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Inhalt archiviert am 2023-03-23

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Digitale Ethik und unsere Zukunft in einer vernetzten Welt

Warum ist Ethik in einer Welt mit beschleunigter technologischer Entwicklung so wichtig? Futurist Gerd Leonhard beschäftigte sich auf der TEDx Brussels mit dieser Frage.

"Die Entwicklung von vollständig künstlicher Intelligenz (KI) könnte das Ende der Menschheit bedeuten", sagte der weltbekannte theoretische Physiker Stephen Hawking kürzlich der BBC. "KI ist eine größere Bedrohung für die Existenz der Menschheit als Atomwaffen", so Elon Musk, führender Hightech-Investor und CEO von Tesla. Wenn Hawking und Musk besorgt sind, müssen dann auch wir beunruhigt sein? Wie können wir, während die technologische Entwicklung mit exponentieller Geschwindigkeit voranschreitet, sicherstellen, dass wir uns ihr nicht unterordnen? Und wie kann uns die Ethik in dieser schönen neuen Welt leiten? Mit diesen Fragen beschäftigte sich Anfang des Monats Futurist Gerd Leonhard in einem Vortrag auf der TEDx Brussels: "Digitale Ethik und die Zukunft der Menschheit in einer vernetzten Welt". Stellen Sie sich die Zukunft doch einmal so vor: Nanoroboter in Ihrem Blutkreislauf können Ihren Cholesterinspiegel senken; ein Chip in Ihrem Körper überwacht Ihren Gesundheitszustand und sendet die Informationen an Ihren Arzt, aber auch an Ihre Krankenkasse; nahezu alles – Musik, Filme, Krankenakten, Bankgeschäfte usw. – ist digitalisiert oder automatisiert und was wir essen, trinken, ansehen und kommunizieren kann nachverfolgt werden. Diese Dinge könnten unser Wohlbefinden und unsere Sicherheit verbessern, aber sie könnten auch zum Verlust von jeglichem Alleinsein und Privatsphäre führen. Stören sie oder sind sie nützlich, fragt Leonhard das Publikum der TEDx. Mit dieser Frage müssen wir uns schnell beschäftigen, da die Technologie mit exponentieller Geschwindigkeit voranschreitet und ihm zufolge bis 2029 Maschinen eine ähnliche oder umfassendere Intelligenz als Menschen haben werden. "Ist es nützlich oder beängstigend, dass Google jeden unserer Schritte verfolgt?", fragt Leonhard. "Das hängt von unserer Ethik ab." Die Debatte über Privatsphäre und Sicherheit liefert die Antwort darauf, warum Ethik wichtig ist, so Leonhard. Wer aber sollte für uns entscheiden, was beim Datenschutz ethisch vertretbar ist? Unsere Regierungen? Leonhard verwies auf die Erfolgsbilanz einiger Regierungen in dieser Frage: "Der Direktor des FBI sagt, dass das, was Apple gerade tut – nämlich ermöglichen, dass man sich auf den neuen iPhones (angeblich) hinter Verschlüsselung verstecken kann – verboten werden sollte. Dem Direktor von GCHQ zufolge 'war Privatsphäre noch nie ein absolutes Recht' und Präsident Obama sagt, dass wir verstehen müssen, dass man nicht 100 Prozent Sicherheit und 100 Prozent Privatsphäre haben könne." Wie sieht es mit den immer mächtigeren Vermittlern bei Facebook usw. Aus? Hierzu fragte Leonhard: "Sollten wir ethische Entscheidungen denen überlassen, die den Zugang oder die Plattformen oder die Tools oder die Apps oder die Websites kontrollieren? Ist da eine gute Idee? Das hängt davon ab, wer es ist, aber es ist nicht einfacheine Frage von gut und böse." In der Zukunft, wenn weitere drei Milliarden Menschen online gehen, wird digitale Ethik in den Vordergrund rücken. Daher insistiert Leonhard: "Wir haben jetzt intelligente PDAs der nächsten Generation wie Siri und Cortana und KI in der Cloud: Wird sich die Menschheit zu nachverfolgbaren, einfach zu manipulierenden, ferngesteuerten identischen Wesen entwickeln? Wird die Zukunft von einem völligen Vertrauen in die Technologie geprägt sein? Technologie kann alle Probleme lösen?" "Technologie dringt jetzt in unsere Körper ein und wir gehen ins Innere der Technologie", fuhr er fort, "das bedeutet KI wirklich – ein Stück Menschheit in einer Maschine." Leonhard nannte diese kurz bevorstehende Realität "Helven" abgeleitet von Heaven und Hell, also Himmel und Hölle, je nachdem wie man sie betrachtet. "Die Frage", sagte er, "lautet nicht mehr, ob wir etwas tun können, denn die Antwort ist: Ja, früher oder später. Die neue Frage muss lauten: Warum, wer und wann." Nachdem er so viele ethische Fragen gestellt hatte, bot Leonard auch eine Orientierungshilfe an: "Wir brauchen ein Gleichgewicht. Wir müssen nach Menschlichkeit und Technologie streben – Unwirtschaftlichkeit zulassen und nach Wirtschaftlichkeit streben. Exponentiell bezieht sich auf Geschwindigkeit, Kraft und den Netzwerkeffekt. Ich möchte die neue Bezeichnung "humanentiell" vorschlagen, bei der es um Tiefe, Bedeutung und Selbsterfüllung geht. Diese Dinge sind konvergent." Er wies auf die drei Grundregeln der World Future Society hinsichtlich der Ethik unserer Zukunft hin: Menschen sollten nicht zu Technologie werden; Menschen sollten nicht dem dominierenden Zwang der KI ausgesetzt werden und Menschen sollten keine neuen Kreaturen erschaffen. "Ohne eine stärkere Fokussierung auf digitale Ethik", warnte Leonhard in seiner Zusammenfassung, "könnten wir von unseren eigenen Erfindungen ausgerottet werden." Weitere Informationen sind abrufbar unter: TEDx Brussels http://www.tedxbrussels.eu/

Länder

Belgien

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