LIPSE legt Messlatte für soziale Innovation mit zwei neuen Berichten an
Seit Jahren stand das europäische Sozialmodell im Zentrum der Zukunftsvisionen der EU, doch seine Verbesserung ist ein nie endender Prozess. Um an der Spitze bleiben zu können, benötigt die EU kontinuierlich neue Ideen, Strategien und Konzepte. Man nennt das soziale Innovation und LIPSE spielt eine wichtige Rolle bei deren Analyse und Entwicklung. Dabei steht das Umfeld des öffentlichen Sektors im Mittelpunkt sowie dessen Fähigkeit, sich an die sich wandelnden gesellschaftlichen Bedürfnisse anzupassen. Das Projekt befindet sich nun in seinem dritten Jahr. Mit der Veröffentlichung seiner ersten zwei Berichte „Innovation environments and capacity in the public sector“ und „Co-creation and citizen involvement in urban environments: cases of social innovation“ beginnt es auch, interessante Ergebnisse hervorzubringen. Der erste Bericht basiert auf der Analyse sozialer Netzwerke, die in vier Gemeinden durchgeführt wurden: Kopenhagen, Barcelona, Rotterdam und Edinburgh. Forscher erstellten eine Bestandsaufnahme des Personals und dessen Struktur für jede Gemeindeverwaltung, führten eine Onlineumfrage unter den Verwaltungsmitarbeitern und Politikern durch und interviewten Innovatoren in den Gemeinden, die aufgrund der Umfrage ermittelt werden konnten. Aus dem erhaltenen Feedback wurde wertvolle Information extrahiert, etwa Listen in Hinsicht auf Herausforderungen und Motoren von Innovation, Bemessungsgrößen der Innovationsfreude sowie die Analyse von Vernetzungsaktivitäten. Anschließend konzentrierten sich die Forscher darauf, den gegenseitigen Einfluss dieser Indikatoren zu ermitteln. Insgesamt umfasst der Bericht interessante Schlussfolgerungen im Hinblick auf die enge Verbindung zwischen einer verstärkten externen Kommunikation und einer höheren selbsteingeschätzten Innovationsfreude, der Rolle von Vermittlern, den besten Arten von Führung und der besten Art, ein Gleichgewicht zwischen schwachen und starken sozialen Bindungen zu erreichen. Er betont auch, wie wichtig es ist, informelle Netzwerke gedeihen zu lassen, da diese besser als starre hierarchische Strukturen dazu geeignet sind, Innovationen vorzunehmen. Die Wahrheit über Mitgestaltung Der zweite Bericht konzentriert sich auf Mitgestaltung, ein Phänomen, bei dem die Bürgerinnen und Bürger dazu aufgerufen sind, sich aktiv an der Initiierung und am Entwurf öffentlicher Projekte zu beteiligen. In der Slowakei fand das Projektteam ein gutes, nützliches Beispiel dafür. Dort arbeiteten Studierende daran, die Lebensbedingungen der Roma-Bevölkerung mithilfe einer Crowdfundinginitiative zu verbessern. Die Ergebnisse von LIPSE zeigen anhand von 14 Beispielen in sieben Ländern, dass es vielen nicht gelingt, die ursprünglich von den Regierungen bei der Entscheidung für eine Finanzierung vereinbarten Ziele zu erreichen. „Ein überraschendes Ergebnis war, dass wir den Eindruck bekamen, dass Mitgestaltung die öffentlichen Dienstleistungen nicht immer demokratischer und für ein vielfältiges Publikum nicht immer zugänglicher machen. Einige unserer Beispiele zeigten uns, dass es, insbesondere wenn sich Regierungen einen Schritt von der Bereitstellung öffentlicher Dienstleistungen zurückziehen, oftmals die gut ausgebildeten, wohlhabenden Bürger sind, die in einer besseren Position sind, um diese Lücke mit neuen Projekten auszufüllen“, bemerkt William Voorber von der Erasmus Universität Rotterdam in einem Beitrag zum Projektblog. Obwohl dieses Projekt die Vorteile der Mitgestaltung – wie die Bildung einer stärkeren Gemeinschaft – und Bedingungen, unter denen diese am besten funktionieren können, unterstreicht, betont das Team, dass eine Mitgestaltung eher als eine Ergänzung als der Ersatz bestehender öffentlicher Dienstleistungen zu sehen sei. Der Bericht liefert wertvolle Ratschläge zu den Auswirkungen von Subventionen. Diese bereits fruchtbare Forschung gibt nur einen kleinen Eindruck von dem, das LIPSE anbietet. Die Ergebnisse anderer Arbeitspakete sollen bald zur Verfügung stehen. Dazu gehören eine Bestandaufnahme der Empfehlungen von Ombudsleuten und Auditbüros, weiterhin eine Befragung zum Feedback sowie ein Bericht über Risikodefinition und Risikogovernance in sozialen Innovationsprozessen. Weitere Informationen sind abrufbar unter: LIPSE http://www.lipse.org/
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