Integrierte Lösung zur Bekämpfung gebietsfremder invasiver Arten
Das EU-finanzierte Projekt EU BON verdeutlichte vor Kurzem in einer Studie, wie wichtig frei zugängliche Daten (Open Data) bei der Identifizierung und Kontrolle von invasiven gebietsfremden Arten sind. Der im Online-Magazin Management of Biological Invasions veröffentlichte Bericht unterstrich, wie wichtig es ist, die Wissenschaftler in die Lage zu versetzen, bessere Vorhersagen zu Ursachen, Routen und Verlauf dieser Invasionen zu treffen. Invasive gebietsfremde Arten sind Tiere und Pflanzen, die versehentlich oder absichtlich in eine natürliche Umgebung eingeschleppt werden, in der sie in der Regel nicht vorkommen, was oft schwerwiegende negative Folgen für ihre neue Umgebung hat. In Europa gehören zu diesen Arten Pilze und Muscheln, Grauhörnchen und der Waschbär, um nur einige zu nennen. Sie stellen eine große Bedrohung für einheimische Pflanzen und Tiere dar und können jährliche Schäden in Millionenhöhe verursachen. Die Studie von EU BON stellte fest, dass wissenschaftliche Bemühungen zur Identifizierung und Kontrolle invasiver Arten durch einen Mangel an frei verfügbaren Daten erschwert werden. Um dieses Problem anzugehen, will das Projekt eine entsprechende Datenressource einrichten, die weite Bereiche für viele Arten und über einen langen Zeitraum abdeckt. Dieses System wird einen wesentlichen Teil des Netzwerks zur Beobachtung der biologischen Vielfalt der Gruppe zur Erdbeobachtung (Group on Earth Observation’s Biodiversity Observation, GEO BON) bilden, mit dem Biodiversitätswissenschaftler aus der ganzen Welt verbunden werden und sofortigen Zugriff auf Daten, Analysen und Fachwissen erhalten sollen. Bei Open Data geht es um die Idee, dass bestimmte Informationen frei zur Nutzung und Weiterveröffentlichung verfügbar sein sollten – ohne Einschränkungen durch Urheberschutz oder Patent –, damit Wissenschaftler die erforderlichen Informationen erhalten, um beispielsweise diese fortdauernde und immer wieder neue Herausforderung bewältigen zu können. An EU BON nehmen 30 Partner aus 18 Ländern teil, die auf bestehenden Netzwerken, Strukturen und Datenzentren aufbauen wollen, um die vielfältigen Informationssysteme, von bodengestützten Sensoren bis hin zu Satellitenbeobachtungen, zu integrieren. Außerdem sollen im Rahmen des Projekts neue Datenstandards und Integrationstechniken, zusammen mit einheitlichen Methoden zur Datenerfassung und neuen Ansätzen für die künftige Überwachung und Bewertung der biologischen Vielfalt entwickelt werden. Auch sollen die Endanwender – beispielsweise aus den Bereichen Landwirtschaft und Naturschutz –praktische Indikatoren und Interpretationswerkzeuge zum Identifizieren invasiver Arten an die Hand bekommen. Das Projekt erhält insgesamt 9 Mio. EUR aus EU-Mitteln und startete im Dezember 2012 mit einer Bewertung der aktuellen Lage in Bezug auf den Informationsaustausch zum Thema biologische Vielfalt. Das Team fand heraus, dass restriktiv lizenzierte Daten Nutzer behinderten und viele Softwaresysteme den Informationsaustausch nicht ausreichend unterstützten. Darüber hinaus behielten viele Organisationen ihre Daten geheim, obwohl das Konzept des „Open Access“ immer mehr Anhänger findet. Weiterhin stellte sich heraus, dass Europas wissenschaftliche Gemeinschaft im Bereich der Biodiversität stark fragmentiert war. Aktuelle Beobachtungssysteme und Umweltdatensätze sind weder in ihrer Abdeckung aufeinander abgestimmt noch integriert, was die wirksame Umsetzung von Umweltpolitik erschwert. Die Schaffung eines echten europäischen Biodiversitätsnetzwerks wird somit zu einer besseren Kommunikation beitragen und ein schnelles Handeln im Kampf gegen neue invasive Arten ermöglichen. Darüber hinaus bildet es eine wichtige Komponente für integrierte globale Bemühungen in diesem Bereich. Das Projekt soll im Mai 2017 abgeschlossen werden. Weitere Informationen sind abrufbar unter: EU BON http://eubon.eu/
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