Futterinnovation hat Wettbewerbsfähigkeit der Aquakultur im Visier
Die europäische Aquakulturbranche ist von höchster wirtschaftlicher Bedeutung, insbesondere in ländlichen Gebieten und an den Küsten. Die Branche besteht hauptsächlich aus kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sowie Kleinstunternehmen und beschäftigt etwa 70 000 Menschen direkt. Das gesamte Produktionsvolumen der EU ist seit dem Jahr 2000 mehr oder weniger konstant, während die globale Produktion pro Jahr um beinahe 7 % gestiegen ist. Der zunehmende Wettbewerb aus anderen Teilen der Welt übt Druck auf die europäische Produktion aus, die Strategien finden muss, um Kosten zu senken und effektiver zu arbeiten. „Aktuelle Lösungen wie der Einsatz von Antibiotika zur Verringerung der Sterblichkeit der Fische sowie Fischfutter mit Fischmehl und Fischöl zur Verbesserung des Wachstums sind nicht effektiv, kostenintensiv und überhaupt nicht nachhaltig“, berichtet Manuel Tárraga, Projektkoordinator und Projektentwicklungsdirektor des spanischen KMU Buggypower. „Es besteht ein deutlicher Bedarf an alternativem Futter, das gleichzeitig effizient, nachhaltig und umweltfreundlich ist und keine Antibiotika enthält.“ Um diese Probleme anzugehen, entwickelten Tárraga und sein Team ein natürliches Fischfutter, das mit marinen Mikroalgen angereichert ist. Statt gefriergetrockneter Biomasse wird eine hochreine Mikroalgenbiomasse, die mithilfe eines patentierten Anbauverfahrens erzeugt wird, verwendet. So kann auf den kostenintensiven Trockenvorgang verzichtet werden. Das Futter ist darauf ausgelegt, das Immunsystem der Fische zu stärken und deren Wachstum zu fördern, um so eine effektive Züchtung der Goldbrasse zu erzielen. „Einen mittelgroßen Erzeuger, der zwischen zehn und fünfzehn Aquakulturbecken besitzt, kostet das Fischfutter für die Vormast und die Mast von Goldbrassen derzeit rund 250 000 EUR für 610 Tage“, so Tárraga.
Nachfrage nach natürlichem Fischfutter
Das sechsmonatige Projekt ALGABOOSTER, das im August 2019 startete, ermöglichte es Buggypower, Machbarkeitsstudien durchzuführen, um die technische, kommerzielle und finanzielle Tragfähigkeit des Produkts zu analysieren. „Aus der technischen Perspektive analysierten wir, inwiefern das Extrusionsverfahren verbessert werden könnte und wie die Mikroalgenzutaten am besten konserviert werden können“, erläutert Tárraga. „Wir werteten außerdem die Möglichkeit der Installation eines Geräts zur Herstellung von Mikrokapseln im industriellen Maßstab sowie verschiedene Optionen für die Optimierung der Produktformel von ALGABOOSTER aus.“ Ein Schlüsselergebnis war, dass das Fischfutter-Endprodukt durch die Herstellung der Mikrokapseln sehr teuer werden würde. Aus diesem Grund entschieden sich Tárraga und sein Team dafür, von diesem Verfahren abzusehen und sich stattdessen auf die Optimierung der Extrusion zu konzentrieren. Außerdem wurde der Kontakt zu Fischfutterproduktionsfirmen hergestellt, was die KMU dabei unterstützt, mögliche Markenpartnerschaften zu untersuchen. Eine Studie über Zusätze in Fischfutter half dem Unternehmen dabei, sich auf wichtige europäische Länder auszurichten und eine Kommerzialisierungsstrategie zu entwickeln. Darüber hinaus wurden die Themen regulatorische Anforderungen und Patentschutz analysiert. „Aus finanzieller Sicht konnten wir eine Strategie für die Preisgestaltung konzipieren und eine finanzielle Prognose erstellen“, erläutert er. „Jetzt verfügen wir über Finanzprognosen für den Zeitraum 2022 bis 2027, bei denen die Anzahl potenzieller Nutzenden sowie erkannte Risiken in Betracht gezogen wurden.“
Ein Impuls für die europäische Aquakultur
Tárraga ist der Meinung, dass der Weg hin zur Kommerzialisierung klar ist. Die Nachfrage nach natürlichem, auf Mikroalgen basiertem Fischfutter wurde bestätigt und das Unternehmen ist zuversichtlich, dass ihr Produkt ALGABOOSTER dazu beitragen wird, dass die europäische Aquakultur auf nachhaltige Weise globale Wettbewerbsfähigkeit erreichen kann. „Ein natürliches Fischfutter, das mit dem Immunstimulant-Komplex aus marinen Mikroalgen angereichert ist, kann auf jeden Fall dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Aquakulturbranche voranzutreiben“, so Tárraga weiter. „Wir gehen davon aus, dass wir die Sterblichkeit um 50 % bis 67 % verringern und die Wachstumszeit um 11 % bis 21 % verkürzen können.“ Das Unternehmen sieht sich derzeit nach geeigneten Herstellerunternehmen in der Branche um und spricht Nutzende an, die das Produkt in echten Fischfarmen ausprobieren wollen.
Schlüsselbegriffe
ALGABOOSTER, Aquakultur, Fisch, Mikroalgen, Extrusion, Herstellung von Mikrokapseln, Fischfutter, marin
