Sprachen übertragen. Die Errichtung eines Netzwerks von Fachleuten wird weiterhin dazu beitragen, Informationen zu vom Aussterben bedrohten Kulturen und Sprachen zu präsentieren und zu verbreiten. Dies ist eine dringende Angelegenheit – die Globalisierung und die schnelllebige technologische Innovation beeinträchtigen nach wie vor viele gefährdete Kulturen und Sprachen, und es wird prognostiziert, dass zahlreiche dieser Sprachen in den nächsten Jahrzehnten aussterben werden. Mit digitalen Archiven werden wertvolle kulturelle und sprachliche Materialien für zukünftige Generationen zusammengetragen und verbreitet. Zudem werden die Archive Interesse bei Schülern und Studenten wecken, die ohne sie kaum auf Informationen zu gefährdeten Sprachen hätten zugreifen können. So wird letztendlich die Erhaltung unseres gemeinsamen Kulturerbes unterstützt. Weitere Informationen finden Sie auf: INNET-Projektwebsite Website „Sprachen in Gefahr“
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